Das Frauengesundheitsbuch
männliche Glied darauf stößt statt in das hintere Scheidengewölbe, so dass Sie bei einer normalen Stellung Schmerzen im ganzen Unterleib bekommen. Oft reicht es dann schon, wenn Sie den Penis etwas „dirigieren“. Auf jeden Fall sollten auch andere körperliche Ursachen, wie beispielsweise eine Endometriose oder Narben, durch Ihre Frauenärztin ausgeschlossen werden.
Scheidenkrampf
Ein Scheidenkrampf kommt viel seltener vor, als man nach Lesen der Laien- und Fachpresse annehmen sollte. In der Fachsprache wird er als Vaginismus bezeichnet und ist eine starke körperliche Reaktion, die nicht bewusst gesteuert werden kann. Ein Teil der Scheidenmuskulatur und des Beckenbodens zieht sich dabei krampfartig zusammen, sodass es nur schwer möglich oder sogar unmöglich wird, etwas in die Scheide einzuführen. Dabei spielt es oft keine Rolle, ob es sich um einen Tampon, einen Finger oder einen Penis handelt. Bei einigen Betroffenen reicht schon der Gedanke, etwa an die gynäkologische Untersuchung, um den Krampf auszulösen. Man unterscheidet zwischen dem primären Vaginismus, der seit der Pubertät besteht, und dem sekundären, der erst nach gewisser symptomfreier Zeit auftritt. Eine leichte Verkrampfung bei ersten sexuellen Erfahrungen ist normal und fast immer durch Nervosität und Unsicherheit zu erklären. Grundsätzlich ist beim echten Scheidenkrampf von psychischen Ursachen auszugehen, die es aufzudecken gilt. Oft kann ein Biofeedbackgerät hilfreich sein, das mit Klebeelektroden ausgestattet ist, um in langsamen Schritten der Patientin ein Gefühl für ihren Beckenboden und die Scheide anzutrainieren, bis sie mit ProFit for the lady (Innocept) umgehen kann.
Trauma
Ein sexuelles Trauma ist eine körperliche oder auch seelische Verletzung, die durch sexuelle Gewalt verursacht wurde. Das kann unabsichtlich, zum Beispiel durch eine Verletzung beim von beiden Seiten gewollten Geschlechtsverkehr, geschehen. Natürlich kann es sich auch um einen gewollten Gewaltakt handeln, wiebeim sexuellen Missbrauch oder der Vergewaltigung. Der Schutz vor derartigen Erlebnissen sollte höchste Priorität haben. Da die Schwelle, die bei einem Mädchen oder einer Frau zum Trauma führt, höchst unterschiedlich sein kann, ist dabei größtmögliche Sensibilität gefragt. Während die eine sich eine gesunde psychische Distanz zu Abbildungen, Texten und Sprüchen bewahren kann, erleidet die andere schon durch das bloße Anschauen drastischer sexueller Szenen eine seelische Verletzung. Dieser Aspekt sollte auf jeden Fall dazu führen, dass Kinder und Jugendliche nicht allein Zugriff per Computer oder Fernseher auf derartiges Material haben. Und: Wo mutwillige Verletzungen vorliegen, muss gegen den Täter vorgegangen werden!
Schluss mit sexuellen Störungen
Um sich von den genannten und anderen Störungen zu befreien, ist eine Ärztin wichtig, die einerseits einfühlsam ist, andererseits Dinge aber auch beim Namen nennt. Suchen Sie sich eine Gynäkologin, die nicht um den sprichwörtlichen heißen Brei herum redet, sondern mit Ihnen offen und gezielt über Beschwerden, Probleme, Vorlieben und Praktiken spricht. Sie kann Ihnen zum Beispiel Übungen für den Beckenboden → S. 36 zeigen, die unter anderem Schmerzen beim Verkehr mindern oder beseitigen können. Wird Ihre Vagina nicht feucht, helfen Gleitmittel (→ S. 121 ). Hier sind wasserlösliche Präparate vorzuziehen, da sie leichter zu entfernen sind, und das Risiko von Infektionen geringer ist als bei denen auf Ölbasis. Grundsätzlich sollte, je nach Leidensdruck, auch immer über eine Psychotherapie nachgedacht werden. Sinnvoll ist bei festen Beziehungen eigentlich immer eine Paartherapie. Sie kann Ihnen helfen, sexuelle Bedürfnisse aber auch Abneigungen besser mitzuteilen. Verhaltensübungen allein oder mit dem Partner bringen oft Klarheit über Ursachen und vermitteln einen neuen Umgang mit sich selbst oder der Sexualität allgemein, sodass die Störungen nachlassen. Auch die Vermittlung gezielter sexueller Techniken ist in einigen Fällen hilfreich. Ganz wichtig: Beide Partner müssen hinter der Therapie stehen und Vertrauen zum Therapeuten haben.
Gut zu wissen
Das sagt das Gesetz
Sexueller Missbrauch liegt vor, wenn Kinder oder Jugendliche zu sexuellen Handlungen veranlasst werden. Diese reichen vom Fotografieren in nackter, sexueller Pose über Berühren und Streicheln der Geschlechtsorgane bis hin zum oralen, vaginalen oder rektalen Einführen von Gegenständen oder
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