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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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»Muss das wirklich sein, Maxwell?« Auch Millycent Miller sah aus, als fände sie das ein wenig übertrieben. Beinahe peinlich berührt steckte Purdy die Electryn22 wieder weg.
    Purdy hatte den von Frankenstein gezeichneten Lageplan des Hauses eingescannt und die Datei in sein tragbares GPS-Gerät geladen. Ein blinkender roter Pfeil wies ihm nun den Weg durch das finstere Labyrinth aus verfallenen Treppen und Fluren – und die anderen folgten ihm. In einem düsteren, feuchten Raum unter dem Dach blieb Purdy schließlich stehen und überprüfte noch einmal die Koordinaten.
    »Das hier muss die Wand sein«, sagte er und klopfte kräftig mit der Faust dagegen. Ein handtellergroßes Stück Putz löste sich und fiel zu Boden. »Jetzt müssen wir nur noch die richtige Stelle finden und ›Sesam, öffne dich‹ sagen.«
    »Zeigen Sie doch noch mal das Notizbuch her«, sagte Adrian, der sich während der Fahrt schon die ganze Zeit damit beschäftigt hatte. In Frankensteins Aufzeichnungen war ja nicht nur die Lage des Laboratoriums genau verzeichnet, sondern ebenso die Funktion des Geheimmechanismus erklärt, der ihnen die Tür öffnen würde. Adrian war sicher, ihn finden zu können.
    »Woran erkennen wir den Mechanismus überhaupt?«, wollte Millycent wissen.
    »Es muss irgendwo eine Art Eisenbeschlag geben«, erklärte Adrian. Er war jetzt ganz in seinem Element, hatte eine der ersten Seiten des Notizbuchs aufgeschlagen und studierte die abgebildete technische Zeichnung. »Es muss ein kleines Dreieck aus Metall geben, das wie eine flache Pyramide aussieht. Und irgendwo ein Schlüsselloch. In der Skizze wird es von einer ovalen Messingklappe verdeckt.«
    Gemeinsam suchten sie im Schein der Taschenlampen die Wand Zentimeter für Zentimeter ab. Und wirklich: In Hüfthöhe befand sich ein etwas erhabenes Dreieck von vielleicht fünf Zentimetern Kantenlänge an der Wand. Isabella entdeckte es als Erste. Und kurz darauf fand Adrian die ovale Klappe, die nicht größer war als ein Daumennagel. Offensichtlich war beides über die Jahre mindestens ein Dutzend Mal mit Wandfarbe übertüncht worden. Jeder, der nichts von ihrer Existenz wusste, hätte sie einfach übersehen. Deutlich war nun nervöse Anspannung in der Gruppe zu spüren, denn hinter dieser Wand lag Dr. Victor Frankensteins Allerheiligstes: sein geheimes Laboratorium!
    »Hoffentlich funktioniert der Mechanismus noch«, sagte Adrian, dessen Stimme vor Aufregung merklich zitterte.
    »Tritt mal beiseite, Maxwell«, sagte Talbot. Bislang hatte er schweigend dabeigestanden und Adrian genau beobachtet. Der Junge war ganz schön pfiffig.
    Purdy gehorchte und richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf die fragliche Stelle, während Talbot sein Taschenmesser aufklappte und an der Wand in die Hocke ging. Vorsichtig kratzte er die Farbe rund um das Dreieck ab. Mit etwas Mühe gelang es ihm, das Dreieck, wie in den Aufzeichnungen angegeben, im Uhrzeigersinn herumzudrehen. Anschließend legte er auf dieselbe Weise das Oval frei. Die kleine Klappe schwang beiseite und ein Schlüsselloch wurde sichtbar. Adrian nahm den zierlichen Schlüssel mit dem kunstvoll gearbeiteten Bart von Talbot entgegen. Und mit einem Gefühl größter Ehrfurcht steckte er ihn ins Schloss und drehte ihn um.
    Ein, zwei Sekunden schien gar nichts zu passieren. Dann vernahmen sie plötzlich das leise Schnarren von Zahnrädern und das Rasseln von Ketten. Putz begann von Wand und Decke zu rieseln, als sich die Geheimtür zu Frankensteins altem Labor sehr langsam, Millimeter für Millimeter, öffnete.
    Gebannt blickten alle auf die zurückweichende Wand. Adrian sah, dass selbst Isabella mit offenem Mund dastand.
    Gleich war es so weit! Gleich würden sie die berüchtigte Maschinerie des Lebens mit eigenen Augen sehen – als die ersten Menschen, die fast 200 Jahre nach Frankensteins Verschwinden diesen Geheimraum betraten.
    Die Tür schwang ganz auf und kam mit lautem Krachen zum Stillstand.
    Als sich langsam der Staub legte, konnten sie einen Blick in den Raum werfen, der sich dahinter befand. Es war ein schmaler, blitzsauberer Ausstellungsraum mit mannshohen Vitrinen, in denen anatomische Präparate und chirurgische Instrumente wie Amputationsmesser, Messingspritzen und Knochensägen lagen. Hinter einer Absperrkordel, an der ein Schild mit der Aufschrift Bitte nicht setzen baumelte, stand auf der rechten Seite des Raums ein uralter Zahnarztstuhl vor den großen, doppelt verglasten Sprossenfenstern, die mit

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