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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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Sie seufzte unglücklich. Wenn sie doch nur ein bisschen skrupelloser wäre.
    Die Menschen sind alle Egoisten, Isi. Merk dir das! Du musst lernen, so zu sein wie sie, wenn du es in der Welt zu etwas bringen willst. Du musst lernen, egoistisch zu sein, und dir nehmen, was du brauchst. Denn wenn du es nicht tust – darauf kannst du Gift nehmen –, dann tut es mit Sicherheit jemand anders.
    Ach, Mama, dachte Isabella traurig und schüttelte, ohne es selbst zu bemerken, den Kopf. Und jetzt sitzt du mit Papa im Gefängnis und ich hier in diesem Auto.
    Wie einfach wäre es, sich den Koffer unter den Arm zu klemmen und, schwuppdiwupp, damit zu verschwinden. Irgendwen würde sie schon finden, der ihn ihr abkaufte – für alles, was sie bisher so zusammengeklaut hatte, hatte sich noch immer jemand gefunden.
    Wenn das alte Ding wirklich Milliarden wert war, wie Talbot in der Nacht zu Adrian gesagt hatte, fände sie bestimmt noch leichter einen Käufer. Klar, sie würde keine Milliarde dafür bekommen, wenn sie versuchte, ihn zu verkaufen. Auch keine Million oder Tausende. Dafür kannte sie einfach nicht die richtigen Leute. Aber ein paar hundert Scheine könnte sie bei einem Antiquitätenhändler sicher damit machen.
    Der Koffer lag unter dem Beifahrersitz. Es wäre ein Kinderspiel. Sie nahm die Beine herunter und beugte sich zum Fußraum. Wenn sie die Hand ausstreckte, konnte sie den rauen Ledergriff des Koffers berühren. Es ginge so einfach. Schnapp und weg! Wirklich kinderleicht.
     
    Der Mann im dunkelgrauen Anzug sah zu, wie das Mädchen die Füße von der Mittelkonsole nahm und sich hinunterbeugte. Bestimmt passte sie auf den Koffer auf. Er trat ganz nahe an den Citroën heran. Die Kleine war alles, was jetzt noch zwischen ihm und 20 000 000 Pfund Sterling stand. Wenn es ihm gelang, die Tür aufzureißen und ihr den Griff der Pistole ins Genick zu schlagen, müsste er sie vielleicht nicht mal töten. Noch einmal sah er sich um.
    Links von ihm saß eine Handvoll Leute an den hölzernen Picknicktischen auf dem Rasen im Schatten der Bäume. Sie waren so sehr mit ihren Kindern, Hunden oder sich selbst beschäftigt, sie würden unmöglich etwas bemerken. Selbst wenn es fast vor ihren Augen geschah. Auf der anderen Seite spielte sich das übliche Gewusel von Leuten ab, die zwischen ihren Autos und dem Rasthof hin und her liefen.
    Mit der rechten Hand packte der Mann die Glock am Lauf. Dann legte er die linke auf den Türgriff und zog.
     
    Lawrence Talbot hatte den Toilettenbereich unterdessen verlassen und stand jetzt neben Adrian an einem Regal nahe des Starbucks Cafés im Verkaufsraum der Raststätte. Er musste Verpflegung kaufen, doch langsam ging ihm das Geld aus. Ein bisschen Bargeld hatte er noch bei sich. Und seine Kreditkarte. Doch war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man ihm die sperren würde.
    Er zog eine Ausgabe der London Times aus dem Regal.
    »Wie geht’s der Wange, Junge?«, fragte er und legte Adrian eine Hand auf die Schulter. »Wieder besser?«
    Adrian wischte Talbots Hand ärgerlich fort. »Sehe ich vielleicht aus wie ein Baby?«
    »Ich wollte nur sichergehen, dass wieder alles okay ist«, sagte Talbot. »War ja schließlich meine Schuld.«
    »Ja, ganz tolle Idee, Isabella einzureden, ich hätte diesen Scheiß über ihre Haare gesagt. Aber keine Angst, ich kann das wegstecken. Ist ja nur ein Mädchen.«
    »Ich hatte keine Wahl, Junge. Du hast nicht auf mich gehört, also musste ich sie provozieren. Sonst wären wir niemals über die Grenze gekommen.« Er lächelte aufmunternd. »Beim nächsten Mal mach besser gleich, was ich dir sage.«
    »Schon gut, Mann«, meinte Adrian genervt.
    Gemeinsam gingen sie zur Kasse, um zu zahlen. Drei Baguettes. Ein Sixpack Wasser für alle. Die London Times. Und eine Straßenkarte von Genf und seinen Vororten. Zusammen fast € 30. Ein ganzes Vermögen. Talbot hatte gerade das Wechselgeld eingesteckt und sich die zusammengerollte Zeitung unter den Arm geklemmt, als draußen ein Hupkonzert losging.
    HUP! HUP! HUP! HUUUP! HUUUP! HUUUP! HUP! HUP! HUP!
    Die übrigen Kunden und Besucher des Rasthofs hoben nur kurz den Kopf, warfen einen flüchtigen Blick zur großen Fensterfront hinaus auf den Parkplatz und gingen dann wieder ungerührt ihrer Wege. Niemand außer Talbot war auch nur im Mindesten beunruhigt – die meisten nahmen vermutlich an, es handle sich wieder mal um den Fehlalarm einer dieser äußerst anfälligen Autoalarmanlagen, die oft wie von selbst

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