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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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Stunde später hatte er angerufen und gemeldet, dass er das Boot erspäht hatte – woraufhin die Zeit noch langsamer fortgeschritten war. Es waren seitdem mindestens dreißig Minuten vergangen, und sie fing an, sich Sorgen zu machen. War irgendwas schiefgelaufen? Hatte Simon ihren Plan durchschaut? Spielte Dan vielleicht ein doppeltes Spiel?
    Sie lief unruhig auf und ab, ging nach oben, um vielleicht aus dem ersten Stockwerk einen Blick auf den Anlegesteg werfen zu können – auch wenn sie genau wusste, dass er vom Haus aus nicht einsehbar war –, sie starrte sich ständig im Spiegel an oder zuckte zusammen, wenn sie sich ein Geräusch einbildete.
    Die Stille im Haus war gespenstisch. Zunächst hatte sie es sich damit erklärt, dass man dem Personal für den Rest des Tages freigegeben hatte und sich folglich niemand im Haus aufhielt. Aber diese Stille war anders – selbst das Zwitschern der Vögel und Summen der Insekten war verstummt. Sie hatte oft davon gehört, dass die Natur vor Orkanen oder Erdbeben den Atem anhält, und genau so fühlte es sich nun an – wie ein böses Omen.
    Endlich klingelte das Telefon, und es klang in dieser unwirklichen Stille so laut, dass sie es ein paarmal läuten lassen musste, bis sie ihre Fassung wiedergefunden hatte. Es war Dan, wie immer gut gelaunt und bester Dinge. »Okay, wir warten auf dich.«
    »Bin in einer Minute da.« Sie schaute noch einmal in den Spiegel, bevor sie durch den Garten zum Strand ging. Sie fragte sich, was er mit den Worten »Wir warten auf dich« gemeint habe, kam aber zu dem Fazit, dass die Worte wohl keinen tieferen Sinn hatten. So redete Dan nun mal.
    Doch irgendwas stimmte nicht, auch wenn sie es nicht beim Namen nennen konnte. Noch immer erschien ihr die Stille wie ein Omen. Es war kurz vor Sonnenuntergang und noch immer ziemlich heiß, und die Stille schien die Realität zu einem unwirklichen Traum zu verformen. Nur die Spitzen der hohen Palmen bewegten sich leicht im Wind.
    Am Horizont ballten sich die Wolken zusammen. Die Abenddämmerung würde bald einsetzen, und als sie am Anlegesteg ankam und das Boot sah, spürte sie eine leichte Brise. Vielleicht waren es ja die ersten Ausläufer eines Sturms – ein Sturm käme jetzt genau richtig. Er würde ihnen bei ihrem Vorhaben helfen, aber er schien auch die passende Kulisse für das, was nun folgen sollte.
    Sie sah Dan auf dem Deck. In Strandhemd und Surfer-Shorts stand er lässig vor der offenen Kabinentür. Sie konnte sich nicht erinnern, dass er jemals weniger wie ein professioneller Killer ausgesehen hatte. Er lächelte und winkte mit seiner Pistole.
    Als sie das Deck betrat, spürte sie, wie das Boot leicht in der Dünung schaukelte. Dan warf noch einmal einen Blick durch die offene Tür auf seine Gefangenen in der Kabine und kam dann einen Schritt auf sie zu.
    »Wir haben ein kleines Problem. Er hat seine ganze Familie mitgebracht«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Ich weiß.«
    »Oh. Nun ja, ich habe jedenfalls die Jungs in die vordere Kabine gesteckt, damit sie Sie gar nicht erst zu Gesicht bekommen. Ich bin mal davon ausgegangen, dass Sie die Frau auch erledigen wollen. Was eigentlich auch unvermeidlich ist: Wir wissen ja nicht, wie viel sie weiß.«
    »Natürlich.« Sie war froh, dass sie Dan über den gesamten Umfang ihres Plans bislang im Dunkeln gelassen hatte. Er konnte gerne aussteigen, wenn der Job erst einmal abgeschlossen war, doch sie wollte nicht, dass er sich absetzte, bevor sie ihre Rache bekommen hatte. »Gab’s irgendwelche Probleme?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich musste ihm eins über die Rübe ziehen. Obwohl ich ihm unmissverständlich klargemacht hatte, keine Dummheiten zu machen, versuchte er es natürlich trotzdem.«
    Sie nickte und betrat die Kabine, in der die Luft trotz der Klimaanlage trocken und abgestanden war. Simon und Lucy, geknebelt und an Händen und Füßen gefesselt, saßen auf einem der langen Polsterkissen. Für einen Augenblick schaute Lucy erleichtert zu Ella auf, schien dann aber die Situation überhaupt nicht mehr zu begreifen – ein erstes Indiz, dass sie nicht in Simons Pläne eingeweiht war. Ella sah eine Wunde an Simons Kopf, sah auch das Blut, das ihm ins Gesicht gelaufen war. Er wirkte von ihrem Erscheinen nicht überrascht, sondern apathisch und resigniert.
    »Nehmen Sie ihm den Knebel ab, nur ihm«, sagte sie zu Dan, der inzwischen ebenfalls die Kabine betreten hatte.
    Sie hatte erwartet, dass Simon nun etwas sagen würde, doch er

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