Das Frauen-Hormone-Buch
dass bei Wechseljahrespatientinnen das Brustkrebsrisiko nicht anstieg, wenn sie statt der üblichen Gestagene das körpereigene Progesteron verwendeten und die Östrogene über ein transdermales System (Pflaster oder Gel) aufnahmen: Bei der Studie »Étude Épidémiologique des Femmes« (E3N-EPIC) handelt es sich um eine sogenannte prospektive Kohortenstudie, die in Frankreich durchgeführt wird. Sie umfasst inzwischen mehr als 54 000 postmenopausale Frauen, die über Jahre hinweg beobachtet werden. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten ist Frankreich dafür bekannt, dass dort seit vielen Jahren die transdermale Gabe von Östrogenen in Form von Gelen und der Einsatz von natürlichem Progesteron bevorzugt werden.
Die bisherige Auswertung der E3N-EPIC-Studie zeigt, dass in dieser Kombination bei den Hormonanwenderinnen weder das Thrombose- noch das Brustkrebsrisiko ansteigt. Der Nutzen einer bioidentischen Hormonersatztherapie, den zuvor bereits eine Reihe kleinerer Untersuchungen nahelegten, konnte somit erstmals in einer großen, wissenschaftlich fundierten Studie belegt werden.
Weitere Untersuchungen lassen vermuten, dass die HRT der Zukunft für die meisten Frauen aus einer Kombination von bioidentischem Östrogen, zugeführt über ein Pflaster, mit Progesteronkapseln bestehen könnte.
Die fünf entscheidenden Kriterien der modernen Hormon ersatztherapie
Ohne Zweifel verzeichnen wir zurzeit eine »Renaissance« der Hormonersatztherapie. Aber es ist eine Renaissance unter veränderten Vorzeichen. Fünf Punkte sind es im Wesentlichen, welche die neue »moderne Hormonersatztherapie« von dem alten Behandlungsansatz unterscheiden.
1. Dosisreduktion.
In den letzten Jahrzehnten wurden Hormonersatzpräparate häufig überdosiert. Für Hormone gilt jedoch nicht die Devise: »Viel hilft viel«. Vielmehr lautet das Motto: »So viel wie nötig, so wenig wie möglich«.
2. Individualisierung.
Frauen sind unterschiedlich und müssen somit auch unterschiedlich behandelt werden. In den Wechseljahren für alle Patientinnen das gleiche Präparat in der gleichen Zusammensetzung und Dosierung zu verordnen, wird der Individualität und Komplexität des weiblichen Organismus nicht gerecht. Die moderne HRT ist keine Standardtherapie, sondern entsprechend den persönlichen Bedürfnissen der Frau »maßgeschneidert«.
3. Transdermale Östrogengabe.
Die Östrogene sollten möglichst nicht in Form von Tabletten, sondern über die Haut (Pflaster/Gel) zugeführt werden. Damit wird der Stoffwechselweg über die Leber umgangen und das Thromboserisiko deutlich gesenkt.
4. Verwendung bioidentischer Hormone.
Bei den Gestagenen, die immer dann zusätzlich gegeben werden müssen, wenn die Gebärmutter noch vorhanden ist, sind es nach neuesten Erkenntnissen vor allem die synthetischen Gestagene, die zu einem erhöhten Brustkrebsrisiko führen. Wann immer möglich, sollte daher das körpereigene Gelbkörperhormon, das Progesteron, verwendet werden.
5. Berücksichtigung sogenannter »zeitlicher Fenster«.
Die Wirkung der Östrogene auf die Blutgefäße hängt offensichtlich vom Lebensalter der Frau ab. Bei Frauen vor dem 60. Lebensjahr wirken die Östrogene überwiegend schützend. Bei älteren Frauen führt eine Östrogengabe aber dazu, dass eventuell vorhandene Verkalkungen instabil werden, sich aus der Gefäßwand lösen und dann ggf. zu einem Herzinfarkt führen. Ein in Hormonfragen versierter Gynäkologe wird bei der Verordnung von Hormonpräparaten diese »zeitlichen Fenster« berücksichtigen. Werden diese fünf Kriterien eingehalten, ist die Hormonersatztherapie nicht nur eine sichere und effektive Maßnahme um klimakterische Beschwerden zu behandeln. Sie ist auch eine aktive Prävention für ein gesundes Altern.
Machen Hormone dick?
Neben der Angst vor Krebs gibt es noch eine zweite große Sorge, die sich mit der Hormontherapie verbindet. Sie lautet: Hormone machen dick. Davon jedenfalls sind etliche Frauen überzeugt, insbesondere diejenigen, die sich in den Wechseljahren befinden. Nicht ganz klar scheint dagegen die Art und Weise zu sein, in der die Hormone das Gewichtsverhalten beeinflussen. Viele Frauen geben an, sie hätten an Gewicht zugenommen, seit sie in den Wechseljahren sind. Somit wäre also das allmähliche Versiegen der Hormonproduktion die Ursache für das zunehmende Körpergewicht. In diesem Fall ließe sich durch einen Ausgleich des Hormonmangels das Problem rasch beseitigen. Doch so einfach scheint es nicht zu
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