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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ich habe soeben erfahren, dass für die Kanone, die ich abfeuern soll, kein Schießpulver geliefert wurde. Was nun?«
    Drew verzog das Gesicht. »Verzeiht, dass ich mich einmische, Herr Burbage, aber Euer Bruder hat bereits den alten Jasper zur Waffenschmiede geschickt, um Schießpulver zu besorgen.«
    Der Jüngling warf Drew einen argwöhnischen Blick zu, ehe er sich so schnell entfernte, wie er gekommen war. Im Gehen rief er Cuthbert über die Schulter zu: »Ich werde überprüfen, ob er den Auftrag erledigt hat.«
    Cuthbert Burbage seufzte tief. »Ach, Konstabler, wie heißt es doch? ›Das Schauspiel sei die Schlinge‹. Der Schauspieler ist tot – es lebe das Schauspiel. Das Leben muss eben weitergehen. Lasst uns das Ergebnis Eurer Ermittlungen wissen. Wir armen Schauspieler halten zusammen, wenn es drauf ankommt. Der junge Rowe war mittellos und ein Fremder in London, also obliegt es uns, ihm ein würdiges Begräbnis zu ermöglichen.«
    »Ich werde Euch benachrichtigen«, versprach Drew.
    Vom Theater bis zum turbulenten Skin Market, wo eifrig und lautstark um Felle und Leder gefeilscht wurde, waren es nur wenige Minuten. Ein Händler zeigte Drew das Eckhaus am Rande des Marktplatzes, das Mrs. Robat gehörte.
    Diese erwies sich als große, korpulente Frau mit einem hellen Teint und dunklem Haar. Sie stand an der geöffneten Tür, lächelte ihn an und sagte:
» Shw mae. Mae hi’n braf, wir! «
    Hardy Drew starrte zornig in ihr argloses Gesicht. »Ich spreche kein Walisisch, Weib! Und sicherlich lebt Ihr schon lange genug hier in London, um gutes, ehrliches Englisch gelernt zu haben, oder nicht?«
    Die Frau sah ihn verständnislos an.
» Yr wyf yn deal ychydig, ond ni allaf ei siarad.
«
    Ein Mann mit schmalem Gesicht kam an die Tür, schob die Frau beiseite und begrüßte den Konstabler mit einem kurzen Nicken.
    »Ich bitte um Verzeihung, Herr«, sagte er. »Meine Frau Megan versteht kein English.«
    Drew zeigte ihm seine Dienstmarke. »Ich bin Konstabler der Wache. Zeigt mir das Zimmer, das Ihr an Herrn Rowe vermietet habt.«
    Robats verstohlen wirkendes Gesicht verzog sich, er hob überrascht die Brauen.
    »Gibt es ein Problem?«
    »Er ist tot.«
    Der Mann redete in schnellem Walisisch auf seine Frau ein. Sie wurde blass. Robat bedeutete dem Konstabler, einzutreten. Ehe er ihn nach oben führte, sagte er zu seiner Gattin:
» Arhoswch yma! «
    Drew folgte ihm fünf Treppen hinauf in eine kleine Dachkammer.
    »War es ein Unfall, Herr?«, fragte Robat ängstlich.
    »Nein, Herr Rowe wurde ermordet.«
    » Diw, diw !«
    »Ich verstehe Euer walisisches Gebrabbel nicht«, sagte der Konstabler mürrisch.
    »Pech für Euch, Herr! Kennt Ihr nicht die Worte, die Meister Shakespeare den Mortimer in seinem Stück ›König Heinrich IV.‹ sagen lässt?« Der Mann nahm eine lächerlich theatralische Haltung ein und deklamierte: »… Doch bis ich, Liebe, deine Sprach’ erlernt, will ich nie müßig gehen; denn deine Zunge macht Wäl’sch so süß wie hoher Lieder Weisen …«
    Drew setzte der Darbietung ein Ende, indem er schroff entgegnete: »Ich bin nicht hier, um die Werke eines Schreiberlings zu erörtern noch sie aus Eurem Munde gestammelt zu hören.« Er wandte sich ab, um das Zimmer zu inspizieren.
    Es standen drei Betten im Raum, zwei von ihnen ungemacht. Auf dem dritten häuften sich unsortierte Kleidungsstücke. Die Unordnung erinnerte ihn an die in Hawkins’ Unterkunft. Wie dort lagen jede Menge Papierstapel herum. Als er einige Blätter überflog, stellte er fest, dass es sich ebenfalls um Theaterstücke handelte. Im Wandschrank entdeckte er einen weiteren Stapel, darunter den Entwurf für ein Stück mit dem Titel »Falsehood Liberated«, »Die entfesselte Lüge«, von einem gewissen Teazle Rowe.
    »Wie hieß Rowe mit Vornamen?«, fragte er den Waliser. Er glaubte sich zu erinnern, dass die Gebrüder Burbage von Oliver gesprochen hatten.
    »Er hieß Oliver, mein Herr«, bestätigte Robat.
    »Hatte er noch einen zweiten Namen?«
    »Nein, Herr.«
    »Seid Ihr des Lesens mächtig?«
    Der Mann richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Ich kann sowohl Walisisch als auch Englisch lesen.«
    »Dann sagt mir, wer ist Teazle Rowe?«
    »Ei, Ihr meint wohl Herrn Teazle. Das ist der junge Mann, der mit Herrn Rowe das Zimmer teilt.«
    Drew stöhnte innerlich auf, denn er erinnerte sich plötzlich, was Page Williams vom Blackfriars-Theater gesagt hatte, nämlich dass Bardolph Zenobia angeblich ein Theaterstück gestohlen

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