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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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ausgegangen war.
    »Aha«, machte er, ohne mir auf den Leim zu gehen. »Welches Licht?«
    Ich zögerte. Es gab gewisse Informationen, die heilig und allein den Verstorbenen vorbehalten waren. Es war ja nicht so, dass es ihm leichter fiele, mir zu glauben, wenn er nur die ganze Wahrheit über meine Tätigkeit wüsste. Wahrscheinlicher war, dass er kopfschüttelnd rauslief. Aber wenn man’s recht bedachte …
    »Ich bin das Licht«, sagte ich und reckte ein wenig selbstgerecht das Kinn. Ich kam mir vor wie in der Mittelschule, wo ich den Klassenschläger förmlich angefleht hatte, mich auf die Probe zu stellen.
    Er dachte kurz nach, dann fragte er: »Sie?«
    »Ich«, wiederholte ich gleichermaßen arrogant. Nur zu, Mr Skeptiker, tu mir den Gefallen. Fordere mich ruhig heraus. Widerlege mich. »Anscheinend leuchte ich sehr hell.«
    Plötzlich ging mir auf, was ich gerade getan hatte. Ich hatte zu viel gesagt. Ich hatte meinem Stolz das Feld überlassen, und nun waren alle Pferde mit mir durchgegangen. Damit war ich mal wieder prächtig aufs Maul gefallen.
    Garrett lehnte sich zurück, musterte mich von Kopf bis Fuß und sah mir dann wieder in die Augen. »Sie machen ihnen also klar, warum sie nicht gegangen sind.«
    Aus der Nummer kam ich jetzt nicht mehr raus. Kein Wunder, dass Stolz zu den sieben Todsünden zählt. »Ja«, bestätigte ich.
    »Und dann führen Sie sie ins Licht.«
    »Ja.«
    »Das Sie selbst sind.«
    »Ja.«
    »Dann gehen wir durch Sie «, sagte Sussman, »wenn wir gehen?«
    Ich sah ihn an. Ich nahm an, dass ihm die Vorstellung Angst einjagte – die vermutlich auf tausend Welten als Sakrileg gegolten hätte – , ihn aber auch irgendwie faszinierte. »Ja, Sie gehen durch mich, die Schnitterin«, sagte ich zur Erläuterung.
    »Wow«, machte Barber. »Das ist so ziemlich das Coolste, das ich seit Langem gehört habe.«
    »Dann sind Sie ein Portal«, sagte Garrett.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich schätze, so könnte man’s nennen.«
    Auf seinem Gesicht erschien ein interessiertes Lächeln, während er mich musterte und meine Nerven misstrauisch zu prickeln begannen.
    »Er steht total auf Sie«, meinte Elizabeth.
    Ich schenkte ihr keine Beachtung und warf stattdessen einen Blick auf die Uhr. »Du liebe Güte, wie spät das schon ist.« Wo blieb bloß Onkel Bob?
    »Also treiben sich die Seelen, die nicht gehen wollen, weiter auf der Erde herum und gehen durch uns hindurch, ohne dass es ihnen das Geringste ausmacht?«, wollte Garrett wissen, dessen Neugier offenbar noch nicht befriedigt war.
    Ich seufzte. Das konnte noch tagelang weitergehen.
    »Nein. Sie existieren in derselben Raumzeit, aber auf verschiedenen Ebenen. Wie bei einer Doppelbelichtung. Ich bin lediglich fähig, auf beiden Ebenen gleichzeitig zu sein.«
    »Dann sind Sie eine ziemlich umwerfende Person«, sagte er, und in seinen Augen leuchtete Anerkennung.
    Das war zu viel. Vor Verblüffung klaubte ich quasi meine Kinnlade vom Boden auf.
    »Also, wie wär’s? Gehen wir einen Kaffee trinken?«, schlug er noch mal vor.
    »Aber ich habe Ihnen alles erklärt.«
    »Ich bezweifle, dass Sie auch nur die Oberfläche angekratzt haben, Herzblatt.« Als ich zögerte, fügte er hinzu: »Als Freunde.«
    Ich guckte ein bisschen mürrisch, dann half ich seinem Gedächtnis nach: »Wir sind nicht befreundet, schon vergessen? Das haben Sie mir im letzten Monat schmerzlich klargemacht. Wir sind keine Kumpel oder Kameraden oder irgendwas, das von ferne an Freunde erinnern könnte.«
    »Wie wär’s mit einer Wochenendbeziehung«, regte er an.
    Es reichte mir. Ich hatte keine Ahnung, was für ein Spiel er im Sinn hatte – obwohl ich mir einigermaßen sicher war, dass es sich nicht um Monopoly oder Dame handelte – , aber ich wollte auf keinen Fall mitspielen. Ich stand auf und ging um den Schreibtisch herum, um mich über ihn erheben zu können. Bedrohlich. Wie Darth Vader, allerdings mit größerem Lungenvolumen. Nachdem ich ihn eine Weile bedeutungsschwanger angestarrt hatte, deutete ich auf den Ausgang. »Ich habe zu arbeiten.«
    Er sah zu der Tür, durch die ich ihn zu verschwinden aufforderte. »Sie haben zu arbeiten? An der Tür da?«, zog er mich auf, der Klugscheißer.
    »Was?«
    »Wollen Sie sie streichen?«
    »Nein.«
    »Ich schlage ein tiefes, sattes Braun vor, passend zu Ihren Haaren.« Als er aufstand, überragte er mich. Nach einem weiteren starren Blick, der allerdings etwas gänzlich anderes zu bedeuten hatte, beugte er sich vor und sagte

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