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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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hingewiesen, dass für den Fahrstuhl ein Schlüssel benötigt würde, aber ich wäre auch mit Schlüssel auf keinen Fall in den Fahrstuhl gestiegen.
    Friedbert hatte seinen Namen in einer schlichten Helvetica ins Messing prägen lassen, ich hätte ihm eine verschnörkelte Bodoni oder auch Frakturschrift zugetraut. Ich stellte den Jutebeutel mit Kaffee und Spitzkohl unter der Klingel ab und zielte mit dem Schlüssel auf das untere Schlüsselloch. Das Treppenhaus war still, kein Mucks zu hören, kein Geräusch drang aus den Wohnungen. Alles war gedämpft, der schwere rote Treppenläufer war sauber. Stille.
    Da klingelte mein Handy im Rucksack.
    Ich steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch. Er klemmte. Das Handy klingelte wieder aus den Tiefen meines Rucksacks. Zum zweiten Mal versuchte ich, den Schlüssel in das Schloss zu stecken, aber er passte nicht. Das Handy klingelte zum dritten Mal und im vierten Stock öffnete sich eine Wohnungstür.
    »Soll ich noch Kartoffeln vom Markt mitbringen?«, fragte eine Männerstimme, ich starrte auf den Schlüssel und steckte ihn in das obere Schlüsselloch, der separaten Sicherheitsanlage.
    »Nein!«, kam eine Antwort aus dem Inneren der Wohnung oben, »wir haben noch genug, aber bring bitte noch einen Becher Sahne mit!«
    Mein Handy klingelte abermals, als sich der Schlüssel drehte.
    Die Männerstimme rief sonnabendlich gelaunt »O. K.«, die Tür oben fiel satt ins Schloss und der Mann sprang die Treppe herunter.
    Es klimperte, als ich den zweiten Wohnungsschlüssel griff. Ich steckte ihn in das untere Schloss und starrte geradeaus darauf und zog die Schultern an die Ohren, um unsichtbar zu werden.
    »Liebling, du kannst doch noch ein paar Tomaten vom Markt mitbringen«, rief die Frau ihrem Mann von der Wohnungstür hinterher. Er stoppte auf dem Treppenabsatz in meinem Rücken, ich drehte den Schlüssel, öffnete die Tür, trat in die Wohnung und ließ die Tür ins Schloss fallen.
    Das Handy hatte aufgehört zu klingen.
    Den Jutesack mit dem Kaffee und dem Spitzkohl hatte ich vor der Wohnungstür stehen lassen.
    Ich verharrte in dem breiten Flur auf derselben Stelle und sah mich um, ohne mich zu bewegen. Der Mann war hinter der verschlossenen Türe die Treppe heruntergehüpft, ohne dass ich es hörte. Es war ruhig in dieser Wohnung, auch nach drinnen drang kein Geräusch. Der Luxus der Städter sind trittschallisolierte Wohnungen. Ist das auch Zimmermannsarbeit? Nein, wahrscheinlich nicht. Nach einer Minute verschloss ich vorsichtig die Tür der Wohnung, in die ich eingedrungen war, von innen.
    Mein Herz klopfte und ich setzte mich auf den dicken Teppich, der den quadratischen Flur bedeckte. Moderner Nepalese? Vielleicht doch keine Trittschalldämmung, sondern dicke Teppiche. Ich nahm endlich den Rucksack ab und suchte das Handy.
    Ein Anruf in Abwesenheit. Manuels Nummer.
    Nachdem ich Maris Instruktionen heute Morgen notiert hatte, hatte ich Manuel angerufen, um ihm abzusagen. Er hatte es nicht verstanden, dass mir am Sonnabend etwas Wichtiges dazwischengekommen war. Er verstand auch nicht, dass ich am Sonntag nicht zurückkommen wollte, und vor allen Dingen nicht, dass mir das so plötzlich eingefallen war. Er wurde etwas kühl und bedankte sich, dass ich rechtzeitig Bescheid gesagt habe, sodass er sich die Fahrt nach Berlin sparen könne. So würde er bei seinem Bruder in Lübtheen bleiben, um in der nächsten Woche dort auf der Baustelle weiterzuarbeiten. Daraufhin hatte ich während der Fahrt von Berlin drei Mal mit ihm telefoniert und mich im Staube gewälzt und mich entschuldigt, bis ich den Eindruck hatte, dass er akzeptiert hatte, dass ich mich mit einem Kunstsammler in Hannover treffen müsse.
    »Ich bin nicht kühl, Karoline, ich bin enttäuscht!« Nachdem ich das dreimal von ihm gehört hatte, war ich einigermaßen beruhigt, obwohl es mir schwerfiel zu glauben, dass ein Mann wirklich so enttäuscht sein kann wie eine verliebte Frau.
    Jetzt hatte ich aber ganz andere Sorgen, große Sorgen.
    Vorsichtig stand ich auf, nahm den Rucksack und ging ins Wohnzimmer, dessen Türe offen stand. Hier setzte ich mich auf einen grauen dicken Wollteppich irgendeines Geradeaus-Designs, das nicht wehtut, und rief Manuel zurück. Ich brauchte noch ein Beruhigungstelefonat, aber ich konnte nur der Box die Nachricht hinterlassen, dass ich erst gegen Abend zu erreichen sei.
    Das Wohnzimmer war groß und grau, dominiert von der Kombination einer dreisitzigen und zweisitzigen Garnitur aus

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