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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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sagte Millycent. Sie war vorausgegangen und lächelte den Mann freundlich an. »Herr Spies?«
    »Wer will das wissen?« Er blickte kaum auf. Seine Stimme war ebenso rau wie seine Hände, die flach auf dem Tisch lagen.
    »Agent Miller vom britischen Geheimdienst«, sagte Millycent in reinstem Hochdeutsch, salutierte andeutungsweise und zwinkerte verschmitzt.
    Spies lachte. »Setzen Sie sich.« Sein Blick streifte kurz die Gesichter der anderen vier. »Gehören die auch zu Ihrer Reisegruppe?«
    Sie nickte.
    »Und wo kommen Sie wirklich her?«
    »Hannover«, sagte Millycent, »Lehrerausflug. Herr Simon vom Medizinhistorischen Museum hat Sie uns empfohlen. Er meinte, Sie seien genau der Richtige, wenn man was über den Umbau des Museums erfahren möchte.«
    »Der Herr Simon vom Museum. Na, sieh mal einer an.« Er strich sich über seinen Vollbart, trank sein Bier aus und sagte. »Könnte sein, dass mir ein bisschen mehr einfällt, wenn Sie mir noch einen ausgeben.«
    Nachdem Walter Spies sein Bier hatte, war er kaum noch zu bremsen. Er erzählte ihnen alles über die Alte Anatomie. Zum Beispiel über das Anatomische Theater – jenen Ort, an dem die Studenten unter Anleitung der gelehrten Professoren beim Sezieren der Leichen assistierten. Sogar die Öffentlichkeit konnte als Zuschauer daran teilnehmen, sofern sie Eintritt bezahlte. Wurden weibliche Leichen seziert oder wurden die Geschlechtsteile zur Schau gestellt, verlangte man den doppelten Preis. Gestern wie heute, nichts in der Welt änderte sich. Ach, und ja, Frankenstein selbst soll dort ein geheimes Laboratorium unterhalten haben. Doch das hielten die meistern Leute für Quatsch. Obwohl sie damals beim Umbau einen Raum gefunden hatten, zu dem es weder Türen noch Fenster gab. Allerdings sei er bis auf eine eingerahmte alte Postkarte leer gewesen.
    »Ach nein, wirklich?«, hakte Millycent nach. »Und wo ist die jetzt?«
    »Wilhelm, ein Kumpel von mir, hatte die Postkarte Ewigkeiten bei sich zu Hause«, sagte Herr Spies und trank einen kräftigen Schluck von seinem Bier. »Hat das Ding als Souvenir mitgenommen, als wir in den Siebzigern diesen merkwürdigen Raum ohne Türen fanden. Er war fest davon überzeugt, sie hätte was mit Frankenstein oder Mary Shelley zu tun.«
    »Hatte?«, fragte Purdy nach. »Hat er sie nicht mehr?«
    »Ach was.« Spies lachte wieder. »Der Willi ist schon Jahre tot.«
    »Und was ist mit der Karte geschehen?«, mischte Adrian sich ein.
    »Die hab ich mir unter den Nagel gerissen, als er starb«, erwiderte Spies. »Dachte, die wäre vielleicht was wert. Aber es ist kein Original. Ich hab’s überprüfen lassen – von einem Antiquitätenhändler. Ist nur ’ne alte Postkarte mit einer Mühle drauf und Text auf der Rückseite. Nichts weiter.«
    Adrian nickte. »Haben Sie die denn noch?«
    »Nein, ich hab sie weggegeben.« Herr Spies hielt demonstrativ sein leeres Bierglas in die Höhe. »Aber mir könnte einfallen, wem ich sie gegeben habe.«
    Purdy winkte der Bedienung und Herr Spies bekam in Windeseile ein neues Bier.
    »Ich hab sie dem Daniel geschenkt, weil ich dachte, sie sei hier am besten aufgehoben. Willi war Stammgast hier, wissen Sie?«, sagte er und wandte sich an die junge Bedienung. »Sag mal, Anna, wo habt ihr das Bild hingehängt, das ich euch damals gegeben habe?«
    »Diese Windmühle? Die hängt hinter der Theke.«
    Millycent sah sie an. »Könnten wir uns das Bild mal ansehen?«
    »Ja, warum nicht.« Die junge Frau ging kurz nach hinten und kam mit einem kleinen Bilderrahmen zurück. »Das ist es.«
    »Danke«, sagte Millycent.
    Es handelte sich um einen Nachdruck von Constables berühmtem Aquarell der Windmühle von West Blatchington in Hove, England. Constable hatte das düstere, verwaschene Bild am oberen linken Rand auf den 5. November 1825 datiert.
    »Das ist ja total spannend«, sagte sie. »Ich gebe es Ihnen gleich wieder.« Um sie sich genau ansehen zu können, musste Millycent die vergilbte Postkarte aus dem Bilderrahmen herauslösen. Talbot reichte ihr sein schwarzes Taschenmesser, und keine Minute später hielten sie die Postkarte in Händen. Auf der Rückseite stand folgender Text in englischer Sprache:
     
 
 
 
Lieber Victor,
Grüße aus dem windigen West Blatchington senden Dir
 
Uther
Ivy
Valerie
Gary
Carl
Pete
James
Otto
Molly
Paul
Phill
Eddy
Ethel
Peggy
Ben
Marge
Edgar
Finn
Pearl
Steve
Tim
Frank
Sam
Sally
Elly
 
Olive
 
 
Tom
 
Love, Mary!
     
    Millycent bat Purdy, von Vorder- und Rückseite

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