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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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schlagen lassen.«
    »Das hätte doch jedem passieren können«, sagte der alte Garban versöhnlich. »Du warst erschrocken, deinen Herrn am Boden zu sehen. Durchaus verständlich. Den jungen Mann trifft keine Schuld, meine Herrn.«
    MacBeth nickte abwesend, aber der Brehon sah den Kämmerer mit seinen stechenden Augen prüfend an. »Richtig. Es war eine spontane Handlung. Also wurdest du hinterrücks angegriffen. Und dann?«
    Segan schaute den Brehon ratlos an. »Dann?«, wiederholte er. »Ja, was geschah dann?«
    »Ich bin wohl bewusstlos geworden. Als ich wieder zu mir kam, blutete ich an der Stirn und hatte pochende Kopfschmerzen, schlimmer als alles, was ich je erlebt habe. Ich lag genau dort.« Er deutete auf eine Stelle am Boden. »Dann dachte ich an den Prinzen und rappelte mich auf, um nach ihm zu sehen. Es bestand kein Zweifel, dass er tot war. Die Tür war geschlossen, außer mir war niemand im Raum. Ich ging zu Garban, weckte ihn und führte ihn hierher. Garban schickte mich zu seiner Frau, die meine Wunde versorgte. Er selbst begab sich in Euer Schlafgemach, um Euch zu berichten, was geschehen war.«
    Garban mischte sich erneut ein, um dem jungen Mann Beistand zu leisten. »So war es«, bestätigte er. »Segan weckte mich, ich kleidete mich an und folgte ihm in dieses Zimmer. Indessen kümmerte sich meine Frau um seine Wunde, die noch stärker blutete als jetzt. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass es stimmte, was er mir erzählt hatte, hielt ich es für meine Pflicht, meinen Herrn zu wecken. Der weitere Verlauf ist ihm bekannt.«
    »In der Tat.« MacBeth wandte sich an Cothromanach. »Ich folgte Garban in Prinz Malcoms Schlafgemach. Nach wenigen Minuten erschien auch meine Frau. Ich habe Garban nach Euch geschickt und ihm befohlen, Segan zu mir zu bringen.«
    Der Brehon blickte einige Sekunden mit gesenktem Kopf zu Boden, augenscheinlich in Gedanken vertieft. »Ihr wurdet von Segan geweckt und habt anschließend Euren Herrn alarmiert. Wie viel Zeit lag Eures Erachtens zwischen beiden Ereignissen?«, fragte er Garban.
    Der alte Mann neigte bedächtig den Kopf zur Seite. »Höchstens fünf bis zehn Minuten, Cothmanach.«
    »Und du, Segan, was schätzt du, wie lange du bewusstlos warst?«
    »Nicht sehr lange. Ich glaube, es waren nur wenige Minuten.«
    »Was führt dich zu dieser Annahme?«
    »Die Tatsache, dass die Kerze nicht viel weiter heruntergebrannt war. Seht nur, selbst jetzt flackert sie noch.«
    MacBeth beugte sich über den Tisch und begutachtete die Kerze. Dabei bemerkte er Wachsspuren auf der Tischplatte und auf dem Fußboden. Er bückte sich nach einem Kerzenstummel und sah Garban verärgert an. »Die Räume sind nicht gründlich gereinigt worden«, stellte er gereizt fest und warf dem Oberkämmerer den Stummel zu. Dieser fing ihn auf und setzte zu einer Entschuldigung an.
    Sichtlich bemüht, seine Ungeduld in Zaum zu halten, meinte Cothromanach: »Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, Mylord, um über säumige Dienstboten zu diskutieren.«
    MacBeth blickte schuldbewusst drein und setzte die Befragung fort.
    »Dann war der Raum also gut beleuchtet? Kannst du etwas über die Person sagen, die dich angegriffen hat?«
    Segan wirkte verwirrt. »Aber Herr, ich habe den Täter nicht gesehen!«
    »Und doch weißt du, dass es ein Mann war?«
    Segans Gesichtsausdruck wurde immer ratloser.
    »Wenn du nicht sehen konntest«, erklärte MacBeth geduldig, »wer den Schlag geführt hat, kannst du auch nicht wissen, ob es ein Mann oder eine Frau war.«
    Trotz der tragischen Umstände musste Segan lachen. »Ich kann mir nicht vorstellen, gnädiger Herr, dass eine Frau die Kraft hätte, einen wie mich niederzustrecken.«
    »Nein, wohl kaum«, pflichtete ihm MacBeth bei. Er merkte, wie Cothromanach den Kämmerer noch immer prüfend betrachtete, und ahnte, was den Brehon stutzig machte.
    »Es gibt da noch etwas«, erklärte er, »das ich nicht recht verstehe. Du sagtest doch, man hätte dich hinterrücks niedergeschlagen, nicht wahr?«
    »Ja, Herr. Hätte der Angreifer vor mir gestanden, so hätte ich ihn gesehen«, entgegnete der Kämmerer schlicht.
    »Durchaus. Aber wie kommt es dann, dass dich der Schlag an der Stirn und nicht am Hinterkopf traf?«
    Segans Lider flackerten. Instinktiv hob er die Hand, als wollte er die klaffende Platzwunde berühren. »Ich wurde von hinten niedergeschlagen, gnädiger Herr«, wiederholte er. »Ich spüre noch den Schmerz im Hinterkopf. Vielleicht habe ich mir die Stirn

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