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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Neugier, ehe wir fortfahren, Mr. Holmes«, sagte Lord Maynooth. »Die Reaktion unseres Mitstreiters gleicht einem Eingeständnis seiner Schuld, aber ich weiß noch immer nicht, wie Sie …«
    »Mein Bruder erkannte, dass er in Gefahr schwebte, und wollte mich warnen. Er wusste, dass sich zwei Mächte vereint hatten, nämlich die extremistischen Unionisten und die extremistischen Republikaner. Es geschieht kaum etwas in Irland, ohne dass es von Vertretern dieser beiden Fraktionen bemerkt wird. Ein Telegramm, das man im Hauptpostamt aufgibt, wird garantiert gelesen und die Information weitergegeben. Überall sitzen Spitzel und Agenten. Aus diesem Grund schickte mir Mycroft eine verschlüsselte Botschaft, hoffend, dass es mir gelingen würde, sie zu entziffern.«
    »Und warum haben Sie dazu ein englisch-irisches Wörterbuch gebraucht?«, fragte Lord Maynooth.
    »Der Schlüssel zum Code war die irische Sprache. Mycroft weiß, dass ich mich mit keltischen Sprachen befasse. Ich hatte ihm erzählt, dass ich an einer Monografie über chaldäische Ursprünge im kornischen Zweig der keltischen Sprachfamilie arbeite.«
    »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Dabei ist es ganz einfach. Mycroft wollte mich auf eine bestimmte Person hinweisen, dieselbe Person, vor der er Sie warnen wollte. Was sagt er also?«
    Ich beugte mich hinüber und las das Telegramm. »Er schreibt, du sollst einem sanften Mann nicht vertrauen, aber er nennt keinen Namen«, sagte ich.
    »Unsinn!«, rief Holmes gereizt. »Sieh doch genau hin! Er sagt, ich solle dem Mann, der Sanft ist, nicht vertrauen. ›Sanft‹ mit einem großen ›S‹.«
    »Vielleicht ein Tippfehler des Telegrafenamts?«
    »Nein, es ist Absicht. Plötzlich begriff ich, dass das irische Wort für ›sanft‹ ›caomh‹ ist.« Er sprach es aus wie »kief«.
    »Und von diesem Begriff«, fuhr er fort, »leitet sich der Name ›O Caoimh‹ ab, der in seiner anglisierten Form ›O’Keefe‹ lautet.«
    Alle Anwesenden lauschten wie gebannt seinen Ausführungen.
    »Bestimmte Dinge, die uns O’Keefe berichtete, untermauern seine Schuld. Er hat uns beispielsweise erzählt, er habe gesehen, wie Mycroft in einer Kutsche mit dem Maynooth-Wappen entführt wurde. Kennt er Ihre Kutsche, Mylord?«
    »Selbstverständlich. Aber warum hat er versucht, mir die Entführung in die Schuhe zu schieben?«
    »Weil er ein raffinierter Bursche ist und mich auf eine falsche Fährte lenken wollte. Er benötigte einen Vorsprung von zwölf Stunden, um seinen Plan durchzuführen. Deshalb sollte ich möglichst lange im Dunkeln tappen. Außerdem erwähnte er, dass er heute Abend als Adjutant des Vizekönigs fungieren werde. Wo war er, als Lord Cavendish und Mr. Burke in der Finsternis durch den Park irrten? Was hatten sie dort zu suchen? Hat O’Keefe ihnen vielleicht einen Spaziergang vorgeschlagen und sie damit in den Hinterhalt gelockt?«
    »Gut, Mr. Holmes, wir werden O’Keefe festnehmen lassen«, sagte Lord Maynooth. »Aber erklären Sie uns doch, wie Sie auf das Haus in der Grafschaft Kerry gekommen sind.«
    »Nachdem ich Mycrofts Code enträtselt hatte, war alles weitere ein Kinderspiel. Der irische Name von Kerry leitet sich von Ciar ab. Mit dem ›Land des Ciar‹ war Kerry gemeint: Ciar war der Sohn von Fergus, dem König von Ulster. Innerhalb von Kerry musste ich nun also nach einem Ort suchen, welcher der ›Beule der Ziegen‹ entspricht. ›Beule‹ heißt auf Irisch ›Meall‹. Das Wort bedeutet zugleich ›Hügelkuppe‹. Dementsprechend hieße ›Hü gelkuppe der Ziegen‹ ›Meall na nGabher‹ beziehungsweise Maulnagower. In Maulnagower haben Mycroft und ich als Kinder einmal unsere Ferien verbracht. Er konnte also davon ausgehen, dass ich den Ort kenne.«
     
    Holmes brauchte nicht lange, um nachzuweisen, dass der Vertreter der Irischen Nationalpartei ein doppeltes Spiel gespielt hatte. Er hatte dafür sorgen wollen, dass Parnell erneut inhaftiert wurde, um selbst an die Macht zu gelangen.
    Kurze Zeit später stiegen wir auf dem Kingsbridge-Bahnhof in einen Zug nach Kerry, begleitet von einem Dutzend bewaffneter Polizisten der Königlich Irischen Polizei. Der Zug ratterte durch die Nacht, bis wir eine Stadt namens Killarney erreichten. Dort fuhren wir mit einem Bummelzug weiter, der uns nach Cahirciveen brachte.
    In der Morgendämmerung überwältigten die Polizisten die vier Wächter, die das Haus in Maulnagower verteidigen sollten. Einer von ihnen wurde getötet, ein weiterer verwundet. In einem

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