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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Roscarrocks Kiefer zuckte ein Muskel. »Welche Dienstgrade hatten die Gefallenen?«, fragte er.
    »Zwei von ihnen waren Fähnrich, vier Maat. Die übrigen« – der Schiffsarzt zuckte die Achseln – »hatten andere Dienstgrade. Ach, und dann wäre da noch Leutnant Jardine. Die Verwundeten sind im übrigen alle Matrosen, Sir.«
    »Jardine ist tot, sagen Sie?«
    Es war der Maat, der antwortete. »Bitte um Verzeihung, Sir. Leutnant Jardine war auf dem Batteriedeck und richtete die Kanonen, als …«
    Roscarrock brachte den Mann mit einem strengen Blick zum Schweigen. Leutnant Jardine war bekanntermaßen der Erste Geschützoffizier gewesen, und es war seiner Meinung nach überflüssig, zu berichten, wo er sich während des Gefechts aufgehalten hatte. »Zu den Details kommen wir später. Welche Fähnriche sind gefallen?«
    »Tom Merrit und der kleine Jack Kenny.«
    Roscarrock schwieg kurz, ehe er befahl: »Gut, dann also an die Arbeit. Dieses Schiff muss innerhalb einer Stunde wieder einsatzbereit sein.«
    »Aye, aye, Sir«, erwiderten die Offiziere und eilten zurück an ihre Posten. Der Schiffsarzt entfernte sich ebenfalls, um nach den Verwundeten zu sehen.
    »Na so was! Unser Jardine!«, bemerkte Leutnant Gervaise kopfschüttelnd. »Das wird so mancheiner Dame in Chetham die Tränen in die Augen treiben.« Er selbst wirkte allerdings keineswegs betroffen. Leutnant Unstead indessen machte einen geradezu schadenfrohen Eindruck. »Und der eine oder andere Ehemann wird wieder in Ruhe schlafen können«, stellte er süffisant fest.
    Jardine, der Dritte Offizier, ein jugendlich wirkender, gutaussehender, ziemlich eitler Mann, war ein ausgemachter Schürzenjäger gewesen, der insbesondere verheiratete Frauen zu bevorzugen schien. Roscarrock verzichtete darauf, Unstead für seinen Hohn zu rügen, da er wusste, dass dieser, bevor sie Chatham verließen, Jardine zum Duell gefordert hatte und dass es dabei um seine Frau Phoebe gegangen war. Das Duell war vom Marineprofos verhindert worden, und beide Offiziere waren aufs strengste verwarnt worden.
    Roscarrock selbst enthielt sich jeglichen Kommentars. Ihm war klar, dass Jardines plötzliches Ableben unter den Mitgliedern der Besatzung kein besonderes Bedauern hervorrufen würde. Hinter seinem ansprechenden Äußeren hatte sich ein grausamer Charakter verborgen. Seine Autorität hatte er allzu gern mit der Peitsche unterstrichen. Roscarrock hatte immer wieder versucht, ihn zu bremsen, aber Jardine hatte zu jenen Menschen gezählt, denen es Genugtuung bereitet, andere, die sich nicht wehren können, zu quälen.
    Da es der Moral einer Besatzung nicht zuträglich war, wenn die Offiziere ihre Konflikte öffentlich austrugen, hatte Roscarrock keine andere Wahl gehabt, als seine Missbilligung vor der Mannschaft zu verbergen und die Bestrafungen, die sein Untergebener verhängte, scheinbar zu billigen. Nur unter vier Augen hatte er es wagen können, Kritik zu üben.
    Nein, auf der »Deerhound« würde wohl niemand Jardine eine Träne nachweinen.
    »Mr. Hart!«, rief Roscarrock. Der junge Fähnrich eilte herbei und salutierte. »Leutnant Jardine ist tot«, sagte der Kapitän. »Als dienstältester Fähnrich betraue ich Sie mit den Aufgaben des Dritten Offiziers. Bitte erstellen Sie eine Liste der Toten und Verwundeten. Der Schiffsarzt hat alle Hände voll zu tun, die Verwundeten zu versorgen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Ich erwarte binnen einer Stunde Ihre Meldung.« Roscarrock salutierte knapp, wandte sich ab von dem jungen Offizier und befahl dem Ersten Offizier: »Erklären Sie der Mannschaft den Ernst der Lage, Gervaise. Ich bin bis auf weiteres unten in meiner Kajüte.«
    Wie auf allen Korvetten war die Kajüte des Kapitäns klein, dunkel und stickig. Nur ein Vorhang trennte den Schlafbereich, bestehend aus einer schmalen Koje, einem Schrank und einer Seekiste, vom Arbeitsbereich, der mit einem Schreibpult und einigen Stühlen möbliert war.
    Roscarrock holte aus einem Fach im Schreibpult eine halbvolle Flasche Brandy, entfernte den Korken und schenkte sich ein. Bevor er die Flasche abstellte, hielt er sie gegen das spärliche Licht. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit schien im grauen Halbdunkel zu funkeln. Über Roscarrocks Züge breitete sich ein Lächeln aus. Er hob sein Glas, wie zu einem Toast, und trank es in einem Zug leer.
    Nachdem er die Flasche wieder verstaut hatte, setzte er sich an den Tisch, nahm das Logbuch zur Hand und fing an zu schreiben.
    » Kjoge Bight, 2. September

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