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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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ihrem Büro in meins führte. »Oh.« Sie entdeckte Garrett. »Mr Swopes, ich wusste ja nicht – «
    »Er wollte gerade gehen«, teilte ich ihr mit.
    Garrett lächelte mich an und schenkte Cookie die volle Wucht seines schiefen Grinsens.
    Bastard.
    »Mann, Mann, Mann«, sagte Elizabeth eine Spur zu atemlos. »Genau das habe ich gemeint.«
    Ich verkniff mir ein hilfloses Stöhnen und behielt Cookie im Auge, die nun das Wort ergriff, etwas über Papierkram stammelte, winkte und die Tür schloss, sodass wir unter uns blieben.
    »Ich weiß genau, wie sie sich fühlt«, schnurrte Elizabeth.
    Ich ließ mich in den Sessel hinter meinem Schreibtisch fallen, während Garrett sich auf dem Platz mir gegenüber zusammenfaltete.
    »Und?«, fragte ich.
    »Und?«, ahmte er mich nach.
    »Sie sind nicht aus Geselligkeit hier, Swopes. Was wollen Sie? Ich muss drei Mordfälle lösen.«
    Meine Zuversicht amüsierte ihn. »Ich dachte, wir könnten uns mal auf einen Kaffee treffen.«
    »Verdammt«, rief Elizabeth. »Ihr geht zusammen Kaffee trinken? Darf ich zugucken?«
    Ich sah sie stirnrunzelnd an. »Wir gehen keinen Kaffee zusammen trinken.«
    Garrett senkte den Kopf, anscheinend übte er sich in Geduld.
    »Hören Sie«, sagte ich, da ich sein Getue satt hatte. »Ich hab’s Ihnen doch schon gesagt. Sie können sich meine Fähigkeiten zunutze machen oder nicht. Vorzugsweise nicht. Da ist die Tür. Schönen Tag noch, und rutschen Sie mir den Buckel runter.«
    Er hob den Kopf, mit ernster, aber keineswegs saurer Miene, was mir, wenn man meine letzte Aufforderung bedachte, passender erschienen wäre. »Zunächst mal«, begann er in verbittertem Ton, »bin ich noch dabei, mich an all das zu gewöhnen, Miss Ätzend. Lassen Sie mir ein wenig Zeit.«
    »Nein.«
    »Zweitens«, fuhr er, ohne auszusetzen, fort, »würde ich mich gerne mal mit Ihnen darüber unterhalten.«
    »Nein.«
    »Ich meine, wie so was läuft.«
    »Super.«
    »Sehen Sie ständig Tote?«
    »Bloß an Sonn- und Feiertagen.«
    »Sind sie, na ja, überall?«
    »Hat der Frosch ’n wasserdichten Arsch?«, fragte ich, während ich mich im Sessel zurücklehnte, die Füße hob und sie samt staubigen Wanderstiefeln über Kreuz auf dem Schreibtisch ablegte.
    Ich legte die Fingerspitzen aneinander und funkelte Garrett betont ungeduldig an, während ich wartete, dass er mit seiner Entscheidung endlich zu Potte kam. Nämlich ob er mir glauben oder es lassen wollte.
    Ich nannte diese Phase die »Dämmerung« – die Phase, in der jemand sich zu fragen beginnt, ob ich die Verstorbenen tatsächlich sehen kann. Klar, die Zweifel bleiben. Die meisten zermartern sich das Hirn, um sich irgendwie zu erklären, wie ich das hinbekam.
    Und während ich Lebenszeit vergeudete, mühte sich Garrett Swopes genau damit ab. Schließlich liefen Tote nicht in der Gegend herum, um herauszufinden, wer sie ermordet hatte. Es gab keine Geister. Was ich da behauptete, konnte überhaupt nicht wahr sein.
    Die Dämmerung glich einer Weggabelung, an der der sprichwörtliche Wanderer sich entscheiden muss, welche Abzweigung er schließlich nehmen will. Unglücklicherweise war die Abzweigung, die zu Charley der Geisterseherin führte, wesentlich unwegsamer als die sichere, eingefahrene Abzweigung zu Charley der Bekloppten. Und keiner macht sich gerne zum Narren. In neun von zehn Fällen hielt allein das die Menschen davon ab, sich überzeugen zu lassen.
    Garrett hielt meinem Blick einige Sekunden stand, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf meine Finger. Fast konnte ich die Zahnräder in seinem Kopf knirschen hören. Nachdem weitere Sekunden ins Land gegangen waren, gelangte ich zu dem Schluss, dass diese Zahnräder mal gründlich geölt werden sollten.
    »Wie konnten Sie wissen, wo Sie Ms Ellerys Leiche finden würden?«, fragte er schließlich.
    »Das erkläre ich Ihnen jetzt nicht noch mal, Swopes.«
    »Nein, ernsthaft – «
    »Nein.«
    Nach einer neuerlichen langen Pause fragte er: »Und Sie können das schon seit Ihrem fünften Lebensjahr?«
    Ich schnaubte. »Ich kann die Verstorbenen schon seit meiner Geburt sehen. Es hat bloß fünf Jahre gedauert, bis mein Vater mir geglaubt hat. Doch als ich ihm verriet, wo die Leiche eines vermissten Mädchens lag, sah er ein, was für eine große Hilfe ich ihm sein würde.«
    »Das Johnson-Mädchen«, sagte er.
    Ich gab mir Mühe, nicht zu zucken. Nicht gerade eine meiner Lieblingserinnerungen. Genau genommen gab es für mich kaum eine unangenehmere Erinnerung.

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