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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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USB-Stick«, sagte Barber.
    »Wer? Ihr Klient?«
    »Was wer?«, fragte Onkel Bob, ohne von seinen Notizen aufzublicken.
    »Jemand hat Barber einen Stick gegeben.«
    »Wer?«, wiederholte er. Um Himmels willen. Hatte ich das nicht gerade gefragt?
    »Nein, dieser Mann.« Barber wies nickend auf das Foto. »Rivera. Seinen Namen hat er mir zwar nicht genannt, dafür aber einen Treffpunkt vorgeschlagen. Er meinte, ich würde die Beweise, die Mr Weir entlasten konnten, in einem Lagerhaus im Westen der Stadt finden. Er wollte sich dort am Mittwochabend mit mir treffen.«
    »Wann?«, fragte Onkel Bob. Echte Verhörspezialisten mussten offenbar nicht in vollständigen Sätzen sprechen, was ich mir sofort einprägte.
    »Eine Zeit hat er nicht genannt. Er hatte anscheinend einen Verfolger ausgemacht. Er zog sich die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf und verschwand in einer Pizzeria, ehe ich ihn noch irgendwas fragen konnte.« Barber warf noch einen Blick auf das Foto. »Wenn man bedenkt, was er vorhatte, hätte er vermutlich sowieso dran glauben müssen.«
    »Heute ist Mittwoch«, sagte ich. »Wann ist das alles passiert?«
    Sussman drehte sich um, und die drei Anwälte sahen einander an. Dann antwortete Elizabeth mit trauriger, leiser Stimme. »An unserem Todestag.« Sie sah Barber an. »Das scheint mir schon so lange her zu sein.«
    Barber nahm ihre Hände in seine. Ihre taffe Ausstrahlung, die jeden davor warnte, sich mit ihr anzulegen, büßte sie dabei ein wenig ein.
    »Das war gestern«, teilte ich Onkel Bob mit.
    »Okay«, sagte er und begann sich aufzuführen, als sei er von der Gestapo, stellte Dutzende Fragen und kritzelte wild in seinen Notizblock, während ich ihm die Antworten übermittelte. Ich fragte mich, ob er nie was von digitalen Aufnahmegeräten gehört hatte.
    »Der Stick liegt auf dem Schreibtisch in seinem Büro«, sagte ich zur Beantwortung einer weiteren Frage. »Nein, der Typ hat nicht gesagt, was drauf ist, doch Barber hatte den Eindruck, dass es irgendein Video war. Ja, diesen Mittwoch, also heute. Nein, wer Rivera folgte, hat er nicht mitbekommen. Die Berufung wurde bereits beantragt, doch bis zur Verhandlung werden noch Monate ins Land gehen. Ja. Nein. Der Klient wurde noch nicht verlegt. Vielleicht. Nicht in diesem Leben. Erst wenn die Hölle zufriert. Äh, gut. Nein, sein anderer Hoden.«
    Als Onkel Bob die Fragen ausgingen – ein Glück, weil sie immer weiter vom Thema abschweiften – , war ich mit meinen Kräften am Ende. Allerdings nicht so sehr, dass ich den nagenden Verdacht hätte übergehen können. Es ging hier nicht nur um einen Unschuldigen, mein Gefühl sagte mir, dass der ermordete Teenager das eigentliche Thema war. Also musste ich über beide mehr in Erfahrung bringen.
    Wir gingen nach unten, um einen Happen zu essen. Dad machte die besten Monte Cristos diesseits des Eiffelturms, und schon beim Gedanken daran lief mir das Wasser im Mund zusammen. Als ich endlich zur Ruhe kam, verirrten sich meine Gedanken sofort wieder zu Reyes. Es war schwer, sich einen Mann aus dem Kopf zu schlagen, dessen bloße Anwesenheit versaute Fantasien auslöste.
    »Mir gefällt, wie die Bar Ihres Vaters heißt«, sagte Elizabeth auf dem Weg nach unten.
    Ich zwang mich, in die Gegenwart zurückzukehren. Elizabeth war mir gegenüber, seit ich in ihrer Gegenwart beinahe Sex mit einem körperlosen Wesen gehabt hatte, merklich distanzierter. Ich glaube nicht, dass sie sauer war. Beleidigt auch nicht. Vielleicht hatte es etwas mit Garrett zu tun. Vielleicht fand sie ja, dass ich ihn betrog, da er etwas für mich zu empfinden schien. Ja, er empfand etwas für mich, schon gut, aber nichts von der warmen, kuscheligen Sorte.
    »Danke«, sagte ich. »Er hat sie nach mir benannt, zum absoluten Verdruss meiner Schwester«, fügte ich schnaubend hinzu.
    Sussman kicherte. »Er hat die Bar nach Ihnen benannt? Aber der Name ist doch Calamity’s.«
    »Ja, aber Onkel Bob hat mich jahrelang Calamity genannt. Nach Calamity Jane. Und als mein Vater die Bar kaufte, dachte er, der Name würde passen.«
    »Mir gefällt das«, sagte Elizabeth. »Nach mir wurde mal ein Hund benannt.«
    Ich gab mir Mühe, nicht zu lachen. »Welche Rasse?«
    »Pitbull.« Um ihren Mund spielte ein verschmitztes Grinsen.
    »Das wundert mich nicht«, sagte ich kichernd.
    Wir suchten uns einen abgeschiedenen Tisch in einer dunklen Ecke aus, wo ich mich hoffentlich mit meinen Klienten unterhalten konnte, ohne von irgendwem angestarrt zu werden.

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