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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Dies ist kein guter Ort!«
     
     

8.
     
    Melwar lag nun schon drei Tage hinter ihnen, und noch immer hatte die düstere Stimmung Djoran nicht verlassen.
    Dumpf vor sich hinbrütend saß er auf dem Kutschbock, die Hände um die Zügel verkrampft, während er das Pferd über den mit Steinen durchsetzten Boden lenkte.
    Vor ihnen lag die Hochebene, der die Wälder Platz gemacht hatten. Gras und Moosflechten, so weit das Auge reichte, bildeten die wenig abwechslungsreiche Landschaft. Bäume gab es kaum noch, lediglich ein paar verkrüppelte Birken und Zwergfichten boten einen traurigen Anblick.
    Der Wind pfiff kalt und schneidend durch ihre Kleidung und trieb dunkle, tiefhängende Regenwolken vor sich her. Djoran konnte den bevorstehenden Winter jetzt schon spüren. Der Geruch von kommendem Schnee lag in der Luft.
    Gram, Marga und Karem gingen hinter dem Wagen her. Oft mussten sie den Karren an den steilen Stellen anschieben, wenn die Kraft des Pferdes nicht mehr ausreichte, das schwere Gefährt zu ziehen.
    Medak stapfte vornweg und führte das Tier am Halfter. Eigentlich war diese zusätzliche Vorsichtsmaßnahme übertrieben, aber sie wollte Djorans schlechter Laune aus dem Weg gehen.
    Gegen Mittag hielten sie kurz an und nahmen ein karges Mahl aus Trockenfrüchten und Haferflocken zu sich. Niemand verspürte Lust auf eine Unterhaltung, jeder würgte schweigend sein Essen hinunter. Nach wenigen Minuten Rast ging es weiter.
    Der Horizont schien näher zu rücken, und die Wolken bildeten einen tiefhängenden Teppich, der sich mit dem Grau der Landschaft vereinte.
    Sie hatten gerade eine Weggabelung erreicht, an der ein altes, verwittertes Holzschild mit verblassten Buchstaben stand, als Gram das Luftschiff entdeckte.
    Sein Warnschrei riss die anderen aus ihren Überlegungen.
    Djoran erkannte mit einem Blick, dass Flucht sinnlos war. Das Luftschiff kam, durch den Wind angetrieben, schnell näher und Möglichkeiten, sich zu verstecken, gab es hier oben auf der Ebene nicht.
    Er griff nach seiner Axt und sprang vom Kutschbock.
    Gram, Marga und Medak hasteten zu ihm. In ihren bleichen Gesichtern stand die Angst geschrieben. Es war zwar möglich, dass das omrakische Luftschiff über sie hinwegziehen würde, ohne sie zu belästigen, aber genauso gut konnten plötzlich Seile herabfallen, an denen sich N’Guur herunterhangeln würden.
    Djoran bedeckte seine Augen mit der flachen Hand und starrte dem Luftschiff entgegen. Die großen Ballons, die für den Auftrieb sorgten, hingen wie eine Traube reicher Früchte über dem Gefährt. Weiße Segel bauschten sich im Wind. Dumpfer Trommelschlag drang herüber, und ein eiskaltes Frösteln ließ den alten Krieger erschauern.
    Es war kein großes Luftschiff. Vielleicht ein Späher mit einer Seitenlänge von zwanzig Metern. Der Rumpf war dunkelrot gestrichen, was dem Aussehen zusätzlich ein drohendes Element verlieh. Dann tauchten die ersten Köpfe noch als kleine, schwarze Punkte am Bug auf und starrten zu ihnen herab. Arme gestikulierten wild. Man hatte sie entdeckt. Der letzte Funke Hoffnung zerstob im Nichts.
    Nun konnte man bloß abwarten, wie sich der omrakische Kapitän entscheiden würde. War er der Ansicht, die Beute lohne einen Zwischenstopp, dann würden bald die N’Guur auf die Erde herabspringen, aber vielleicht hatte der Sklavenjäger schon genug Beute an Bord und beschloss weiterzuziehen.
    Djoran brüllte seine Befehle.
    »Gram mach dich bereit! Medak, Marga, Karem, ihr legt euch unter den Wagen. Schnell, bevor sie entdecken, dass ihr Frauen seid.« Sein Kopf fuhr herum zu Karem, der wie angewurzelt dastand und nach oben starrte. Der riesige Schatten des Luftschiffs glitt auf ihn zu.
    »Karem, verdammt, Junge, unter den Wagen.«
    Karem erwachte aus seiner Trance und hastete zu seiner Mutter und seiner Schwester, die sich unter dem Karren zusammenkauerten.
    Gram war zum Wagen gerannt und hatte seinen Langbogen herausgezogen. Ein mit Pfeilen gefüllter Köcher hing über seiner Schulter. An seinem Gürtel baumelte ein scharf geschliffenes Kurzschwert.
    Er und sein Vater stellten sich breitbeinig vor den Wagen. Der Feind sollte wissen, dass sie bereit waren, sich zu verteidigen.
    Die Trommeln hatten aufgehört zu schlagen. Fast lautlos schob sich das Luftschiff näher.
     
     

9.
     
    Kapitän Fehir Tamin war gerade auf dem Weg zu seiner Kajüte gewesen, als ihn der Schrei des Ausgucks erreichte. Mit großen Schritten hastete er zurück an Deck.
    Seine N’Guur-Truppen

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