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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Moran dieser Tat zu überführen. Die offizielle Erklärung war ein heftiger Disput beim Kartenspiel, doch tatsächlich war Holmes der Überzeugung, dass Maynooths politische Gegner das Verbrechen begangen hätten, um ihn einzuschüchtern.
    Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Irland nach den Morden im Phoenix Park bewirkten eine nachhaltige Veränderung in meinem Freund Sherlock Holmes. Kurz, nachdem er den Fall abgeschlossen hatte, setzten bei ihm wochenlange Phasen der Lethargie ein. Sobald sein reger Geist nicht von einem Fall in Anspruch genommen wurde, griff er zu Rauschmitteln, um die unbeschreibliche Langeweile ertragen zu können, wie er mir anvertraute. Die Entführung seines Bruders ließ ihn die Welt fortan mit zynischem Blick betrachten – hatte er doch erfahren, wie weit die Mächtigen zu gehen bereit sind, um ihre Interessen zu wahren. Ein Jahr bevor er sich endgültig an der Küste von Sussex zur Ruhe setzte, lehnte er den Ritterschlag durch Eduard VII. entscheiden ab. Warum? Holmes erklärte mir, er habe auf die Ehrung verzichtet, weil das Vereinigte Königreich seiner Meinung nach auf schäbige Weise mit Irland verfahren sei. Und dennoch nahm er mir das Versprechen ab, die Öffentlichkeit erst hundert Jahre nach seinem Tod um seine irische Herkunft wissen zu lassen.

Eine Studie in Orangerot
     
    »Irgendwo in den Gewölben der Bank von Cox & Co. am Charing Cross liegt ein reisemüder und verbeulter blecherner Depeschenbehälter, auf dessen Deckel mein Name geschrieben steht: Dr. med. John H. Watson, ehemals bei der indischen Armee. Dieser Behälter ist vollgestopft mit Papieren, die fast nur aus Aufzeichnungen von Fällen bestehen, welche die merkwürdigen Probleme veranschaulichen, die Mr. Sherlock Holmes zu verschiedenen Zeiten zu untersuchen hatte.«
    Sir Arthur Conan Doyle,
    »Das Rätsel der Thor-Brücke«
     
    Dies ist eine der besagten Aufzeichnungen.
    Es war mein geschätzter Freund, der Privatdetektiv Sherlock Holmes, der mich auf den Fehler aufmerksam machte.
    Wir saßen eines Morgens gemeinsam am Frühstückstisch, als er plötzlich rief: »Also wirklich, Watson!« Er hielt mir eine Ausgabe des »Collier’s Magazine« unter die Nase und fragte mich vorwurfsvoll: »Wie konntest du das nur übersehen? Bei der Darstellung meiner Fälle nimmst du dir ja häufig Freiheiten heraus, über die ich mich nur wundern kann, aber das schlägt dem Fass den Boden aus. Exaktheit, mein lieber Watson, Exaktheit!«
    Ich nahm ihm die Zeitschrift aus der Hand und las die Zeilen, auf die er mit seinem schmalen Zeigefinger ungeduldig tippte. Im »Collier’s Magazine« war soeben mein Bericht über jenen Fall erschienen, der unter dem Titel »Der schwarze Peter« bekannt ist. Damals hatte Holmes beweisen können, dass Kapitän Carey, auch bekannt als »schwarzer Peter«, nicht von dem jungen John Neligan ermordet wurde, sondern von einem Mann namens Patrick Cairns. Der Fall hatte sich vor acht Jahren ereignet, genauer gesagt im Jahre 1895. Anfangs hatte ich gezögert, überhaupt davon zu berichten, da die drei Beteiligten, auch wenn sich der Fall in Sussex zugetragen hatte, allesamt irische Seeleute waren und Holmes es nicht billigte, wenn ich ihn mit Irland in Verbindung brachte.
    Es war keine Engstirnigkeit, die ihn zu dieser Zurückhaltung bewegte, sondern die Scheu, sich öffentlich zu seinen anglo-irischen Wurzeln zu bekennen. Er war ein Abkömmling der Holmes-Familie aus Galway und wie sein Bruder Mycroft Absolvent des Trinity Colleges in Dublin. Im gleichen Jahr wie seinem Studienfreund Oscar Wilde wurde ihm ein Halbstipendium für Oxford zuerkannt. In England wurde er mit derart massiven anti-irischen Vorurteilen konfrontiert, dass er sich fortan bemühte, seine Herkunft zu verschleiern.
    Zwar erlaubte mir Holmes, einige seiner frühen Fälle, die sich in Irland ereignet hatten, schriftlich festzuhalten – darunter »Der Zwischenfall im Kildare Street Club«, »Das Phantom von Tullyfane Abbey« und »Die Entführung des Mycroft Holmes«, aber nur unter der strengen Auflage, dass sie erst hundert Jahre nach meinem Tod oder dem meines Freundes veröffentlicht würden.
    Daher glaubte ich, ich hätte in meiner Darstellung des Falls »Der schwarze Peter« unwissentlich einen Hinweis zu Holmes Herkunft geliefert. Ich überflog besorgt die fraglichen Zeilen und versicherte Holmes, dass ich genau darauf geachtet hatte, ihn nicht mit Irland in Verbindung zu bringen.
    »Darum geht es

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