Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
Vom Netzwerk:
Am Tag des Johnson-Fiaskos, wie ich es nannte, nahm Denise, ohne groß zu überlegen, die eingefahrene Abzweigung, beschloss, mir nicht zu glauben, und schwor, nie wieder ein Wort darüber zu verlieren. An dem Tag erkannte ich außerdem, wie abnorm meine Fähigkeit eigentlich ist. Und dass manche Menschen – mir nahestehende Menschen – mich dafür verachteten. Dass meine Stiefmutter mich vor Dutzenden Schaulustigen ohrfeigte, bis ich nicht mehr klar denken konnte, machte die Sache natürlich nicht besser.
    »Geht’s Ihnen gut?«, erkundigte sich Sussman.
    Ich hatte die Anwesenheit der Anwälte fast vergessen. Ich nickte diskret.
    »Wissen Sie«, mischte sich Elizabeth ein, »ich glaube, er versucht lediglich, unvoreingenommen zu sein.«
    Ich machte ein gefährlich mürrisches Gesicht. Gemein. Schließlich wollte sie nur helfen.
    »Sind sie jetzt hier?«, fragte Garrett.
    Ich seufzte. Ich war nicht scharf auf seine Feindseligkeit. Aber er hatte gefragt. »Ja.«
    Er griff nach seinem Notizblock. »Können Sie Ms Ellery fragen, wann sie Geburtstag hat?«
    »Nein.«
    Da trat Elizabeth vor. »Am zwanzigsten Juni.«
    Ich sah sie an. »Er kennt Ihren Geburtstag. Er will nur wissen, ob ich ihn auch kenne.«
    »Nein?«, echote er. Er wirkte enttäuscht, als wollte er, dass ich ihm Rede und Antwort stand, als wollte er mir wirklich glauben. Zumindest für etwa fünf Minuten. Er gehörte zu den Schönwettergläubigen, vor denen ich mich in Acht nehmen musste. Diese Leute hatten die fiese Angewohnheit, mir Tiefschläge zu versetzen, wenn ich schon gar nicht mehr damit rechnete.
    »Sagen Sie’s ihm doch«, drängte Elizabeth.
    »Sie verstehen das nicht. Menschen wie er glauben mir nie, jedenfalls nicht richtig. Er wird immer skeptisch bleiben. Er wird ständig bohrende Fragen stellen, um Informationen aus mir herauszuholen, über die er längst verfügt, bloß um zu sehen, ob ich versage.« Ich sah Garrett an. »Vergessen Sie ihn.«
    »Elizabeth«, warf Sussman ein, »vielleicht sollten wir einfach – «
    »Nein!«, kreischte sie, und ich fuhr zusammen, was mir Garretts volle Aufmerksamkeit einbrachte. »Sagen Sie’s ihm!« Sie flog auf meinen Schreibtisch zu und beugte sich weit darüber. »Er muss sich einfach überwinden und Ihnen glauben, er hat ja keine Ahnung, was ihm entgeht. Sonst sieht er die Welt, in der er lebt, immer nur eindimensional. Er wird nicht wissen, wo es hingeht, wird ohne die Gewissheit leben, dass die Menschen, die er geliebt und verloren hat, an einem besseren Ort weiterexistieren. Dass es ihnen dort gut geht.«
    Mir ging auf, dass Elizabeth nicht mehr von Garrett sprach, sondern von sich selbst.
    Ich stand auf und ging zu ihr. »Elizabeth, was ist los?«
    Sie weinte beinah. In ihren hellen Augen schimmerten Tränen. »Ich würde meiner Schwester gerne so vieles sagen, aber sie ist genau wie er … genau wie ich mal war. Ich hätte Ihnen auch nicht geglaubt.« Ihre Schultern sanken, und sie blickte mich schuldbewusst an. »Es tut mir leid, Charlotte, ich hätte Ihnen niemals geglaubt. Nicht in einer Million Jahren. Und sie wird Ihnen auch nicht glauben.«
    Auf meinem Gesicht machte sich ein erleichtertes Lächeln breit. Das war alles? Damit hatte ich es schon tausendmal zu tun gehabt. »Elizabeth«, sagte ich, »von allen Problemen, die wir momentan haben, lässt sich das als Einziges ohne Weiteres lösen.«
    Garrett folgte unserem Wortwechsel – oder besser meinem Selbstgespräch – , doch zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen, seine Miene blieb völlig ausdruckslos. Ich habe oft darüber nachgedacht, wie lächerlich es für die Lebenden aussehen muss, wenn ich Selbstgespräche führe, wild gestikuliere und unversehens Unsichtbare umarme. Aber manchmal bleibt mir nichts anderes übrig. Wenn Garrett sich weigerte zu verschwinden, musste er sich mit meiner Welt abfinden. Ich würde mein Benehmen jedenfalls nicht ändern, bloß um in meinem Büro seinem Sinn für das Angemessene zu schmeicheln.
    Elizabeth schniefte. »Was meinen Sie damit? Wie denn lösen?«
    »Hinterlassen Sie eine Nachricht.«
    »Eine Nachricht?«
    »Sicher. Ich mach das ständig. So erspare ich mir eine Menge Erklärungen«, antwortete ich mit einer umfassenden Geste. »Sie diktieren mir eine Nachricht, die ich tippe – und natürlich vor ihren Todestag datiere – und die dann unerklärlicherweise unter ihren Hinterlassenschaften auftaucht. Für den Fall, dass mir etwas zustößt … so was in der Art. Sie teilen ihr darin

Weitere Kostenlose Bücher