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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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mal das Freidenkertum ermuntern. Sie kritisieren den Liberalismus, aber ihr Programm ähnelt dem, das die radikale Linke den multinationalen Konzernen zuschreibt, inklusive der Rolle des Sports und der visuellen Erziehung als Mittel zur Volksverdum-mung. Sie analysieren diverse Methoden zur Erlangung der Weltherrschaft, und sie preisen die Macht des Goldes. Sie beschließen, in allen Ländern die Revolutionen zu unterstützen, durch Ausnutzung der Unzufriedenheit im Volke und durch Verwirrung des Volkes mit liberalen Ideen, aber sie wollen die Ungleichheit fördern. Sie planen, überall Präsi-dentialregime einzusetzen, die von ihren Strohmännern kontrolliert werden. Sie wollen Kriege schüren, sich für die Aufrüstung stark machen und (das hatte mir schon Salon gesagt) den Bau von Untergrundbahnen propagieren, um die großen Städte in die Luft zu sprengen.
    Generell erklären sie, daß der Zweck die Mittel rechtfertige, und nehmen sich vor, den Antisemitismus zu ermuntern, sowohl um die mittellosen Juden unter ihre Kontrolle zu bringen wie um bei den Nichtjuden ein Schuldgefühl angesichts ihrer Not zu erzeugen (teuer erkauft, meinte Diotalle-580
    vi, aber wirksam). Sie versichern treuherzig: »Wir haben einen grenzenlosen Ehrgeiz, eine verzehrende Habgier, einen erbarmungslosen Rachedurst und einen glühenden Haß«
    (und offenbar auch einen erlesenen Masochismus, denn sie reproduzieren lustvoll genau das Klischee des bösen Juden, das bereits in der antisemitischen Presse umgeht und die Umschläge aller Ausgaben ihres Buches zieren wird), und sie beschließen, das Studium der Klassiker und der antiken Geschichte abzuschaffen.
    »Mit einem Wort«, bemerkte Belbo, »diese Weisen von Zion waren ein Haufen von Deppen.«
    »Machen wir keine Witze«, sagte Diotallevi. »Dieses Buch ist bitterernst genommen worden. Mich überrascht eher etwas anderes. Obwohl das Ganze als ein uralter jüdischer Plan erscheinen soll, wird immer nur auf kleine französische Vorfälle und Polemiken aus der Zeit des Fin de siècle ver-wiesen. Der Hinweis auf die visuelle Erziehung, die zur Ver-dummung der Massen diene, sieht aus wie eine Anspielung auf das Erziehungsprogramm von Léon Bourgeois, der neun Freimaurer in seine Regierung aufnahm. An einer anderen Stelle wird die Wahl von Leuten empfohlen, die sich im Skandal um den Panamakanal kompromittiert haben, und genau das war der Fall bei Emile Loubet, der 1899 zum Staatspräsidenten gewählt wurde. Der Hinweis auf die Metro verdankt sich dem Umstand, daß die rechte Presse in jenen Jahren eine Protestkampagne gegen die Compagnie du Métropolitain führte, weil diese angeblich zu viele jüdische Aktionäre hatte. Aus all diesen Gründen wird angenommen, daß der Text in Frankreich um die Jahrhundertwende kompiliert worden ist, zur Zeit der Affäre Dreyfus, um die liberale Front zu schwächen.«
    »Mich beeindruckt noch etwas ganz anderes«, sagte Belbo.
    »Nämlich das déjà vu. Kern der Sache ist doch, daß diese sogenannten Weisen einen Plan zur Eroberung der Welt er-
    örtern, und so etwas haben wir schon mal gehört. Probiert mal, einige Bezugnahmen auf Fakten und Fragen des letzten Jahrhunderts rauszunehmen, ersetzt die Untergründe der Pariser Metro durch die Untergründe von Provins, schreibt jedesmal, wo Juden dasteht, Templer, und jedesmal, wo die Weisen von Zion genannt werden, die Sechsunddreißig Unsichtbaren, geteilt in sechs Gruppen, und... Voilà, mes amis, dies ist die Ordonation von Provins!«
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    Voltaire lui-même est mort jésuite: en avoit-il le moindre soupçon? *
    F. N. de Bonneville, Les Jésuites chassés de la Maçonnerie et leur poignard brisé par les maçons, Orient de Londres, 1788, 2, p. 74
    Wir hatten alles seit langem vor Augen und hatten es nie ganz begriffen: Sechs Jahrhunderte lang bekämpften einander sechs Gruppen, um den Plan von Provins zu realisieren, und jede von ihnen nahm den idealen Text dieses Planes, änderte das Subjekt und schrieb ihn dem Gegner zu.
    Als die Rosenkreuzer in Frankreich auftauchten, verkehr-ten die Jesuiten den Plan ins Negative: indem sie die Rosenkreuzer diskreditierten, diskreditierten sie die Baconianer und die entstehende englische Freimaurerei.
    Als die Jesuiten den Neutemplerismus der »schottischen«
    Freimaurerei erfanden, schrieb der Baconianer Marquis de Luchet die Verschwörung den Neutemplern zu. Die Jesuiten, die daraufhin auch die Neutempler loswerden wollten, kopierten Luchet durch Barruel,

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