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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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gegenseitig unseren Rückzug.«
    Karem ballte die Hand zur Faust zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
     
    Im Zelt des Fürsten kämpften die Heiler um Ronders Leben. Noch immer blutete die Wunde heftig und durchnässte die zahlreichen Verbände.
    Jawelar, ein kahlköpfiger kleiner Mann mit durchdringenden blauen Augen und faltigem Gesicht, beugte sich über das Lager des Verletzten.
    »Herr, könnt Ihr mich hören?«
    Ronder nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Wir müssen die Wunde mit flüssigem Pech versiegeln oder Ihr werdet sterben!«
    »Dann tut, was Ihr tun müsst!«, presste der Fürst zwischen den Zähnen hervor.
    Jawelar winkte nach hinten, und aus dem Schatten trat ein Mann, der in beiden Händen vorsichtig eine Schale balancierte. Der Heiler tauchte ein Leinentuch hinein, das er noch dampfend auf den Armstumpf drückte.
    Die gellenden Schreie des Fürsten ließen alle im Lager erschrocken zusammenfahren, bevor die Gnade der Ohnmacht Ronders Geist in ein anderes Reich führte.
     
     

14.
     
    Zwei Tage lang hatte Verwirrung über dem Lager des Königs gelegen. Dann aber begannen sich, die Disziplin und die langjährige Kampferfahrung durchzusetzen. Die Heerführer sichteten ihre Verluste, gruppierten ganze Truppenteile um, schufen neue Abteilungen und organisierten den täglichen Ablauf. Verwundete wurden versorgt, und außerhalb des Lagers wurden große Scheiterhaufen errichtet, auf denen die Gefallenen verbrannt wurden.
    Canai hatte die Anführer seiner Armee zusammengerufen. Die Generäle standen mit bleichen Gesichtern und angespannten Mienen vor dem Thron. Vielen war die Angst vor dem König in den Augen abzulesen. Lediglich Sirius wirkte ruhig und entspannt. Er hatte sich in der Schlacht eine Kopfverletzung zugezogen, und nun bedeckte ein dicker Verband den größten Teil seiner Stirn. Auch er war, wie alle anderen, vollkommen übermüdet, und seine ganze Körperhaltung drückte Erschöpfung aus. Trotzdem hatte eine unnatürliche Ruhe von ihm Besitz ergriffen.
    Auch der König hatte nicht geschlafen. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Seine Wangen waren eingefallen, und er war, entgegen seiner sonstigen Gepflogenheit, unrasiert. Mit stechendem Blick fixierte er die Männer.
    »Berichtet mir!«, befahl er knapp.
    »Wir beklagen siebentausend Tote. Fünfhundert Soldaten sind schwer verletzt und können nicht weiterkämpfen. Der zweite Belagerungsturm wurde zerstört. Wir vermuten, dass eine Kommandoeinheit während der Kämpfe in unser Lager eingedrungen ist und den Turm in Brand gesetzt hat. Sämtliche Wachen wurden getötet«, antwortete Sirius, der als Einziger den Mut gefunden hatte, dem König die Wahrheit zu berichten.
    »Der Feind?«, fragte Canai mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ungefähr zweitausend tote Soldaten. Einhundertneunzig Orks wurden getötet. Berichten zufolge wurde Fürst Ronder schwer verletzt. Er scheint aber überlebt zu haben.«
    »Wie sicher ist das?«
    »Ein Soldat aus General Malets Truppe hat beobachtet, wie Ronder einen Arm verlor und daraufhin vom Kampfgeschehen weggetragen wurde. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb seine Armee ihren erfolgreichen Vorstoß abgebrochen hat.«
    Canais Mundwinkel begannen zu zucken. »Er hat einen Großteil seiner Truppen verloren, und Ihr nennt das erfolgreich?«
    »Ja, Herr. Unsere Verluste sind bei weitem höher. Darf ich frei sprechen?«
    »Bitte!«
    »Ihr kennt mich, mein König. Ich diene dem Reich seit Jahrzehnten treu und ergeben, aber nun ist es meine Pflicht, Euch darauf hinzuweisen, dass wir diesen Krieg nicht gewinnen können. Wir verfügen nur noch über etwa achttausend Mann, ausschließlich Fußsoldaten. Ronder hat seine Reiter, deren Stärke wir mit siebenhundert beziffern, aber seine schlagkräftigste Waffe sind die Orks. Unsere Männer kämpfen tapfer, aber gegen die Waldriesen stehen sie auf verlorenem Posten. Es gelingt uns stets nur unter großen Verlusten, ihren Vorsturm aufzuhalten. Der Fürst verhält sich taktisch sehr klug. Er hat letzte Nacht unsere Bogenschützen ausgeschaltet, die praktisch die einzige Möglichkeit waren, den Orks größere Verluste zuzufügen.« Sirius deutete auf die anderen Heerführer. »Die Generäle und ich haben errechnet, dass jeder Ork acht Soldaten tötet, bevor er selbst fällt. Das bedeutet für uns weitere viertausend Mann Verluste, bevor es uns gelingen wird, die Orktruppe zu vernichten!«
    Canai lauschte schweigend, während Sirius weitersprach: »Eine weitere

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