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Das französische Bett

Das französische Bett

Titel: Das französische Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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vieren im Bett platzierten. Dann hatten sie sich beim Vögeln abgewechselt: Nach fünf Stößen tauschten sie, um dann bei der anderen fünf Stöße zu machen.
    Das Letzte allerdings, woran Bernt sich am nächsten Morgen erinnerte, war, dass er mitten in der Nacht von Erik die Treppe heruntergeschleppt wurde und dass er dabei dachte: Gehört das nun zu meiner Ausbildung als Reporter oder nicht?

RUNE OLAUSSON
    Der Traum

    T ante hatte ganz bestimmte Ansichten über Paris.
    Sie fand, dass man durchaus eine Meinung über Paris haben konnte, ohne deshalb an europäischer Politik interessiert zu sein. Sie war der Ansicht, die internationale Politik wäre oft so traurig, dass man entweder fast über ihr einschlief oder aber fast wütend wurde, wenn jemand mit geschulter Kombinationsfähigkeit so einfach mir nichts, dir nichts von kommunalen Straßensteuerproblemen zu Prinzipien der Außenpolitik überging. Als hätte man nicht ohnehin schon Politik genug.
    Und Paris als ein Zentrum der europäischen Bestrebungen um Vereinigung aller divergierenden Haltungen zur Welt überhaupt aufzufassen, das, fand Tante, hieße nach vielen Seiten Unrecht tun.
    Aber trotz allem: Paris ist eben doch Paris; und die einzige Stadt, von der man das sagen kann.
    Tante hatte vielleicht Angst vor Paris. Doch danach hatte sie nie jemand gefragt. Die meisten pfeifen auf Paris, obwohl sie hin und wieder gern mal über Politik sprechen. Aber das tun sie vor allem zu ihrem eigenen Vergnügen.
    Viele sind mehrmals in Paris gewesen.
    »Paris ist ein Symbol für...«, sagten viele versuchsweise, wenn sie Tante überreden wollten, von Paris zu sprechen.
    Aber Tante unterbrach sie immer.
    »Symbol? Quatsch!«, sagte sie. »In einem Symbol sieht man nur das, was man selbst sehen will. Weiter nichts.«
    Das sagte Tante ernst, aber ohne ärgerlich zu werden.
    Tante war nur zwanzig Jahre alt, als sie ihr erstes großes Geschäft machte. Das war unmittelbar nach dem Krieg; dann rollte es von selbst. Aber einen Mann bekam sie nie. Sie verlobte sich nicht einmal. Obwohl sie reich war. Und ganz hübsch. Ihr Busen sah schwer aus, wenn auch nicht unnormal üppig, ihre Beine waren kräftig und die Füße groß; aber in Schuhen mit hohen Absätzen hatte sie trotzdem einen anmutigen und leichten Gang. Ihre Zähne wirkten gepflegt, und das Haar sah immer weich und sauber aus.
    Tante reiste viel, aber nie nach Paris. Sie behauptete niemals, dass ihr Paris nicht gefiele, aber sie sah manchmal so merkwürdig verärgert aus, wenn jemand das Wort Paris in ihrer Gegenwart erwähnte.
    »Sie hat vielleicht jemand in Paris gekannt, der ihr nahestand und der während des Krieges dort umgekommen ist!«, sagte man etwa.
    Aber niemand wusste Genaues.
    Doch als Tante vierzig wurde, reiste sie zur Überraschung aller nach Paris.
    Ihre Reise gab natürlich Anlass zu etlichen Kommentaren in ihrem Bekanntenkreis.
    »Dahinter steckt irgendein Mann!«, sagte eine Frau.
    »Ich glaube, sie ist noch immer Jungfrau!«, meinte eine andere.
    »Vielleicht versteckt sich dahinter etwas Großes und Geheimes«, sagte ein Einkaufsleiter.
    »Da sieht man, was für eine Wirkung das politische Tauwetter auf den einzelnen Menschen hat!«, erklärte ein Kommunalpolitiker, der zwei Weltkriege erlebt hatte, ohne seine Arbeit zu verlieren.
    Tante gab für ihre Reise keine Erklärung.
    Sie flog einfach.

    Die Luft war warm, als Tante während der letzten Frühlingstage, an denen der Wind nachts lau ist und der Sommer feucht und heiß draußen an den Küsten lauert, in Paris landete.
    Tante sprach bereits beim Zoll Französisch.
    Und der Hotelportier machte ihr Komplimente wegen ihrer guten Aussprache.

    »Ich habe nichts Eiliges vor, und außerdem besitze ich einen Spiegel«, sagte Tante zu sich selbst und unterließ es, in einen Nachtklub zu gehen.
    Als sie das erste Mal an solchen Lokalen vorbeikam, die große Fotos nackter Frauen an den Eingangstüren zeigten, ärgerte sie sich darüber. Aber nach einigen Tagen war der Zorn verflogen, und stattdessen schielte sie mit einer gewissen Beschämung nach den entkleideten Fotomodellen.
    »Das muss die Luft sein«, sagte sie sich.
    Und so ging sie einen ganzen Nachmittag umher und atmete alles ein. Hin und wieder wunderte sie sich, wie sie es wohl machten, wenn sie sich rasierten: Diese Frauen hatten kein einziges Haar an ihrem Geschlecht. Elektrisch? Oder mit dem Rasiermesser? Und wer war auf die Idee gekommen? Ein Mann? Oder eine Frau?
    Sie konnte sich keine

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