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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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gelesen hatte, was muß ich jetzt tun?
    Zu Garamond gehen hat keinen Sinn, De Angelis ist abge-reist, Diotallevi hat alles gesagt, was er zu sagen hatte. Lia ist weit, an einem Ort ohne Telefon. Es ist sechs Uhr morgens, Samstag, der 23. Juni, und wenn etwas geschehen muß, wird es heute nacht geschehen, im Conservatoire.
    Ich mußte eine rasche Entscheidung treffen. Warum, fragte ich mich vorgestern abend im Periskop, warum hast du nicht einfach so getan, als wenn nichts wäre? Du hattest den Text eines Verrückten vor dir, der über seine Gespräche mit anderen Verrückten berichtete und über sein letztes Gespräch mit einem überreizten oder überdeprimierten Sterbenden. Du warst nicht einmal sicher, ob Belbo dich überhaupt aus Paris angerufen hatte, vielleicht war er nur ein paar Kilometer von Mailand entfernt gewesen, vielleicht in der Kabine an der Ecke. Warum mußtest du dich auf eine vielleicht imaginäre Geschichte einlassen, die dich nicht be-rührte?
    Aber das fragte ich mich vorgestern abend im Periskop, während mir die Füße einschliefen und das Licht schwächer wurde und ich die unnatürliche und allernatürlichste Angst empfand, die jedes menschliche Wesen empfinden muß,
    * Das ist eine Lehre für später. Wenn euer Feind wieder auftaucht, denn er ist noch nicht bei seiner letzten Maske, weist ihn schroff ab, und geht ihn vor allem nicht in den Höhlen suchen.
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    wenn es nachts allein in einem leeren Museum ist. Frühmor-gens am selben Tag hatte ich keine Angst empfunden. Nur Neugier. Und vielleicht ein Gefühl der Pflicht, oder der Freundschaft.
    Und so hatte ich mir gesagt, daß auch ich nach Paris fahren mußte, ich wußte zwar nicht genau, was ich dort tun sollte, aber ich konnte Belbo nicht allein lassen. Vielleicht erwartete er das von mir, nur dies eine: daß ich nachts in die Höhle der Thugs eindrang und, während Suyodhana sich anschickte, ihm das Opfermesser ins Herz zu stoßen, ihn mit meinen Mannen befreite.
    Zum Glück hatte ich ein bißchen Geld dabei. In Paris nahm ich ein Taxi und ließ mich in die Rue de la Manticore fahren.
    Der Taxifahrer fluchte lange, denn er fand sie nicht mal auf seinem Taxifahrerstadtplan, und tatsächlich war sie dann ein Gäßchen, etwa so breit wie der Gang eines Eisenbahn-waggons, in der Gegend der alten Bièvre hinter Saint-Julien-le-Pauvre. Das Taxi konnte gar nicht hineinfahren und setzte mich an der Ecke ab.
    Ich drang zögernd in den schmalen Schlauch ein, zu dem sich keine Tür öffnete, aber nach ein paar Metern wurde die Straße ein wenig breiter, und da war eine Buchhandlung. Ich weiß nicht, warum sie die Nummer 3 hatte, da nirgends eine l oder 2 oder sonst eine Nummer zu sehen war. Es war ein winziger Laden, den nur eine trübe Lampe erhellte, und die Hälfte der Eingangstür diente als Schaufenster. An den Seiten ein paar Dutzend Bücher, gerade genug, um das Genre deutlich zu machen. Unten einige Wünschelruten, staubige Räucherstäbchen und kleine orientalische oder südamerika-nische Amulette. Viele Tarotspiele in verschiedenen Ausführungen und Größen.
    Das Innere war nicht viel tröstlicher, ein Haufen Bücher an den Wänden und auf dem Boden, mit einem Tischchen im Hintergrund und einem Buchhändler, der aussah, als wäre er extra dorthin gesetzt worden, damit ein Schriftsteller schreiben konnte, der Mann sei vergilbter als seine Bücher.
    Er blätterte in einem großen handgeschriebenen Kontobuch, ohne sich um seine Kunden zu kümmern. Es waren auch nur zwei Besucher im Raum, die Staubwolken aufwirbelten, indem sie alte Bücher, fast alle ohne Schutzumschlag, aus 680
    wackligen Regalen zogen und zu lesen begannen, ohne den Eindruck zu machen, als wollten sie etwas kaufen.
    An dem einzigen nicht mit Regalen bedeckten Platz hing ein Plakat. Grelle Farben, eine Reihe von Köpfen in Rundbil-dern mit doppeltem Rand, wie auf den Plakaten des Magiers Houdini. »Le Petit Cirque de l’Incroyable. Madame Olcott et ses liens avec l’Invisible.« Ein olivbraunes, männliches Gesicht, das glatte schwarze Haar im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden — mir war, als hätte ich das Gesicht schon mal irgendwo gesehen. »Les Derviches Hurleurs et leur danse sacrée. Les Freaks Mignons, ou Les Petits-fils de Fortunio Liceti.« Eine Versammlung pathetisch gräßlicher kleiner Monster. »Alex et Denys, les Géants d’Avalon. Theo, Leo et Geo Fox, Les Enlumineurs de l’Ectoplasme...«
    Die Librairie Sloane bot wirklich alles, von der Wiege

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