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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hatte, das Rowe zusammen mit einem Freund verfasste.
    »Und wo hält sich Teazle jetzt auf?«, fragte er Robat.
    »Er ist ausgegangen, Herr. Wahrscheinlich wird er erst am späten Abend zurückkehren.«
    »Ihr habt vermutlich keine Ahnung, wo ich ihn finden kann?«
    »Doch, natürlich! Er ist zweifellos im Theater.«
    »Im Theater? Aber in welchem, um Himmels…«
    »Im Globe-Theater, mein Herr. Er gehört zur Truppe von Burbage, zu den ›King’s Men‹, genau wie Rowe.«
    Konstabler Drew seufzte. Wie es schien, waren Rowe und sein Freund Mitglieder derselben Theatertruppe gewesen wie Hawkins, alias Bardolph Zenobia.
    Rowe hatte Hawkins beschuldigt, das Stück, das er gemeinsam mit Teazle verfasst hatte, gestohlen und an das Blackfriars-Theater verkauft zu haben. Endlich bildete sich ein Muster heraus.
    »Wann habt Ihr Rowe zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern Abend, Herr«, antwortete Robat ohne zu zögern.
    »Gestern Abend? Um wie viel Uhr?«
    »Es hatte bereits zur Mitternacht geschlagen. Ich sah mich gezwungen, zu den jungen Herren hinaufzugehen, um sie zu ermahnen, Ruhe zu geben und die übrigen Gäste nicht zu stören.«
    »Zu stören? Inwiefern?«
    »Sie hatten einen fürchterlichen Streit. Die beiden jungen Männer gingen richtig aufeinander los. Dieb und Verräter zählten noch zu ihren gnädigsten Ausdrücken.«
    »Und nachdem Ihr sie ermahnt hattet?«
    »Haben sie sich beruhigt, und alles war wieder gut, Gott sei’s gedankt. Teazle kann sehr jähzornig werden. In solchen Augenblicken möchte ich ihn nicht zum Feind haben.«
    »Habt Ihr Rowe danach noch einmal gesehen?«
    Der Mann riss erschrocken die Augen auf. »Nein. Wollt Ihr damit etwa sagen…?«
    »Vorerst sage ich nichts, Herr Robat, aber Ihr werdet noch von mir hören.«
    Als der Konstabler im Globe-Theater eintraf, hatte die Vorstellung schon begonnen. Er ging am mürrischen alten Jasper vorbei und blickte in den Zuschauerraum. Er war nicht sehr voll; an einem schönen Sommertag wie diesem hatten viele Londoner andere Pläne, als ins Theater zu gehen. Aber immerhin saßen auf den Rängen einige Zuschauer, während sich andere im Innenhof um die Bühne scharten. Drew registrierte missbilligend, dass die Huren ihre Ware ebenso feilboten wie die fliegenden Händler, die Obst, Backwaren und Getränke verkauften.
    Cuthbert Burbage kam mit sorgenvoller Miene auf ihn zu.
    »Wo ist Tom Hawkins?« fragte der Konstabler.
    »Er bereitet sich auf den zweiten Akt vor. Herr Drew, könnt Ihr mir zusichern, dass Ihr ihn nicht an Ort und Stelle verhaftet, auch wenn er etwas angestellt hat? Dann müssten wir nämlich diese Vorstellung absagen.«
    »Ich bin kein Hellseher, Herr Burbage«, entgegnete Drew. Er begab sich in den Garderoben-Bereich, wo die Schauspieler dabei waren, sich für ihre jeweiligen Rollen anzukleiden. Welche Rolle spielte dieser Hawkins doch gleich? Ach ja, einen Kardinal! Er ging auf einen Mann in einem roten Gewand zu und fragte: »Seid Ihr Thomas Hawkins?«
    Der andere schnitt eine verächtliche Grimasse. »Nein, Herr. Ich spiele den Kardinal Wolsey. Den Kardinal Campejus findet Ihr dort drüben.«
    Dieses Mal stand er vor dem Gesuchten. »Thomas Hawkins?«
    Der distinguierte Geistliche senkte huldvoll den Kopf. »Ich stehe Euch zur Verfügung, gütiger Herr.«
    »Heißt Ihr auch Bardolph Zenobia?«
    Der Schauspieler errötete und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich will es nicht leugnen; ich bin derselbe.«
    Nachdem sich Drew bekannt gemacht hatte, fragte er: »Wisst Ihr schon, dass Oliver Rowe ermordet aufgefunden wurde?«
    Die Lider des Mannes flackerten fast unmerklich. »Nach Eurem Besuch vorhin hat sich die Nachricht herumgesprochen.«
    »Wann habt Ihr davon erfahren?«
    »Vor knapp einer halben Stunde, als ich hier eintraf.«
    »Wann habt Ihr Rowe zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern Abend.«
    »Im Theater?«
    »Ich war gestern Abend nicht hier. Ich war bei … bei einer Dame in Eastcheap und bin soeben erst zurückgekehrt.«
    »Natürlich«, bemerkte der Konstabler spöttisch, »wollt Ihr mir bitte unverzüglich den Namen der besagten Dame nennen?«
    »Selbstverständlich, Herr. Ich bin mit der Dame verlobt.«
    »Und sie wird aussagen, dass Ihr die ganze Nacht nicht von ihrer Seite gewichen seid?«
    »Gern, wenn es das ist, was Ihr verlangt. Aber nicht nur sie wird sich für mich verbürgen, sondern auch ihre Eltern, bei denen sie lebt. Ihnen gehört das Gasthaus ›Boar’s Head‹ in Eastcheap. Es sind angesehene

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