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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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mal, ob es so was überhaupt gibt.«
    »Sagen Sie ihm, was Sie sind«, schaltete sich Elizabeth aufgeregt ein, während Garrett in seinem Notizblock blätterte.
    Um sie zum Schweigen zu bringen, warf ich ihr meinen Mörderblick zu. Was aber nichts brachte.
    »Ernsthaft«, fuhr sie fort, »sagen Sie’s ihm. Er fängt an, Ihnen zu glauben. Er wird Sie bestimmt cool finden.«
    »Nein, wird er nicht«, zischte ich leise, weil ich einen Augenblick nicht daran dachte, dass ich die einzige Lebende war, die sie hören konnte.
    »Ein zu übersinnlichen Wahrnehmungen befähigter Mensch.« Garrett sah zu mir auf. »So jemanden nennt man ein Medium.«
    »Oh, klar, okay, kann ja sein«, sagte ich. »Der Begriff gefällt mir trotzdem nicht. Und was er bedeutet, auch nicht.«
    »Na schön«, sagte er achselzuckend. »Und was werde ich nicht?«
    »Mich cool finden.«
    »Weshalb? Wegen Ihrer Gabe?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Weshalb dann?«
    Ja, weshalb dann? Ich dachte, wenn er es wirklich wissen wollte, würde ich ihn mit der Nase draufstoßen. Ich hatte sowieso gerade eine Glückssträhne. Warum sich in Zurückhaltung üben? Nicht mal mein Vater oder Onkel Bob wussten so genau, was ich war. Ich hatte es ihnen nie auf die Nase binden müssen. Sie glaubten mir, und das genügte vollauf. Aber da mir völlig egal war, was Garrett von mir hielt …
    »Na gut«, sagte ich und ließ meine Stimme herausfordernd klingen. »Ich verrate Ihnen die ganze Wahrheit. Wenn Sie danach verschwinden.«
    Er wartete noch einen Moment, dann erklärte er sich mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken dazu bereit.
    »Ich bin … eine Art … ich bin so was wie … na ja, verflixt.« Ich knirschte mit den Zähnen, dann platze ich heraus: »Ich bin eine Schnitterin. Genau genommen die Schnitterin.«
    So. Damit war’s raus. Die Karten lagen auf dem Tisch, die Luft war gereinigt, meine Seele lag bloß, während ich mir schwor, dass ich kein Klischee auslassen würde. Doch er zuckte nicht mal mit der Wimper. Lachte auch nicht. Er sprang nicht vom Stuhl auf oder stakste zur Tür hinaus. Er rührte sich überhaupt nicht. Keinen Millimeter. Ich fragte mich, ob er noch atmete, dann fiel der Groschen: Er hatte sein Pokerface aufgesetzt. Während ich auf seine Reaktion wartete, fixierte er mich mit seinen grauen Augen und blieb mir eine Antwort schuldig. Ich musste zugeben, dass sein Pokerface ziemlich gut war. Ich hatte keinen Schimmer, was er in dem Moment dachte.
    »Ich denke, er glaubt Ihnen«, meinte Elizabeth, die sich vorbeugte und sein Gesicht musterte, bevor sie sich wieder mir zuwandte.
    Damit ihr meine Skepsis auch ja nicht entging, verwendete ich besondere Sorgfalt auf meinen Gesichtsausdruck.
    »Wie geht das?«, fragte Garrett endlich.
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf ihn. »Wollten Sie nicht verschwinden?«
    »Ja«, konterte er, »sobald Sie mir alles erzählt haben.«
    Verdammt. »Also gut. Wie das geht? Zum Teufel, ich habe keine Ahnung. Es geht halt.«
    »Ich meine, was genau tun Sie?«
    »Oh, ich helfe Menschen beim Übergang.«
    »Übergang?«
    »Ja, äh, auf die andere Seite«, sagte ich, während ich mich fragte, wie ahnungslos er eigentlich war.
    »Wie?«
    Jesses, war der Mann hartnäckig. »Entschuldigung.« Ich sprang auf, stieß mein Zweiersofa ein Stück vor und setzte mich wieder an den Schreibtisch. Die Anwälte waren vorsichtig näher gerückt, da auch sie jedes Wort meiner Geschichte mitbekommen wollten. »Würden Sie sich bitte hinsetzen, Sie machen mich ganz kirre, wie Sie da in der Luft schweben.«
    »Oh, aber natürlich«, antworteten alle drei und quetschten sich in den Zweisitzer. Ich unterdrückte ein Kichern.
    »Also wie?«, fragte Garrett.
    Er versuchte es mal wieder mit einem Verhör dritten Grades. Mir kam ein langer, tiefer Seufzer über die Lippen, als ich darüber nachdachte, was ich ihm bereits alles verraten hatte. Er würde jedes Wort gegen mich verwenden können. Das war schon vorgekommen, durch Menschen, denen ich weit mehr vertraut hatte als Garrett. Trotzdem war ich wieder an dieser Stelle gelandet.
    »Vor allem«, begann ich und legte so viel Widerwillen wie möglich in meinen Ton, »versuche ich ihnen klarzumachen, warum sie nicht gegangen sind. Anschließend führe ich sie ins Licht.«
    »Welches Licht?«
    »Das Licht. Das einzige Licht, von dem ich weiß«, gab ich zurück, indem ich mich auf die Flucht- und Ausweichmanöver verlegte, die mir der First Lieutenant beigebracht hat, mit dem ich auf dem College mal

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