Das französische Bett
Briefen aus dem Leserkreis, mehrere Angebote als Mannequin und Fotomodell, und drei Filmgesellschaften wollten mich unter Vertrag nehmen.
Ich blieb bei Schasigue, denn ich hatte schon den Vertrag mit ihm, außerdem waren die Aufnahmen gut geworden. Es gab auch bereits ein neues Drehbuch: Die
Sedat würde sich in die jüngere Schwester ihres Mannes verlieben, und diese Rolle sollte ich spielen. Seine Bedingung war, dass ich Schauspielunterricht nähme, den er bezahlen wollte.
In dem Durcheinander hatten wir gar nicht bedacht, dass schon Freitag war. Am nächsten Tag sollte mein Vater mit seiner Freundin ankommen!
Manuel wollte mit mir über das Wochenende wegfahren, und das fiel mir erst wieder ein, als er vor unserer Haustür hupte
»Wohin fährst du mich?«
»Hast du dir nicht ein Wochenende an der Loire gewünscht?«
»Wir fahren hin?«
»Dein Wunsch ist mir Befehl!«
»Danke.«
Ich beugte mich hinüber und küsste ihn.
Er wehrte ab.
»Willst du im Krankenhaus landen?«
Das wollte ich natürlich nicht. Wir schwiegen eine Zeit lang und genossen die Fahrt. Zu unserer Rechten versank die Sonne hinter dem Horizont. Die Dämmerung kam schnell.
Manuel hatte von meinen Erlebnissen nach dem Wohltätigkeitsfest nur in den Zeitungen gelesen. Ich musste ihm während der Fahrt erzählen, wie sich alles wirklich abgespielt hatte. Dabei verging die Zeit.
Eher als ich erwartet hätte, sahen wir hinter den Bäumen die Loire glitzern.
»Weißt du schon, wo wir wohnen? - In einem kleinen Gasthaus oder...?«
»Das ist meine Überraschung! Wir sind im Landhaus einer Industriellen-Witwe eingeladen.«
»Schade«, sagte ich. »Ich hätte mir nichts mehr gewünscht, als mit dir allein zu sein, Manuel.«
Manuel zog eine Grimasse. »Ein über Nacht aufgegangener Stern und ein Student, der sich noch vier Jahre lang abquälen muss, bis er anfängt, etwas zu werden. Wofür sollte das gut sein?«
Ich fühlte mich tief enttäuscht. Die ganze Fahrt war mir verdorben.
»Als wir letztes Mal zusammen in diesem Auto fuhren, warst du noch anderer Ansicht.«
»Damals warst du ein unbedeutendes kleines Mädchen«, erklärte er.
»Daran hat sich bis heute nichts geändert!«, antwortete ich.
Wir bogen in eine Allee ein, die von alten Pappeln eingesäumt wurde. Manuel hielt an. Er gab mir eine Zigarette, nahm sich selbst eine, und dann rauchten wir schweigend. Es war ein lastendes Schweigen.
»Hör zu«, sagte er endlich, »es hat doch keinen Sinn, an den Realitäten vorbeizugehen. Wir wissen, was wir voneinander zu halten haben, und das bindet uns ein bisschen aneinander. - Na und? - Tatsache bleibt, dass unsere Lebenswege unabänderlich auseinander laufen, das musst du einsehen.«
Ich verbiss mir das Heulen und sagte nichts mehr.
Am Ende der Pappelallee lag das Landhaus. Es war schon gegen 23 Uhr, als wir ankamen, aber wir wurden erwartet. Eine alte Frau, wahrscheinlich die Hausverwalterin, öffnete uns. Im Salon empfing uns Madame Mercantier, eine vollbusige und auch sonst mollige Rothaarige, nicht übermäßig schön, aber auch nicht hässlich. Ich fand, sie hatte einen ordinären Zug um den Mund. Ihr Hauskleid saß so eng, dass es die üppigen Berge ihrer Brüste und den dicken, ausladenden
Popo in geradezu gemeiner Weise betonte, umso mehr, als man die tiefe Spalte zwischen den Pobacken gar nicht übersehen konnte.
Sie schien ohne Zweifel sehr gastfrei und liebenswürdig. Manuel war sicherlich schon oft ihr Gast gewesen, denn sie küssten sich zur Begrüßung, und dies wirkte herzlicher als die leichte Berührung der Wangen, die zwischen Franzosen üblich ist.
Wir tranken noch einen guten Rosé und aßen ein paar belegte Brote. Danach wurden uns die Zimmer angewiesen, das heißt, ich bekam ein Zimmer, in dem ich zu meiner Bestürzung allein wohnen sollte.
Ich schlief aber noch lange nicht ein, denn meine Enttäuschung über diese Fahrt musste erst mal überwunden werden! Ich hatte gehofft, dass sich zwischen Manuel und mir eine Freundschaft auf der Basis von Verstehen, Vertrauen und Zuneigung entwickeln würde. Diese Hoffnung erwies sich als Traum, und der war verflogen. Schließlich erlöste mich aber doch der Schlaf vom vielen Nachdenken.
Als ich erwachte, sah ich mich in dem großen, komfortablen Raum um.
Es war fast zehn Uhr morgens.
Ich lag allein in einem riesigen Doppelbett.
Das ist also die erste Nacht meines Wochenendes mit Manuel gewesen! »Das Ende einer Affäre«, sagte ich leise und reckte mich. Meine
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