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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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geistige Gesundheit am seidenen Faden. Mein empfindliches Wohlbefinden. Meine Fähigkeit, mich auf die alltäglichen Realitäten der Realität einzustellen.
    War denn nichts mehr heilig?
    »Hast du rausgekriegt, wer geschossen hat?«, wollte Onkel Bob wissen, während wir in mein Büro zurückkehrten, das wir seit Kurzem mit Dead Zone titulierten.
    »Nein.« Der Raum kam mir kalt vor, was vermutlich daran lag, dass ich gerade um ein Haar infernalischen Sex gehabt hätte. Ich drehte die Heizung höher und goss mir, ehe ich mich hinsetzte, eine Tasse Kaffee ein.
    Onkel Bob nahm mir gegenüber Platz. »Nein? Aber sind sie , du weißt schon, jetzt hier?«
    »Ja.« Was ging hier bloß ab? Und wie? Reyes war eindeutig kein Durchschnittstoter. Sofern es Reyes war. Sofern es ein Toter war.
    »Dann hast du also noch nicht mit ihnen darüber gesprochen?«
    »Nein.« Wie konnte er, wenn er tot war, so heiß sein? Im wahrsten Sinn des Wortes heiß? Andererseits, wie konnte er körperlos erscheinen, wenn er am Leben war? Wie konnte er sich so schnell bewegen? Wie wechselte er von einem Molekularzustand in einen anderen? So etwas hatte ich noch nie erlebt.
    Onkel Bob schnippte vor meiner Nase mit den Fingern. Blinzelnd fuhr ich aus meinen Gedanken hoch und funkelte ihn an.
    »Nicht sauer werden.« Er machte mir mit ausgestreckten Handflächen ein Friedensangebot. »Aber du bist ständig woanders. Dabei brauche ich dich hier. Letzte Nacht gab es einen weiteren Todesfall. Obwohl die Fälle vermutlich nichts miteinander zu tun haben, muss ich doch sichergehen.«
    »Noch ein Todesfall?«, fragte ich verblüfft, während er ein Autopsiefoto aus der Aktenmappe hochhielt, die er bei sich trug. »Warum hast du nicht angerufen?«
    »Hab ich ja. Dein Telefon ist abgestellt.«
    »Uupsie.«
    »Außerdem sitzt mir der Bürgermeister im Nacken. Drei tote Anwälte in einer Nacht machen sich in den Abendnachrichten gar nicht gut.«
    Ich checkte mein Handy. »Tut mir leid, der Akku hat den Geist aufgegeben.« Anscheinend blieb in der Dead Zone nichts verschont.
    »Was ist ihm zugestoßen?«, erkundigte ich mich.
    Nachdem ich das Telefon ans Ladegerät gesteckt hatte, schob Onkel Bob das Foto über den Schreibtisch. Vor mir lag das blau-rot geschwollene Gesicht eines Mannes mit mehreren blutverkrusteten Wunden. Er sah aus wie ein Unfallopfer. Allerdings bezweifelte ich in Anbetracht der Umstände, dass auch nur eine seiner Verletzungen auf einen Unfall zurückzuführen war. Wer er auch war, einen leichten Tod hatte er nicht gehabt.
    »Er wurde gefoltert und anschließend umgebracht. Allerdings ging es dabei nicht um Informationen.« Er deutete auf Mund und Kehle des Mannes. »Man hat ihm den Mund zugeklebt und ihn außerdem geknebelt, damit er nicht schreien konnte. Also hatte er den Tätern bereits verraten, was sie wissen wollten, oder sie wussten, was er getan hatte.«
    Um nicht zimperlich zu erscheinen, sah ich weiter genau hin.
    »Die Täter wollten ihm vor seinem Tod so viel Schmerzen wie möglich zufügen. Nach allem, was ich aus meiner beruflichen Erfahrung kenne, würde ich sagen, dass er den Falschen verpfiffen hat. Diese Art Folter wird gewöhnlich bei Verrätern angewendet, die entweder ein höheres Bandenmitglied oder eine ganze Bande haben auffliegen lassen. Das organisierte Verbrechen hat heutzutage eine strengere Hierarchie als das britische Königshaus.«
    Die Anwälte versammelten sich um meinen Schreibtisch, also hielt ich das Foto hoch und drehte es aus meinem Blickwinkel. Sussman verzog das Gesicht und wich zurück. Was ich ihm nicht verübeln konnte. Elizabeth und Barber jedoch sahen es sich genau an.
    »Sicher bin ich mir nicht«, sagte Elizabeth. »Wenn er bloß nicht dermaßen verunstaltet wäre … «
    »Ein Fahndungsfoto wäre besser als ein Autopsiefoto.«
    »Ich warte auf die Identifizierung«, sagte Onkel Bob zu mir, dann klingelte sein Handy.
    Sussman blickte Barber durch seine runden Brillengläser an. »Erkennen Sie den Mann nicht, Jason?«
    Ich sah ihn an. Barber wirkte fassungslos, ihm fehlten die Worte, und er war, obwohl das eigentlich gar nicht mehr ging, leichenblass geworden. Schließlich hatten Tote kein Blut mehr.
    »Das ist er«, antwortete Barber. »Das ist der Mann, der sich mit mir treffen wollte.«
    Elizabeth sah sich das Foto noch mal an. »Ihr geheimnisvoller Fremder?«, hakte sie nach.
    »Ich bin mir fast sicher.«
    Da trat Sussman vor und musterte das Foto erneut. »Im Ernst?«
    Barber bestätigte

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