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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Futter.
    Als Karem ihm von dem anderen Stall und der unverschämten Behandlung erzählte, verschwand das Lächeln aus seinem gütigen Gesicht. Der Alte fluchte herzhaft und spie einen schwarzen Strahl Tabaksaft ins Stroh.
    »Dieser kleine Halunke ist schon genau wie sein Vater!«, schimpfte er. »Die meisten Besucher des Marktes bleiben nicht über Nacht, sondern verlassen Melwar schon am frühen Nachmittag und ziehen weiter zur Küste hinunter. Es gibt leerstehende Ställe zuhauf in der Stadt.« Seine knorrige Hand legte sich auf Karems Schulter. »Gut, dass du dich nicht hast ins Bockshorn jagen lassen, Junge. Dein Vater wird stolz auf dich sein.«
    Karem bedankte sich höflich für alles und schlenderte wieder in die Gassen hinaus.
    Als er zum Marktplatz zurückkehrte, hatte das Treiben noch zugenommen. Die Sonne schien heiß vom Himmel herab und die vielen Menschenleiber begannen, zu schwitzen und einen intensiven Geruch auszuströmen.
    Es dauerte eine Weile, bis er den Wagen seiner Eltern fand. Djoran schliff gerade das Kurzschwert und den Dolch eines vornehmen Römers, während Marga und seine Mutter mit einer dicken Frau über den Preis einer Kupferkanne feilschten. Gram war nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich war er auf der Suche nach einem Nachtquartier für die Familie.
    Nachdem ihr die Güte der Kanne von beiden Frauen ausreichend beschrieben worden war, entschloss sich die Dicke zum Kauf und zahlte einen akzeptablen Preis. Karem beobachtete, wie seine Mutter mit einem seligen Lächeln das Geld in ihrem Gewand verschwinden ließ. Der Tag hatte gut für seine Familie begonnen.
    Da er nicht gebraucht wurde, ließ sich Karem wieder von der Menge mittragen und genoss das aufregende Erlebnis des großen Marktes.
     
     

7.
     
    Djorans Blick schweifte durch die Schenke. Der Abend war eingekehrt. Vor ihm stand ein Krug mit Starkbier, das er in langsamen Zügen genoss, während er die anderen Männer beobachtete und ihre Gespräche belauschte. Oft erfuhr man durch die Kneipengerüchte mehr über eine Stadt oder die Zustände im Land, als wenn man den Proklamationen der Herrscher lauschte. Die Kneipe war ein düsterer Raum mit niedriger Decke, deren Holzbalken vom Rauch der Jahre schwarzgefärbt waren. Einfache Tische und Stühle waren aufgestellt worden, an denen sich nun die Männer dem Alkoholgenuss hingaben und lautstark miteinander diskutierten.
    Im Augenblick drehte sich die Unterhaltung um König Canai von Denan. Ein stämmiger Mann mit schütterem Haar und vom Alkohol geröteten Wangen war von seinem Stuhl aufgesprungen.
    »Ich sage euch, unter König Asthael ging es Denan besser. Seit sein Bruder an der Macht ist, beutet er das Land aus und führt einen sinnlosen Krieg nach dem anderen«, verkündete er lauthals.
    »Hört! Hört!«, rief jemand dazwischen.
    Die Augen des Stämmigen suchten nach dem Störenfried. Als derjenige sich nicht zu erkennen gab, sprach er weiter: »Unser Fürst, die Götter mögen seine schwarze Seele verbrennen, leckt diesem Hund die Stiefel.«
    Zwei Männer, die an einem Tisch mit dem Redner saßen, versuchten, ihn zurück auf seinen Stuhl zu ziehen, aber er schüttelte ihre Hände ab.
    »Dieser Canai ist eine Ausgeburt der Hölle. Gerüchte sagen, er habe seinen eigenen Bruder, den rechtmäßigen König und dessen kleinen Sohn ermorden lassen, und ich glaube diesen Gerüchten.«
    Mehrere Köpfe nickten zustimmend.
    Der Wirt kam vorbei und hob fragend eine Augenbraue. Djoran schüttelte den Kopf, sein Krug war noch halb voll. Ja, dachte er, auch ich habe von dieser Tat gehört, aber wenn dieser Kerl so weitermacht und seinen Hals weiter aufreißt, gebe ich kein Kupferstück für seine Sicherheit.
    Es war eine Sache, Vermutungen anzustellen, aber eine ganz andere, sie laut auszusprechen. Der Fürst von Melwar galt als loyaler Anhänger Canais und ging mit aller Härte gegen jeden vor, der diese Loyalität in Frage stellte.
    Ein junger Krieger mit finsterem Gesichtsausdruck fiel Djoran auf. Der Mann saß in der äußersten Ecke des schmalen Raumes und verfolgte die Gespräche ebenfalls. Obwohl lange, schwarze Haare sein Gesicht verdeckten, erkannte der Schleifer an seiner gespannten Körperhaltung, dass er lauschte. Mit seinen Händen hielt er einen leeren Krug umklammert, aber er machte keine Anstalten, sich nachschenken zu lassen.
    Die Luft schien auf einmal elektrisch geladen zu sein. Djorans Narbe brannte in seinem Gesicht. Er beschloss zu gehen. Bevor er noch den Wirt rufen

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