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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Tote und Verwundete, von denen noch manch einer sterben wird, bevor wir in unseren Heimathafen einlaufen.«
    »Ich möchte diesen Sachverhalt überprüfen, Sir«, beharrte der junge Mann.
    »Wer ist für die mittlere Kanone auf der Backbord-Seite zuständig?«, fragte Roscarrock nach einem kurzen, ominösen Schweigen. »Lassen Sie den Mann holen. Vielleicht kann er an Ort und Stelle Licht in die Sache bringen.«
    Es erschien ein muskulöser Enddreißiger. Er wirkte verunsichert.
    »Wie erklären Sie sich das, Evans?«, fragte Roscarrock und machte eine vage Handbewegung, die sowohl die Kanone als auch die Leiche mit einschloss.
    Evans zuckte mit den Achseln. »Weiß nich, Sir. Die Taue sind einfach gerissen, die Kanone ist nach hinten ausgebrochen und hat den Leutnant erwischt. Vorher ist sie noch dem Ansetzer über den Fuß gefahren. Der ist jetzt gebrochen.«
    Der Ansetzer stand bereit, um Pfropfen und Kugel im Rohr festzudrücken.
    »Hat jemand vor dem Abfeuern bemerkt, dass die Seile schadhaft waren?«
    Evans schüttelte vehement den Kopf. »Der Franzmann hatte uns doch gleich unter Beschuss, Sir. Wir haben schnell die Kanone geladen und auf den Feuerbefehl gewartet.«
    »Darf ich, Sir…?« Hart wollte eine Frage stellen. Roscarrock nickte ihm ermutigend zu.
    »Wo waren Sie, als alle auf Gefechtsstation befohlen wurden, Evans?«
    Der Geschützoffizier trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Sobald wir hörten, dass ein Franzmann gesichtet wurde, sind wir alle aufs Batteriedeck gerannt, weil wir wussten, dass es gleich losgeht. Als wir die Treppe raufliefen, hörten wir die Trommel.«
    »Wann ist Leutnant Jardine eingetroffen?«
    »Der war schon auf seinem Posten und hat uns die übelsten Vorwürfe gemacht, dass wir so langsam waren. Dabei war das unfair, mit Verlaub, Sir. Wir hatten unser Geschütz als erstes geladen und schussbereit. Jedenfalls kann ich beschwören, dass der Leutnant auf dem Batteriedeck war, bevor wir den Franzmann sichteten.«
    »Sind Sie sich da ganz sicher? Vor dem Eintreffen des Leutnants hätte sich niemand an Ihrer Kanone zu schaffen machen können?«
    »Naja, der Steuermann war auch schon da. Er stand neben Leutnant Jardine.«
    »Der Steuermann soll sich bei mir melden«, rief Roscarrock einem Matrosen zu.
    »Was geschah dann?«, fragte er Evans.
    Dieser warf Roscarrock einen unsicheren Blick zu. »Dann haben wir auf Ihren Feuerbefehl gewartet, Sir. Der Franzmann ist uns zuvorgekommen und hat Kanone zwei zerschossen und die Männer getötet, bevor sie zurückschießen konnten. Dann haben wir das Feuer eröffnet, und dann … Nun, wie es weiterging, wissen Sie ja.«
    Als sich der Steuermann näherte, bedeutete Roscarrock dem Geschützoffizier mit einer Handbewegung, dass er nicht länger gebraucht werde.
    »Waren Sie auf dem Batteriedeck, bevor wir alle auf Gefechtsposition befahlen?«
    Der altgediente, grauhaarige Offizier wirkte irritiert. »Ja, Sir, das war ich. Ich habe Leutnant Jardine bei seiner Inspektion des Batteriedecks begleitet. Wir sind mindestens zehn Minuten vor dem Gefechtsalarm eingetroffen. Dann habe ich mich auf meinen Posten begeben. Leutnant Jardine blieb hier.«
    »Danke, das wäre dann alles«, sagte Roscarrock. Zu Hart gewandt, bemerkte er: »Nun, das bringt Ihre Theorie ein wenig ins Wanken, nicht wahr? Wenn sich Leutnant Jardine bereits auf dem Batteriedeck befand, als der Franzose gesichtet wurde, hatte niemand Gelegenheit, sich vor dem Gefecht an den Seilen zu schaffen zu machen.«
    Hart schien angestrengt nachzudenken. Dann erhellte sich seine Miene. »Es sei denn«, sagte er, »die Seile wurden schon vorher beschädigt.«
    Roscarrock lachte spöttisch. »Derjenige hätte ja das zweite Gesicht haben müssen! War es vielleicht ein Wahrsager, dessen Vorahnungen ihm verrieten, dass der Franzose in Kürze angreifen und Jardine seine Position an der Kanone einnehmen würde? Es hätte doch ebenso gut sein können, dass wir während unserer ganzen Reise keinen Schuss auf einen Feind abfeuern.«
    »Das ist es!«, rief der junge Mann aufgeregt. »Nicht auf einen Feind, nicht auf einen Feind!«
    Roscarrock betrachtete ihn verwundert. »Wovon sprechen Sie, um alles in der Welt?«
    »Erinnern Sie sich nicht, Sir? Gestern Abend haben Sie alle Offiziere in der Kapitänskajüte zusammengerufen, um ihnen mitzuteilen, dass heute Morgen eine Schießübung stattfinden würde. Aus diesem Grund hielt sich Leutnant Jardine auf dem Batteriedeck auf, bevor die Franzosen

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