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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ehe Roscarrock abdrehen und luvwärts steuern konnte. Die Franzosen hatten fast sofort das Feuer auf das kleine Schiff eröffnet. Sie hatten erheblichen Schaden auf der englischen Korvette angerichtet, ehe diese dank ihrer Fähigkeit, schneller zu segeln, dem höheren Können der Mannschaft und dem Nebel, der sich über die Bucht senkte, entkommen konnte. Roscarrock wusste, dass es Tote und Verwundete gab. Er konnte mit eigenen Augen sehen, dass die Bramstenge stark angebrochen war. Die Takelage und die Spieren waren zwar noch am Platz, konnten sich aber jederzeit lösen. Die letzten Salven der Franzosen waren hochgezielte Kettenkugeln, die die Takelage zerfetzten. Der Kapitän vermutete, dass das Batteriedeck einen, wenn nicht sogar zwei Schüsse abbekommen hatte. Seine größte Sorge war, dass sie Treffer unterhalb der Wasserlinie erhalten hatten. Alles in allem hoffte er inständig, dass die Schäden reparabel waren und die »Deer hound « möglichst schnell die von Sir James Gambier geführte Flotte einholen konnte, um diesen vor den Franzosen zu warnen.
    Als könnte er Gedanken lesen, hatte Leutnant Gervaise bereits alle Befehlshaber zusammenrufen lassen. Die Männer fanden sich einzeln oder paarweise auf dem Achterdeck ein: der Bootsmann, Steuermann, der Proviantmeister, der Böttcher, der Schiffsarzt und der Geschützoffizier. Alle wirkten erschöpft aber froh, noch am Leben zu sein. Ihre Haut war vom Schießpulver geschwärzt und versengt, die Kleidung zerfetzt und blutbefleckt.
    »Ist der Zweite Geschützoffizier informiert?« fragte Roscarrock, nachdem er sich vergeblich nach dem Dritten Offizier umgeschaut hatte, der diesen Posten bekleidete.
    Ein älterer Mann, dessen Rangabzeichen ihn als Maat auswiesen, salutierte knapp und sagte: »Verzeihung, Sir. Der Geschützoffizier ist tot. Ich mache an seiner Stelle Meldung.«
    Der Erste Offizier blinzelte verwundert, der Zweite stieß taktloserweise einen Pfiff aus. Roscarrock fragte barsch, als hätte er dieses Verhalten nicht bemerkt: »Und wo ist der Bootsmann?«
    »Tot, Sir«, erwiderte der Steuermann trocken.
    »Dann sollte sein Stellvertreter hier sein.«
    »Auch tot«, lautete die Antwort. »Ich kümmere mich um die Meldung.«
    »Meinetwegen. Was gibt es für Schäden am Schiff?«
    »Keine Einschüsse unterhalb der Wasserlinie. Bramstenge gebrochen. Obere Takelage zerfetzt. Stellt eine Gefahr dar. Topmastwanten und Püttingswanten können wir nicht ersetzen, aber ich denke, das Großsegel genügt, und wir kommen auch ohne Topsegel weiter, nur eben etwas langsamer.«
    »Was ist mit dem Besanmast?«
    »Glück gehabt. Der Schuss wurde vom Großmast abgefangen. Das Segel ist zwar beschädigt, kann aber geflickt werden.«
    Roscarrock nickte. »Tun Sie, was Sie können. Sobald sich der Nebel lichtet, versuchen wir, Anschluss an die Flotte zu bekommen. Dann können wir uns ausgiebiger um die Reparaturen kümmern. Wenn die Flotte bereits Kopenhagen eingenommen hat, dürfte das alles kein Problem sein.« Er wandte sich an den Maat und fragte: »Wie steht es mit den Kanonen?«
    Der ältere Mann salutierte. »Vier Kanonen und ihre Mannschaft außer Gefecht«, berichtete er. »Drei Kanonen komplett zerstört.«
    Roscarrock hatte mit Schlimmerem gerechnet. Immerhin waren noch achtzehn Kanonen einsatzbereit.
    »Proviantmeister, wie sieht es aus?«
    »Die Lebensmittel sind unversehrt, Sir. Zwei Wasserfässer wurden beschädigt, aber die können wir reparieren. Ein Fass Rum ist zerstört. Das ist unser größter Verlust.«
    »Dann müssen die Männer eben auf ihre Rum-Rationen verzichten, bis wir das Fass ersetzt haben. Böttcher, was ist mit den Wasserfässern?«
    »Wenn nichts dazwischenkommt, kann ich sie bis morgen flicken.«
    Nun kam Roscarrock zu jenem Teil, der ihm das meiste Unbehagen bereitete. »Welche Personenschäden haben Sie zu melden, Mr. Smithers?«
    Die »Deerhound« verfügte über einen Schiffsarzt – ein ungewöhnlicher Luxus, da sich an Bord der Korvetten Seiner Majestät normalerweise nur ein Barbier befand, der auch als Koch und bei Bedarf als Arzt fungierte.
    »Dreizehn Tote, vierundzwanzig Verwundete, fünf von ihnen schwer«, berichtete der Arzt, ein Mann mit rotem Gesicht. Er trug seine Meldung mit einem Elan vor, der darauf schließen ließ, dass er seinen Beruf mit wahrer Begeisterung ausübte.
    Roscarrock presste die Lippen zusammen. »Wie schwer?«, wollte er wissen.
    »Drei von ihnen werden den heutigen Tag nicht überleben, Sir.«
    In

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