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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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alles mit, von dem Sie wollen, dass sie es weiß, und wir tun einfach so, als hätten Sie die Nachricht vor Ihrem Tod selbst getippt. Ich kenne sogar jemanden, der, um die Sache wasserdicht zu machen, Ihre Unterschrift fälschen kann, wenn Sie wollen.«
    »Wer?«, wollte Garrett wissen.
    Ich funkelte ihn wütend an. Was ich mit den Verstorbenen vereinbarte, ging ihn nichts an.
    Über Elizabeths Gesicht huschte ein hübsch anzusehender erstaunter Ausdruck. »Brillant. Ich bin Rechtsanwältin. Ich bin noch systematischer als das Dewey-Dezimalsystem. Sie wird komplett darauf hereinfallen.«
    »Natürlich fällt sie drauf rein«, nickte ich und klopfte ihr auf den Rücken.
    »Kann ich meiner Frau auch schreiben?«, fragte Sussman.
    »Klar.«
    Dann wandten wir uns alle Barber zu, in der Erwartung, dass auch ihm irgendein Adressat einfiele. »Ich habe bloß meine Mutter. Aber sie weiß, wie ich über sie denke«, erklärte er, und ich war unschlüssig, ob ich über Ersteres traurig oder lieber über Letzteres froh sein sollte.
    »Das ist schön«, teilte ich ihm mit. »Ich wünschte, mehr Menschen würden sich die Zeit nehmen, über ihre Gefühle zu sprechen.«
    »Ja. Ich hab ihren Schneid schon mit zehn gehasst. Viel mehr würde mir für einen Brief auch nicht einfallen.«
    Ich versuchte mir meine Bestürzung nicht anmerken zu lassen.
    Er merkte trotzdem, was los war. »Oh, glauben Sie mir, das beruht auf Gegenseitigkeit.«
    »Gut, dann also zwei Nachrichten.«
    »Hey«, rief Elizabeth, plötzlich nachdenklich geworden, »an welchem Tag ist eigentlich Sommeranfang?«
    »Wollen Sie so lange bleiben?«, fragte ich.
    Sie reckte die Schultern, deutete nickend auf Garrett und wackelte mit ihren perfekt geschwungenen Augenbrauen.
    »Ah.« Ich verkniff mir ein Lachen. »Am zwanzigsten Juni, aber – «
    Garrett schnaubte verblüfft, und Elizabeth verschränkte selbstgefällig lächelnd die Arme vor der Brust.
    »Sie haben recht«, sagte Garrett. »Elizabeth Ellery hat am zwanzigsten Juni Geburtstag.«
    Ich blickte sie böse an. »Sie haben mich reingelegt.«
    »Rechtsanwältin«, schoss sie zurück, als wäre damit alles gesagt.
    Ja, ich mochte sie sehr. Ich schlenderte zu meinem Sessel zurück und ließ mich hineinfallen.
    »Sie hat mich reingelegt«, sagte ich zu Garrett.
    Er grinste. Aber anders. Sein Grinsen hatte sich verändert, dann ging mir auf, warum.
    »Oh, nein. Nein, nein, nein, nein, nein«, sagte ich und wedelte mit dem Zeigefinger. »Fangen Sie gar nicht erst mit dem Mist an.«
    »Mit welchem Mist?«, fragte er unschuldig und eingeschüchtert zurück.
    »Der Mist, bei dem Sie mich ansehen, als hätte ich die Antworten auf sämtliche Fragen im bekannten Universum. Die habe ich nämlich nicht. Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Oder in Ihre Vergangenheit. Ich kann verdammt noch mal auch nicht aus Ihrer Hand lesen, was immer da drinsteht.«
    »Aber Sie sind ein Medium, oder?«
    »Sportsfreund«, sagte ich und lehnte mich über den Schreibtisch. »Ich bin so sehr ein Medium wie eine Karotte.«
    »Aber – «
    »Kein Aber!« Dieses spezielle Wort mit M bereitete mir ernstlich Kopfzerbrechen. Das war noch nie mein Ding gewesen. Lieber hielt ich mir mit beiden Händen die Ohren zu und begann ein Liedchen zu summen.
    »Wie erwachsen.«
    Er hatte ja recht. Ich streckte ihm trotzdem noch die Zunge heraus, nahm die Hände dann aber wieder runter. »Hören Sie, selbst wenn ich mehr Fragen als Antworten habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Gabe eher was mit Schizophrenie zu tun hat als mit irgendwas Übernatürlichem. Da können Sie fragen, wen Sie wollen, wenn man mich in eine Schublade stecken wollte, käme ich immer zu den Spinnern.«
    »Schizophrenie«, wiederholte er skeptisch.
    »Ich höre Stimmen. Noch schizophrener geht’s ja wohl kaum.«
    »Aber Sie sagten doch gerade – «
    Ich unterbrach ihn mit erhobenem Zeigefinger. Obwohl mir der Mittelfinger lieber gewesen wäre, musste ich nun mit meiner Erklärung fortfahren, um den gutgemachten Boden nicht gleich wieder zu verlieren. »Schauen Sie, Menschen in Ihrer Lage, die fast so weit sind, an das zu glauben, was ich tue, ziehen sämtliche Reißleinen. Sie stellen mich auf die Probe, kommen mir mit dummen Fragen, wollen wissen, wo demnächst ein Erdbeben stattfindet oder mit welchen Lottozahlen sie den Jackpot knacken. Aber mal im Ernst, haben Sie schon mal in der Zeitung gelesen, dass ein Medium beim Lotto abgeräumt hat? Ich bin kein Medium. Ich weiß nicht

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