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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Diamanten. Ich weiß, welche Faszination Rohdiamanten auf diese gottes-mörderische Sippe ausüben. Er geht seinem Schicksal entgegen, verlockt und getrieben von seiner Begehrlichkeit, und es ist sein Gott, sein grausamer und rachgieriger Gott, den er sterbend verflucht, erdolcht wie Hiram, so schwer ihm das Fluchen auch fallen mag, da er seines Gottes Namen nicht über die Lippen bringt.
    Träumer, der ich schon glaubte, das Große Werk beendet zu haben!
    Wie von einem Wirbelwind gepackt, springt die Tür erneut auf, und es erscheint eine Gestalt mit bleichem Gesicht, die Hände fromm vor der Brust gefaltet, den Blick bescheiden zu Boden gesenkt. Seine Natur jedoch kann mir dieser Neuankömmling nicht verbergen, denn er trägt das schwarze Kleid seines schwarzen Ordens. Ein Sohn Loyolas, ein Jesuit!
    — Crétineau! rufe ich, irregeführt.
    Er hebt die Hand zu einer heuchlerischen Segensgebärde.
    — Ich bin nicht, der ich bin, sagt er mit einem Lächeln, das nichts 600
    Menschliches mehr an sich hat.
    Dies war in der Tat seit jeher ihre Technik: mal verleugnen sie ihre Existenz sogar vor sich selbst, mal proklamieren sie die Macht ihres Ordens, um die Trägen im Geiste einzuschüchtern.
    — Wir sind immer anders als ihr denkt, ihr Kinder Belials (sagt nun dieser Verführer gekrönter Häupter). Aber du, o Saint-Germain...
    — Woher weißt du, daß ich’s wirklich bin? frage ich ihn verwirrt.
    Er lächelt bedrohlich: — Du hast mich zu anderen Zeiten gekannt — zu Zeiten, als du versuchtest, mich von Postels Sterbebett wegzuziehen, zu Zeiten, als ich dich unter dem Namen des Abbé d’Herblay dazu brachte, eine deiner Verkörperungen im Innern der Bastille zu beenden (oh, wie ich sie immer noch spüre auf dem Gesicht, die Eiserne Maske, zu der mich mein Orden, mit Hilfe Colberts, verurteilt hatte), zu Zeiten, als ich deine heimlichen Zusammenkünfte mit Baron d’Holbach und Condorcet ausspionier-te...
    — Rodin! rufe ich aus, wie vom Blitz getroffen.
    — Jawohl, ich bin Rodin, der heimliche Jesuitengeneral. Rodin, den du nicht täuschen wirst, den du nicht dazu bringen wirst, in den Schacht dort hinten zu stürzen, wie du’s mit den anderen getan. Wisse, o Saint-Germain, es gibt kein Verbrechen und keine Gemeinheit, keine tückische List und keine listige Tücke, die wir nicht vor euch erfunden hätten, zum größeren Ruhme unseres Gottes, der die Mittel rechtfertigt! Wie viele gekrönte Häupter haben wir nicht schon stürzen lassen in dieser Nacht, die keinen Morgen kennt, stürzen in weit subtilere Hinterhalte, um die Weltherrschaft zu erlangen! Und jetzt willst du uns hindern, jetzt, einen Schritt vor dem Ziel, unsere gierigen Hände auf das Geheimnis zu legen, das seit fünf Jahrhunderten die Geschichte der Welt umtreibt?
    Rodin, so sprechend, wird zunehmend fürchterlich. All jene In-stinkte einer blutigen, lästerlichen und ruchlosen Ambition, die sich in den Päpsten der Renaissance manifestierten, perlen jetzt auf der Stirn dieses Ignatius-Jüngers. Ich sehe es wohl: ein unstillbarer Durst nach Herrschaft bewegt sein unreines Blut, ein sieden-der Schweiß überströmt ihn, ein süßlicher, ekelerregender Dunst verbreitet sich rings um ihn her.
    Wie kann ich diesen letzten Feind schlagen? Mich überkommt eine plötzliche Intuition, die nur der zu nähren vermag, für den die menschliche Seele seit Jahrhunderten keine unerforschten Winkel 601
    mehr hat.
    — Sieh her! sage ich. Auch ich bin ein Tiger.
    Und mit einer einzigen raschen Bewegung stoße ich dich in die Mitte des Raumes, reiße dir das T-Shirt vom Leibe, löse den Gürtel des enganliegenden Panzers, der die Anmut deines ambragolde-nen Leibes verbirgt. So stehst du nun da im bleichen Mondlicht, das durch die halboffene Tür eindringt, erhobenen Kopfes, schö-
    ner als die Schlange, die Adam verführte, hochmütig und lasziv, Jungfrau und Hure, bekleidet mit nichts als deiner fleischlichen Macht, denn die nackte Frau ist die gewappnete Frau.
    Der ägyptische Klaft hängt von deinem dichten schwarzen Haar, das vor lauter Schwärze schon beinahe blau ist, auf deinen wo-genden Busen unter dem leichten Musselin. Um die kleine ge-wölbte und eigensinnige Stirn schlingt sich der goldene Uräus mit den smaragdenen Augen, der seine dreigespaltene rubinrote Zunge über deinem Kopf züngeln läßt. Oh, deine Tunika aus schwarzen Schleiern mit Silberreflexen, zusammengehalten von einer Schärpe, bestickt mit funesten Iriden aus schwarzen Perlen. Oh, deine

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