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Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition)

Titel: Das Flüstern der verlorenen Seelen: Kriminalgeschichten mit Schwester Fidelma u. a. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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gesichtet wurden. Er überprüfte, ob die Geschütze für die Übung bereit waren.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Alle Offiziere waren über die geplante Schießübung informiert und durften nicht mit ihren Untergebenen darüber sprechen, da es ja galt, deren Einsatzfähigkeit zu überprüfen. Sogar der Schiffsarzt war zugegen, als Sie Ihre Anweisungen bekanntgaben.«
    »Wollen Sie etwa andeuten, dass einer meiner Offiziere für Jardines Tod verantwortlich ist? Dass einer von ihnen die Seile beschädigte?«
    »Ja, Sir, so muss es gewesen sein. Nur die Offiziere wussten von der geplanten Schießübung.«
    Roscarrock schürzte die Lippen. »Ich halte Ihre Theorie für ziemlich weit hergeholt«, sagte er. Als der Fähnrich widersprechen wollte, hob er gebieterisch die Hand und fuhr fort: »Trotz dem werde ich Sie nicht daran hindern, weitere Nachforschungen anzustellen. Aber vergessen Sie nicht – es sind ernste Anschuldigungen, die Sie da erheben. Ich werde diesen Vorfall nicht im Logbuch notieren, bevor Sie mir keine stichhaltigen Beweise erbracht haben. Ich habe jetzt keine Zeit mehr. Andere dringende Angelegenheiten erfordern meine Aufmerksamkeit.«
    Er kehrte zurück auf das Achterdeck, wo Gervaise, der Erste Offizier gerade dabei war, den Zimmermann anzuweisen. Als er den Kapitän sah, stand er stramm und schickte den Handwerker seiner Wege. »Die Takelage am Großmast in der Nähe des Mastkorbs ist in einem schlechten Zustand, Sir, und könnte eine Gefahr darstellen, Sir«, erklärte er. »Wir können uns aber erst darum kümmern, wenn wir vor Anker liegen. Der Franzose hat ein paar Kettenkugeln abgefeuert, um uns zu entmasten. Einige von ihnen stecken noch da oben. Wir müssen vorläufig den Besanmast als Ausguck benutzen.«
    »Aha. Und wie steht es mit dem Fockmast?«
    »Unter der Aufsicht des Steuermanns wird gerade Nottakelage angebracht. Es muss ein neues Segel her. In einer halben Stunde ist aber alles fertig, und wir können unsere Reise fortsetzen.«
    Roscarrock sah sich um. »Wenn mich nicht alles täuscht, beginnt sich der Nebel zu lichten. Hoffen wir, dass der Franzose nicht noch irgendwo herumlungert, um zu sehen, was aus uns geworden ist. Lädiert, wie wir sind, könnten wir ihm nicht entwischen.«
    Gervaise schien nicht übermäßig besorgt. »Dieser Rambert ist keiner, der Risiken eingeht, Sir. Erinnern Sie sich an das Gefecht vor Kap Finisterre, als er sich selbst in eine Nebelbank verdrückte, statt Admiral de Villeneuve Rückendeckung zu geben? Damals hat er vor unserem Geschwader gekniffen, und ich denke, er wird uns auch heute nicht nachsetzen.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr, Mr. Gervaise.«
    Der Erste Offizier fragte verlegen: »Sagen Sie, Sir, worüber mokiert sich Doktor Smithers? Es hat wohl etwas mit dem Tod des Leutnants zu tun?«
    »Dieser gottverdammte Arzt mit seinem losen Mundwerk!«, stieß Roscarrock wütend hervor. »Was erzählt er denn?«
    »Nun, es schien ihn zu belustigen, dass Jardine nicht ruhmreich in der Schlacht gefallen ist, sondern durch einen selbst verursachten Unfall zu Tode kam. Ist etwas dran an dieser Behauptung?«
    »Leutnant Jardine starb durch den Rückstoß einer Kanone«, entgegnete Roscarrock knapp.
    Gervaise fing unvermittelt an zu lachen. »Meine Güte, dann stimmt es also doch! Keine Lorbeeren für den toten Helden?«
    Roscarrock verzog das Gesicht. »Ich weiß, dass Sie Jardine nicht mochten, Mr. Gervaise.«
    Der Erste Offizier wurde wieder ernst, und um seinen Mund zeichnete sich ein bitterer Zug ab. »Das ist leicht untertrieben, Sir«, erwiderte er. Seine Stimme war leise, aber voller Vehemenz. »Ich habe ihn gehasst. Wenn ich wie Unstead gut mit Schwert und Pistole umgehen könnte, hätte ich ihn schon längst zum Duell gefordert. Smithers geht es wie mir. Jardine hat seine Tochter Prudence bedrängt.«
    Roscarrock wandte sich peinlich berührt ab und gab vor, den dahinziehenden Nebel zu betrachten. »In einer halben Stunde alle Mann an Deck zur Übergabe der Toten an die See«, sagte er. »So bald es die Sicht ermöglicht, setzen wir Segel.« Ehe er die Kajütstreppe erreichte, drehte er sich um und rief Gervaise zu: »Sorgen Sie dafür, dass wir wieder gefechtsfähig sind, für den Fall, dass der Franzmann doch wieder erscheint!«
    Leutnant Gervaise hob die Hand an den Hut.
    Roscarrock begab sich in seine Kajüte, wo er eine Weile geistesabwesend an seinem Schreibpult saß, mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte trommelte und den Befehlen

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