Das Flüstern des Windes (German Edition)
Schlacht werden wir nicht überstehen. Unsere Armee wird vollkommen zerrieben werden. Hinzu kommt, dass viele unserer Männer von einer seltsamen Krankheit befallen sind. Sie klagen über Schwindelanfälle, Erbrechen und Durchfall. Mindestens vierhundert Soldaten liegen nieder und sind kampfunfähig, und ihre Zahl nimmt stündlich zu.«
Der König hämmerte unbeherrscht mit seiner Faust auf die Lehne seines Thrones, beruhigte sich dann aber wieder. »Was schlagt Ihr also vor?«
»Herr, wir empfehlen den sofortigen Rückzug nach Schloss Denan. Fürst Ronder hat empfindliche Verluste hinnehmen müssen und dürfte kaum Interesse daran haben, uns weiterhin anzugreifen, wenn wir das Schlachtfeld räumen.«
»Und wie stehe ich vor den anderen Fürsten dar? Es wird aussehen, als hätte uns dieser Hund eine Niederlage bereitet, und wir würden vor ihm fliehen!«, entrüstete sich Canai.
»Nein, mein König. Noch können wir uns ehrenvoll zurückziehen. Im Augenblick besteht eine Pattsituation, die es aber nach einem weiteren erfolgreichen Angriff unseres Feindes nicht mehr geben wird. Wir wären vernichtend geschlagen. So aber sammeln wir neue Truppen und kehren im Frühjahr wieder. Im Gegensatz zu uns hat Ronder keine Möglichkeit, seine Armee zu verstärken. Die anderen Fürsten werden es nicht wagen, sich ihm anzuschließen, sondern abwarten, wer bei dieser Auseinandersetzung als Sieger hervorgeht. Ihr dagegen könnt die anderen Herrscher zwingen, Euch neue Truppen zur Verfügung zu stellen. Ronder kann nur bitten, und diese Bitten werden auf taube Ohren stoßen. Ich flehe Euch an, folgt unserem Ratschlag, und ich verspreche Euch den Sieg für das nächste Jahr. Ronder wird uns kein zweites Mal so überraschen können und das weiß er auch. Seine Allianz mit den Orks wird brüchig werden, vielleicht können wir die Waldriesen ja auch überzeugen, auf unserer Seite zu kämpfen.«
Canai runzelte nachdenklich die Stirn. Auch wenn es ihm widerstrebte, Sirius und die Generäle hatten recht, eine weitere Schlappe konnte er sich nicht leisten. Ein geordneter Rückzug war die einzige sinnvolle Möglichkeit. Die Zeit würde für ihn arbeiten. Ronder konnte auch mit anderen Mitteln in die Knie gezwungen werden, bis die königliche Armee bereit war, ihm den tödlichen Schlag zu versetzen.
»Ihr habt mich weise und klug beraten!«, lobte der König seine Generäle. »Wir werden uns zurückziehen. Trefft alle Vorbereitungen, aber bevor wir uns auf den Rückmarsch machen, möchte ich, dass ihr Ronder einen Parlamentär schickt und ihn und Karem zu einem Friedensgespräch bittet.«
»Herr, verzeiht mir, aber glaubt Ihr wirklich, er wird sich auf so einen Vorschlag einlassen?«
»Oh ja, das glaube ich! Seine kurzfristigen Erfolge werden seine übertriebene Selbstsicherheit noch zusätzlich gestärkt haben, und er wird wissen wollen, was ich ihm anzubieten habe.« Canai kicherte bösartig. »Er wird kommen!«
Berater Heidar, der Botschafter des Königs, saß im Zelt des Fürsten und blickte auf Ronder herab, der mit blassen, verzerrten Gesichtszügen zu ihm aufstarrte.
Zwei Tage lang hatten die Heiler um das Leben des Führers gekämpft, hatten seine Fieberkrämpfe mit kalten Kampferkompressen behandelt und ihm zur Stärkung eine Mischung aus Rotwein und Ochsenblut verabreicht. Nun endlich war zu erkennen, dass der Fürst überleben würde.
Ronder hatte gegen den Rat seiner Heiler darauf bestanden, Heidar persönlich zu empfangen. Außer ihm war nur noch Karem anwesend, die Generäle waren nicht zu dem Treffen eingeladen worden.
Auch Heidars Miene verriet die Anspannung, unter der er stand. Seine Augen zuckten unruhig durch den Raum, so als erwarte er einen überraschenden Angriff. Die Hände hielt er im Schoß verborgen, damit niemand bemerkte, dass er nervös seine Finger knetete.
»Mein Herr, der König von Denan, entbietet Euch seine Grüße«, begann der Berater. »Er ist der Meinung, dass genug Blut vergossen wurde, und er bietet Euch einen Waffenstillstand, bei einer Einigung sogar einen anhaltenden Frieden an.«
Von der Liege her ertönte ein krächzendes Lachen. »Dass ich diesen Tag noch erleben darf. Canai auf den Knien!«, bemerkte Ronder höhnisch. »Fast könnte man denken, er meine es ernst. Aber ich kenne den König. Dieses Angebot ist bloß wieder eine List, die uns in Sicherheit wiegen soll, bevor er eine Gelegenheit findet, uns endgültig zu zerschmettern. Frieden?« Ronder wurde von einem Fieberanfall
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