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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nicht gehört. Schon war er an der Tür des Arbeitszimmers und zog den Schlüssel ab, stürzte hinaus, warf die Tür zu und schloss von außen ab. Man hörte, wie er das Haus verließ.
    Gallagher versuchte, die Tür aufzubrechen, doch Holmes sagte: »Lassen Sie nur. Er wird nicht weit kommen.«
    Tatsächlich wurde der Butler schon an der nächsten Ecke von Polizisten der Spezialabteilung für Irland angehalten und aufgefordert, sich zu ergeben. Als er das Feuer eröffnete, schoss die Polizei zurück; Hogan wurde getroffen und war auf der Stelle tot, ein Umstand, der aus meiner Sicht ein Segen war, mein lieber »Wolf Shield«.
    Holmes indessen hatte wieder Platz genommen und auf seinem Gesicht lag jener selbstzufriedene Ausdruck, den man immer dort sah, wenn er glaubte, einen Fall besonders geschickt gelöst zu haben.
    »Hogan war Mitglied der Irischen Republikanischen Bruderschaft, der sogenannten Fenier«, erklärte er. »Er erschlich sich den Posten als Butler in Ihrem Haushalt, Sir Gibson, und wartete hier auf weitere Anweisungen. Das teuflische Komplott zielte darauf ab, durch den Mord am Kardinal Ihre Regierung zu Fall zu bringen.«
    Watson meldete sich zu Wort. Es war wohl das erste Mal seit Beginn der Untersuchung, dass er sprach. »Wir kennen sogar den Namen des Mannes, der Seine Eminenz nach London gelockt hat«, bemerkte er wichtigtuerisch. »es wird uns ein Leichtes sein, ihn aufzuspüren und dingfest zu machen.«
    Holmes sah seinen Gehilfen mitleidig an. »Kennen wir seinen Namen wirklich, Watson?«
    »Ja, natürlich! Leichtsinnigerweise hat er seine Visitenkarte hinterlassen. T. W. Tone hieß er doch, nicht wahr?«
    »Theobald Wolfe Tone war der Name des Mannes, der im Jahre 1798 die irische Rebellion anführte«, sagte Sir Gibson mit ausdrucksloser Stimme. Watson wurde rot vor Verlegenheit.
    Glassford wandte sich an Holmes. »Gibt es eine Möglichkeit, herauszufinden, wer noch am Komplott beteiligt war?«, fragte er.
    »Das ist Aufgabe der Spezialabteilung.« Holmes’ Ton war beinahe als wegwerfend zu bezeichnen. »Ich glaube aber nicht, dass sie Erfolg haben wird. Die Verschwörer haben inzwischen längst das Land verlassen.«
    »Warum ist Hogan nicht geflohen?«
    »Vermutlich wähnte er sich in Sicherheit. Möglicherweise hat er auch die Anweisung erhalten, vor Ort zu bleiben, um über die Auswirkungen des Attentats zu berichten.«
    Glassford ging mit ausgestreckter Hand auf Holmes zu. »Mein lieber Freund«, sagte er, »ich … das Königreich … stehen zutiefst in Ihrer Schuld …«
    Gallagher berichtete mir später, dass Holmes eine gespielte Bescheidenheit an den Tag legte, die er als ausgesprochen abstoßend empfand.
    Als die Regierung Holmes’ Version der Ereignisse der Öffentlichkeit zugänglich machte, geriet der Mord an Kardinal Tosca in aller Munde. Holmes wurde von der Regierung sogar eine kleine Pension angeboten, die er aber ablehnte, wohl weniger aus Bescheidenheit, als weil sie ihm zu gering erschien. Auch als ihn der Vatikan in Anerkennung
seiner Dienste zum Päpstlichen Ritter schlagen wollte, verzichtete er dankend auf die Ehrung.
    Ein unausstehlicher Gernegroß, mein lieber »Wolf Shield«, wirklich unausstehlich!
    Wir beide wissen natürlich, dass er weit davon entfernt war, das Rätsel zu lösen. Zugegeben, er hat herausgefunden, wie ich den Kardinal ins Jenseits beförderte. Ich hielt die Methode für ziemlich geschickt. ich war während meiner Studentenzeit am Trinity College bei einem Vortrag von Dr. Robert MacDonnell, der 1865 die ersten Bluttransfusionen durchführte, auf sie gestoßen. MacDonnell warnte vor dem Gebrauch einer Injektionsspritze bei Transfusionen; zu groß, sagte er, sei die Gefahr einer Luftembolie. Nachdem ich Seine Eminenz mit Chloroform betäubt hatte, war es ein Kinderspiel, ihm die Luft zu injizieren.
    Meine Gehilfen hielten sich bereit, und wir schafften den Leichnam fort, auf die Weise, die Holmes beschrieb. Was die Mittel und Wege betrifft, hatte er die richtigen Schlussfolgerungen gezogen, und dass er Hogan dazu brachte, sich zu enttarnen, war auch nicht übel. Er war einer meiner besten Agenten. Er ist als Held gestorben.
    Doch ansonsten ist der »Meisterdetektiv«, wie wir wissen, in diesem Fall nicht weit gekommen, nicht wahr, mein lieber »Wolf Shield«?
    Nun, da Holmes den Reichenbach-Wasserfall hinabgestützt ist, sind die Chancen, dass die Wahrheit doch noch ans Licht dringt, Ihrer Meinung nach eher gering, habe ich recht?« Ich habe viel

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