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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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Skrupel hast, dann lassen wir es. Wirklich, das ist nicht schlimm.« Maris Stimme wurde verständnisvoll und weich und rücksichtsvoll. Da sprach sie schon wieder wie eine abgeklärte Mutter mit mir.
    »Ich habe keine Skrupel«, stieß ich hervor, »ich habe Angst!«
    Mari schwieg und wartete.
    »Ich weiß«, fuhr ich fort, »ich bin ein elendes Großmaul!«
    »Nein, es ist doch verständlich, dass du Angst hast!«
    All die Gespräche, die wir bei Ruth geführt hatten, gingen mir durch den Kopf, der Spaß, den es gemacht hatte, herumzusinnieren, wie gerecht es wäre, das alles zu tun. Keine von uns hatte daran gedacht, dass es leichter war, über diese Dinge zu sprechen, als sie dann auch zu tun.
    »Karoline, wirklich, wir blasen es ab!«, wiederholte Mari und unterbrach meine Gedankenkreise.
    »Damit wäre dein ganzer Einsatz beim fiesen Friedbert ja umsonst!« Mari hatte ja schon eine Menge getan, sie hatte alles, was wir besprochen hatten, sofort umgesetzt. Ohne zu zögern. Irgendwie kam ich langsam wieder zu mir, stockte aber, denn hatte sie nicht eben gesagt, sie fände ihn ganz nett? Und so war es.
    »Ach, Karoline, er ist ganz nett. Nicht wirklich mein Typ, aber …« Sie würde sich schadlos halten an Friedbert, schoss es mir durch den Kopf, und Ruth hätte das Nachsehen, wenn ich jetzt kniff.
    »Es täte mir nur um Ruth leid«, setzte Mari fort und ich gab mir innerlich eine weitere Ohrfeige für die Gemeinheiten, die ich bereit war ihr zu unterstellen. Sie mochte Ruth. Ich riss mich zusammen, stand auf und ging zum Fenster. Die kleine Kirche stand im Sonnenschein, der Himmel war nicht mehr ganz klar, aber von einem hellen, durchsichtigen Grau. Die Luft war lau, fast noch sommerlich.
    »Mari, es tut mir leid, ich tue es!«
    Mari wartete einen Moment. »Bist du dir sicher?«
    »Ja!« Und dann dachte ich daran, die nächsten Jahre im Gefängnis zu verbringen. Manuel würde in einem amerikanischen Besucherraum – ich hatte ihn geradezu vor Augen – an einem Telefon hängen, durch eine Scheibe von mir getrennt, und ich würde meine kleine zarte Hand an das Glas drücken, und er seine große starke gegen meine von der anderen Seite der Scheibe. Unsere Fingerspitzen würden sich gegeneinander reiben, endlos entfernt durch das kalte Glas. Wortlos würde er mich mit unendlicher Sanftheit ansehen und sich nach einer halben Stunde erheben und seinen Blick lange auf mir ruhen lassen, bis er mit einem tieftraurigen Lächeln die Tür des Besucherraumes schließen müsste.
    Ich seufzte.
    »Wirklich?«, fragte Mari noch einmal.
    Ich schloss das Fenster und blickte wieder auf das Bett. »Ja, Mari, ich bin mir sicher.«
    Und dann nahm ich den Stift und notierte die Dinge, die ich unbedingt wissen musste.

20. Kapitel
    Der Schlüssel passte. Die große glänzende Eingangstür öffnete sich. Ich warf den Kopf in den Nacken, steckte die Schlüssel langsam in die Jackentasche und sah mich um. In meinem Jutebeutel hatte ich ein Paket Kaffee und einen kleinen Spitzkohl, aber niemand registrierte mich mit meinem Einkauf vom Markt, den ich vor drei Stunden in Berlin aus dem Kühlschrank geholt und in meinen Rucksack gestopft hatte. Der Taxifahrer ließ mich eine Ecke vor Friedberts Adresse aussteigen und ich zerrte, während er das Wechselgeld aus seinem Portemonnaie suchte, den Beutel aus dem Rucksack, um die letzten Meter mit dem Einkauf zu Fuß zu gehen. Ich hielt den Beutel fest in der Linken, mit der Rechten umklammerte ich in meiner Jackentasche den Schlüssel, der Tobias verloren gegangen war, und der schon ganz warm geworden war in meiner Hand.
    Ich hatte vermutet, dass der größere der Patentschlüssel für die Außenanlage war, und zum Glück war das so. Nun stand ich hinter der Eingangstür in dem kühlen dämmrigen Flur und wartete einen Moment, mein Pulsschlag pochte im rechten Ohr, ich nahm die Treppe in Augenschein, drückte mit dem Zeigefinger auf mein Ohr, wo sich jetzt ein Pfeifen zum Pochen gesellte. Während ich die Treppe hinaufstieg, klapperte ich mit dem albernen vakuumverpackten Kaffeepaket gegen das schwere, dunkle Holzgeländer. Holz – auch keine Zimmermannsarbeit, sondern Drechslerhandwerk, raste mir durch den Kopf, wie viele Holzberufe es doch gibt und wie viele abstruse Gedanken. Ich nahm den Beutel in die andere Hand und stieg in den dritten Stock. Es gab keinen Fahrstuhlschlüssel am Schlüsselbund, Friedbert hatte Tobias nur einen einfachen Satz gegeben.
    Mari hatte mich heute Morgen noch darauf

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