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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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und zwar starke, ob Ihr und ich heil zurückkehren werden.« Wie auch immer, Graf Robert von Artois, Gott sei ihm gnädig, wird erschlagen, zusammen mit vielen anderen tapferen Rittern, darunter zweihundertachtzig Templer.
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    Es war schlimmer als eine Niederlage, es war eine Schande. Und doch wird es nicht als solche registriert, nicht einmal von Joinville: So was kommt eben vor, das ist die Schönheit des Krieges.
    Unter der Feder des Herrn de Joinville werden viele dieser Schlachten oder Scharmützel zu harmlosen Tänzchen, zierli-chen kleinen Balletten mit da und dort ein paar abgeschlage-nen Köpfen und vielen Anrufungen des Herrn im Himmel und gelegentlich einer Klage des Königs über einen seiner Getreuen, der gerade den Geist aufgibt, aber alles wie in Technicolor gedreht, mit purpurnen Satteldecken, goldenen Zaumzeugbeschlägen, funkelnden Helmen und Schwertern unter der gelben Wüstensonne vor dem türkisblauen Meer, und wer weiß, ob die Templer ihre täglichen Schlächtereien nicht wirklich so erlebt hatten.
    Der Blick Joinvilles bewegt sich von oben nach unten oder von unten nach oben, je nachdem, ob er gerade vom Pferd fällt oder sich wieder hinaufschwingt, und er erfaßt einzelne Szenen, aber der Schlachtverlauf entgeht ihm, alles löst sich in einzelne Zweikämpfe auf, und nicht selten bleibt der Ausgang offen. Joinville eilt dem Herrn von Wanon zu Hilfe, ein Türke trifft ihn mit der Lanze, sein Pferd bricht zusammen, Joinville fliegt im hohen Bogen über den Kopf des Tieres, erhebt sich mit dem Schwert in der Hand, und Messire Erard de Siverey (»Gott sei ihm gnädig«) winkt ihm, sich in ein zerfallenes Haus zu retten, sie werden von einem Trupp Türken buchstäblich überrannt, erheben sich unverletzt, erreichen das Haus, verschanzen sich darin, und die Türken bestürmen sie von oben mit Lanzen. Messire Frédéric de Loupey wird am Rücken verwundet, »und so groß war die Wunde, daß das Blut heraussprang wie der Korken aus einer Flasche«, der Siverey wird von einem Hieb im Gesicht getroffen, »daß die Nase ihm auf die Lippen fiel«. Und so weiter, in letzter Minute kommen die Retter, das Haus wird verlassen, der Blick richtet sich auf andere Teile des Schlachtfeldes, neue Szenen, weitere Tode und Rettungsaktionen in letzter Minute und laute Gebete zu Messire Saint-Jacques.
    Und derweilen ruft der wackere Graf von Soissons, während er wacker Hiebe austeilt: »Seigneur de Joinville, lassen wir diese Canaille heulen, bei Gott, von diesem Tage werden wir noch sprechen, wenn wir wieder im Kreise der Damen sind!«
    110
    Und als der König fragt, was für Nachricht man von seinem Bruder habe, dem zur Hölle gefahrenen Grafen Artois, antwortet ihm Bruder Henry de Ronnay, Oberhaupt des Johan-niterordens: »Gute Nachricht, denn gewiß ist Graf Artois jetzt schon im Paradiese.« Gelobt sei Gott für alles, was er uns schickt, sagt der König, und dicke Tränen rinnen ihm aus den Augen.
    Nicht immer ist es Ballett, ob zierlich oder blutig. Der Großmeister Guillaume de Sonnac verbrennt lebendigen Leibes im griechischen Feuer, das christliche Heer wird, infolge des großen Leichengestanks und des Mangels an Lebensmit-teln, vom Skorbut erfaßt, die Flotte des heiligen Ludwig ist zerstört, der König wird von der Ruhr ausgesogen, so daß er in der Schlacht, um Zeit zu gewinnen, sich den Hosenboden aufschneiden muß. Damiette ist verloren, die Königin muß mit den Sarazenen verhandeln und bezahlt ihnen fünfhun-derttausend französische Pfund für das Leben des Königs.
    Aber Kreuzzüge führt man mit kardinaler Unredlichkeit.
    In Akkon wird Ludwig als Triumphator empfangen, die ganze Stadt zieht ihm in großer Prozession entgegen, samt Klerus, Frauen und Kindern. Die Templer denken weiter und versuchen, in Verhandlungen mit Damaskus zu treten. Ludwig kriegt Wind davon, erträgt es nicht, übergangen worden zu sein, staucht den neuen Großmeister vor den versammelten Botschaftern der Sarazenenherrscher zusammen, und der Großmeister widerruft das den Feinden gegebene Wort, kniet vor dem König nieder und bittet ihn um Vergebung.
    Man kann nicht sagen, daß die Ritter sich nicht gut geschlagen hätten, sie waren tapfer und selbstlos, aber der König von Frankreich demütigt sie, um seine Macht zu stabilisieren — und aus demselben Grunde wird sein Nachfolger Philipp sie ein halbes Jahrhundert später auf den Scheiterhaufen schicken.
    Im Jahre 1291 wird Akkon von den Sarazenen erobert, und alle

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