Das Frauengesundheitsbuch
vermutet man, dass 10–100 Billionen Bakterien in unserem Darm zu Hause sind. Im Dünndarm wohnen andere als im Dickdarm. Vor der Behandlung steht die mikrobiologische Diagnostik (etwa Institut für Mikroökologie Herborn), bei der in einer Stuhlprobe (KyberStatus) überprüft wird, welche gesunden oder krank machenden Keime vorhanden sind, wie die Verdauungssituation ist, ob bereits die Schleimhaut entzündet und ob die unspezifische Immunabwehr beeinträchtigt ist. Bei der Mikrobiologischen Therapie werden gezielt jene Darmbakterien zugeführt, die zu einer gesunden natürlichen Darmflora gehören. Man spricht auch von Probiotika.
Zum Aufbau einer gesunden Darmflora sind täglich etwa 10 × 109 vermehrungs fähige Keime nötig. Ist der Gesundheitszustand schlecht, so beginnt man mit Präparaten, die abgetötete oder inaktivierte Mikroorganismen enthalten, z. B. Pro-Symbioflor (SymbioPharm). Manchmal muss man sogar mit nur einem Tropfen zweimal täglich beginnen, dann wird langsam die tägliche Dosis bis auf zweimal 20 Tropfen gesteigert. Nach vier Wochen kann man dann meist auf vermehrungsfähige Mikroorganismen umsteigen, z. B. Symbioflor 1, das Enterococcus faecalis-Bakterien enthält, 2 × tgl. 30 Tr. Im Anschluss wird dann für weitere 2 Monate zusätzlich Symbioflor 2 (Escherichia coli-Bakterien) gegeben, beginnend mit 2 × tgl. 5 Tr., schrittweise Steigerung auf 2 × tgl. 20 Tr. Begleitend SymbioLactA mit L. acidophilus, später SymbioLact Comp.
Alternativ gibt es Produkte, die zunächst Dünndarmbakterien enthalten, z. B. Bifido- und Milchsäurebakterien mit Vitaminen wie in 3-Symbiose (hypo-a), in der zweiten Phase die Dickdarmbakterien Enterococcus faecalis und Vitamine wie in 3-Symbiose plus (hypo-a). Verschiedene Bakterienstämme enthält SANA-PRO Probiotika (Bodymed) oder Pro-Biotics, das mit einem Eiweiß-Vitaminprodukt kombiniert wird (Darm Vital, Life Light).
Bei Durchfallerkrankungen und Darmentzündungen werden spezielle Darmbakterien oder Hefen eingesetzt, die die normale Darmflora rasch regenerieren können, zum Beispiel Santax S Kps. (Asche-Chiesi), 3 × 1–2 pro Tag. Oder ebenfalls bewährt 3 × tgl. 2 Kapseln Hamadin N (Dr. Willmar Schwabe), eine medizinische Hefe, die aus bestimmten Pilzen, den Saccharomyzeten, gewonnen wird. In der Krebstherapie hat sich ein Extrakt aus Colibakterien bewährt, mit dem man Schleimhautschäden durch Chemotherapie oder Strahlenbehandlung vorbeugen kann.
Bitte achten Sie während der langfristigen Behandlung, mit der Sie Ihr Immunsystem stärken wollen, auf eine ballaststoffreiche Kost mit vielen bioaktiven Substanzen. Trinken Sie viel, und verzichten Sie weitgehend auf Zucker, tierisches Fett und tierisches Eiweiß. Milchsaure Lebensmittel unterstützen die Therapie. Prebiotika, für den Menschen unverdauliche Kohlehydrate, werden von den guten Darmbakterien zum Wachstum benötigt, dazu gehört der Ballaststoff Inulin aus Topinambur, den Sie gut als Zucker ersatz verwenden können (Intertropheen von IHLE Vital), der aber auch manchen Probiotika Kapseln gleich zugesetzt wird (bspw. 3-Symbiose von hypo-a).
Systemische Enzymtherapie
Sicher kennen Sie Verdauungsenzyme, die Sie nach einem sehr fetten Essen schlucken, damit Sie es besser verdauen können. Hierbei handelt es sich um die unterstützende (substituierende) Enzymtherapie mit Enzymen der Bauchspeicheldrüse. Bei der systemischen Enzymtherapie ist das Ziel jedoch ein anderes: durch die Verabreichung von Eiweiß verdauenden Enzymen soll das Immunsystem beeinflusst und damit eine Reaktion des gesamten Organismus ausgelöst werden. Da nahezu alle Krankheitserscheinungen auf die Reaktionen der Körperabwehr zurückzuführen sind, ist das Einsatzgebiet der systemischen Enzymtherapie so ungeheuer vielfältig. Dazu gehören vor allem:
Autoimmunerkrankungen, z. B. Rheuma
Chronische und akute entzündliche Erkrankungen
Verhinderung von Verwachsungen nach Operationen
Lymphödem
Tumorerkrankungen
Enzyme sind komplexe Eiweißstoffe, die im Körper an allen chemischen Reaktionen beteiligt sind und den Stoffwechsel steuern. Man nennt sie auch Biokatalysatoren. Sie werden aus Pflanzen oder tierischen Organen gewonnen. Am häufigsten gebraucht werden Bromelain aus der Ananas, Papain aus der Papaya, Trypsin, Chymotrypsin und Pankreatin aus den Bauchspeicheldrüsen von Rindern oder Schweinen. Alle haben andere Aufgaben in unserem Körper, so dass sie gerne in Kombination verabreicht werden. Die Tabletten müssen
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