Das Flüstern der Toten (German Edition)
Davidson, ich bin beeindruckt«, meinte er, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Dazu braucht man Eier in der Hose.«
»Bitte«, sagte ich schnaubend, »wenn schon, dann Eierstöcke. Und davon habe ich ebenfalls zwei.«
Er sah mich an, sein Gesicht strahlte vor neuer Bewunderung. »Hab ich erwähnt, dass ich als Gynäkologe praktizieren darf? Falls Sie mal ein Problem mit Ihren Eierstöcken haben … «
Ich verdrehte die Augen, erhob mich vom Tisch und wackelte barfüßig zur Tür. Während ich den Umstand, dass ich mir während Prices Fluchtversuch ums Haar das Genick gebrochen hätte, sorgfältig verbarg, ließ sich beim besten Willen nicht verbergen, dass ich mir auf dem Rückweg zum Lieferwagen den Knöchel verstaucht hatte. Verdammte Stöckeltreter. Mein Genick und der Knöchel brachten mich um.
Unterdessen tauchten Barber und Elizabeth auf, um zu verkünden, dass sie Pater Federico gefunden hatten. Er lag im Krankenhaus. Die beiden waren nur ein bisschen enttäuscht, als ich ihnen verriet, dass er dort lag, weil wir ihn hingebracht hatten. Sein Zustand war nicht der beste, aber wenigstens lebte er noch.
Alles in allem ein gelungener Tag. Wir hatten den USB-Stick, das Video und Pater Federicos Aussage. Benny Price würde vermutlich den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen. Oder wenigstens einen beträchtlichen Teil davon. Und er würde lernen müssen, seine linke Hand wieder zu benutzen, dachte ich glucksend.
Den Ruhm würde Onkel Bob einstreichen, so war das nun mal. Und dass ich Privatdetektivin war, half, die Wahrheit zu verschleiern. Wir mussten uns dadurch keine Erklärungen mehr einfallen lassen, wieso ich ständig an Tatorten aufkreuzte oder was für eine Art Beraterin ich eigentlich genau darstellte. Ich war eben einfach in privaten Ermittlungen unterwegs. Das brachte die meisten Leute zum Schweigen.
»Sie haben mir gar nicht ihre Namen verraten«, rief Garrett hinter mir her.
Ich drehte mich um und zog fragend eine Augenbraue hoch.
Auf seinem Gesicht erschien ein boshaftes Grinsen. »Sie haben mir Danger und Will Robinson vorgestellt, mit den beiden anderen haben Sie mich jedoch nicht bekannt gemacht.« Sein Blick wanderte zu meinem Bauch.
»Also gut«, seufzte ich ungeduldig. »Aber Sie dürfen sich nicht über ihre Namen lustig machen. Sie sind nämlich sehr sensibel.«
»Das würde ich nie tun«, versicherte er.
Nachdem ich ihn zur Warnung finster angesehen hatte, deutete ich vage auf die Stelle, an der mein linker Eierstock lag. »Das ist Beam Me Up.« Darauf folgte die rechte Seite. »Und das ist Scotty.«
Garrett kicherte und vergrub das Gesicht in den Händen. Er hatte gefragt.
»Warte auf mich«, rief Onkel Bob. Da mein Fuß dick in Eis verpackt war, bot er mir an, mich nach Hause zu fahren.
»Gut gemacht, Davidson«, bemerkte einer der Polizeibeamten beim Hinausgehen. Die Rumpfbesatzung des Reviers erhob sich lächelnd und nickte anerkennend. Das war ihre Art, mir zu gratulieren. Nachdem ich jahrelang feindselige Blicke und abfällige Bemerkungen kassiert hatte, irritierten mich ihre Beifallsbekundungen ein wenig.
»Ihren Jeep bringen wir Ihnen morgen«, sagte Garrett, indem er uns nach draußen folgte. Er half mir in Ubies SUV und achtete darauf, dass ich mich anschnallte, bevor er die Tür zuschlug. »Gute Arbeit«, ließ er mich von seinen Lippen ablesen, als wir aus der Parklücke fuhren. Allmählich wurde mir das alles ein wenig unheimlich.
In meiner Wohnung fühlte ich mich schon tausendmal besser. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie erschöpft ich war. Onkel Bob half mir rein und wartete, bis ich meinen Schlafanzug anhatte, damit er noch einen letzten Blick auf meinen Knöchel werfen konnte.
Als ich umgezogen war, erwarteten mich in meinem Schlafzimmer die Anwälte.
»Wir haben’s geschafft«, sagte Elizabeth.
»Ja, haben wir.« Ich ging zu ihr, und wir umarmten uns kühl.
»Und was jetzt?«, wollte Barber wissen.
Ich sah ihn beinahe traurig an. »Jetzt helfe ich Ihnen hinüber.«
Elizabeth wandte sich ab und trat auf ihn zu. »Tja, wenn es Sie irgendwann mal dorthin verschlägt, ich liege im ersten Grab rechts in der neu ausgehobenen Reihe.«
Er gluckste. »Ich liege ganz am anderen Ende. Ich hatte eine … hübsche Beerdigung.«
»Ich auch.«
»Falls ich mich irren sollte, kommen Sie bitte nicht zurück, um bei mir zu spuken«, sagte ich und versuchte mir ein Lachen zu verkneifen, »aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie beide sich drüben
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