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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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über den Weg laufen werden. Freunde und Liebende sind sich dort sehr nahe.«
    »Seltsam«, sagte Elizabeth. »Es kommt mir vor, als wollte ich jetzt gehen. Fast als hätte ich keine andere Wahl.«
    »Mir geht’s genauso«, pflichtete Barber bei. Dann nahm er ihre Hand, wie um sich an ihr festzuhalten.
    »Die Anziehungskraft ist sehr stark«, erklärte ich. »Es ist dort warm und verlockend, und es ist der Ort, wo Sie hingehören.«
    Sie sahen einander lächelnd an. Dann waren sie ohne ein weiteres Wort verschwunden.
    Zumindest optisch. Ich konnte spüren, wie sie durch mich hindurchgingen, ihre Gefühle, ihre Ängste, ihre Hoffnungen und Träume. Manchmal spürte ich auch Hass, Feindseligkeit und Eifersucht. Aber vor allem fühlte ich überwältigende Liebe. Mit jedem Übergang wuchs mein Glaube an die Menschlichkeit.
    Elizabeth hatte all ihre Besitztümer ihren Nichten und ihrem Neffen hinterlassen, und Barber hatte schon vor Jahren eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen. Seine Mutter würde fortan eine sehr wohlhabende Frau sein. Und obwohl ich mir sicher war, dass ihr Sohn ihr lieber gewesen wäre, hoffte ich, dass sie dadurch ein wenig getröstet würde. Am Ende hatte er seiner Mutter einen langen Brief geschrieben, genau wie Elizabeth und Sussman, und obwohl seiner etwas weniger … wehmütig ausgefallen war, war ich überzeugt, dass seine Mutter diese Geste zu schätzen wissen würde.
    Ich wandte mich Sussman zu. »Und Sie?«
    Er hatte die ganze Zeit aus meinem Fenster gesehen. Nun senkte er den Kopf. »Ich kann nicht.«
    »Aber es wird alles gut, Patrick.«
    »Ich weiß, ich gehe ja auch, bloß jetzt noch nicht.«
    Er verschwand, ehe ich noch etwas sagen konnte.
    »Hey, Kürbiskopf.«
    Als ich mich zu Tante Lillian umdrehte, hätte ich, als ich sah, wer bei ihr war, ums Haar laut aufgeschrien. Stattdessen zwang ich mich zu lächeln und sagte: »Hey, Tante Lil, Mr Habersham.« Mr Habersham war der Tote aus 2B, für den ich das transzendentale Schädlingsbekämpfungsmittel erfunden hatte.
    Die beiden kicherten aufgekratzt, und mir kam ein bisschen die Galle hoch.
    Andererseits zierte Tante Lillians weiches, faltiges Gesicht der liebenswürdigste Ausdruck. »Wir wollen zum Margarita Grill, um den Hummer zu riechen, danach schauen wir uns den Sonnenaufgang an, und zwischendurch haben wir höchstwahrscheinlich heißen, ungeschützten, animalischen Sex.«
    W-wie bitte? Sogar meine innere Stimme geriet ins Stottern. Ich konnte nicht fassen, was sie gerade verkündet hatte. Gab es im Margarita Grill überhaupt Hummer? »O-kay, Tante Lil, viel Spaß.«
    Alles klar, ich gebe ja zu, dass der Gedanke an die beiden, wie sie heißen, ungeschützten, animalischen Sex hatten, mir nicht ganz geheuer war, insbesondere weil meine Tante überhaupt keine Zähne mehr hatte und ihre Körpertemperatur, mal ehrlich, deutlich unter dem Gefrierpunkt lag. Allzu heiß konnte es da kaum hergehen.
    Ich humpelte ins Wohnzimmer zurück und fragte mich, ob ich Ubie berichten sollte, was seine Großtante im Schilde führte, doch schließlich entschied ich mich dagegen.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das wirklich durchgezogen hast«, sagte er und löste kopfschüttelnd den Verband um meinen Knöchel. »Zuerst lässt du dir von einem betrunkenen Schläger die Visage umdekorieren, dann saust du dreißig Meter tief durch ein Dachfenster, überstehst nicht einen, sondern gleich zwei Mordanschläge, um schließlich von einem Pfennigabsatz gefällt zu werden. Ich wusste schon immer, dass die Dinger mordsgefährlich sind.«
    »Eine genetische Veranlagung zu Geisteskrankheiten ist auch mordsgefährlich, aber siehst du mich deshalb jammern?«
    Er lachte und warf den Verband auf mein Secondhandsofa. »Die Schwellung ist zurückgegangen. Sogar sehr. Erstaunlich.«
    Die Schwellung war zurückgegangen. Reyes hatte vermutlich recht. Verglichen mit meinen Mitmenschen wurde ich verdammt rasant gesund. Und mich brachte so schnell nichts um. Offensichtlich. »Du kannst den Verband jetzt weglassen. Es fühlt sich schon viel, viel besser an.«
    »Gut, dann geh ich jetzt besser. Aber vorher muss ich dir noch was sagen«, sagte er, während er aufstand und zur Tür ging. »Ich hab mit meiner Bekannten, der Richterin gesprochen. Sie prüft deine einstweilige Verfügung.«
    Die Erleichterung überschwemmte jede Zelle meines Körpers. Nun konnte ich dem Staat vielleicht dauerhaft in den Arm fallen, falls Reyes bis dahin nicht von selbst

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