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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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bis zum Abitur, die Mari mit ihrer Mutter zusammenlebte, waren für beide schwer. Für Mari, weil sie jeden Tag ihre enttäuschte Mutter sah, und für die Mutter, die sich bemühte, sich wegen ihrer Tochter zusammenzureißen. Aber es war nicht mehr die selbstverständliche Fröhlichkeit, die sie gelebt hatte, als sie noch Familienmutter mit dem Vertrauen war, dass dies immer so weitergehen würde. Sie fühlte sich nicht nur von ihrem Mann missbraucht und verraten, sie zweifelte auch an ihrem ganzen Lebensweg. Sie schaffte es nicht, sich von ihrem Mann zu befreien, sie konnte nicht noch einmal anfangen.
    Schlimm wurde es, als Mari mit 19 aus dem Haus ging und studierte. Ihre Mutter wurde psychisch krank und verbrachte viele Monate in einer psychiatrischen Klinik. Nach dem Klinikaufenthalt litt sie an allen möglichen anderen Krankheiten.
    »Sie konnte diesen Verrat nicht verwinden, sie wurde nicht mehr froh. Es klingt wie ein Klischee. Aber in diesem Fall stimmt der Ausdruck ›Er hat ihr das Herz gebrochen‹. Ich hasse meinen Vater. Ich hasse ihn dafür, dass er aus meiner fröhlichen Mutter eine depressive und kranke Frau gemacht hat.«
    Wir bestellten uns noch einen Wein. Ich war betreten und hatte Angst, dass ich nach dieser langen Erzählung von Mari möglicherweise etwas Falsches sagen könnte. Ich kannte diese Frau erst seit einer guten Woche und saß nun hier und sie erzählte mir solch ein dunkles Kapitel ihrer Biografie.
    Auf keinen Fall legst du jetzt deine Hand auf ihre, sagte ich mir, als Mari ihre auf meine legte: »Du musst dich nicht beunruhigen. Ich bin nur immer sehr leidenschaftlich, wenn ich mich daran erinnere. Es ist traurig, aber es ist jetzt auch vorbei. Ich denke gern an meine Mutter, für mich überwiegt heute die gute Zeit, die wir miteinander hatten.«
    Ich war ihr dankbar, dass sie mich aus meiner Beklemmung erlöst hatte. »Und dein Vater, was macht der?«
    Monsieur Schwartz war nun 70 und hatte mit seiner jungen Frau vier halbwüchsige Kinder. Seine Frau war nicht mehr Assistentin an der Uni, sondern noch mitten in der Kinderrallye. Sie würde er in seinem Alter nun nicht mehr verlassen, sondern sich auf ihre Pflege verlassen. Mari hatte keinen Kontakt mit ihrem Vater, aber ihr Bruder Johannes, der in Toulouse geblieben war, hielt sie auf dem Laufenden.
    »Vielleicht will ich irgendwann mal meine Halbgeschwister kennenlernen. Mal sehen.«
    Mari konnte sich in Europa bewegen. Wenigstens war das bei der Familiengeschichte herausgekommen. Für mich eine beneidenswerte Fähigkeit. »Immerhin kannst du französische Krimis im Original lesen!«
    Mari war überrascht, dass ich das im Zug bemerkt hatte. Sie sei aber ohnehin sprachbegabt, und sie überlege zurzeit, ob sie nicht ernsthaft Seminare für interkulturelle Kommunikation machen solle. Französisch würde ihr da vor allem für die Zusammenarbeit mit Firmen im indochinesischen Raum von Nutzen sein.
    »Willst du denn deine berufliche Seite weiterentwickeln?« Ich hatte gedacht, dass sie sich von ihren beiden älteren Lebensgefährten weiter sponsern lassen wolle.
    »Karoline, was denkst du denn. Ich kann doch so nicht mein ganzes Leben verbringen! Aber ich wollte die Zeit meiner Jugend gut nutzen.«
    »Ich dachte, du magst die beiden alten Herren!«
    »Ja, ich habe doch die Freiheit, mir gebildete und intelligente Liebhaber zu wählen. Männer, von denen ich nicht abhängig bin, und die eine angemessene Gegenleistung für die Zuwendung bieten, die ich ihnen zuteil werden lasse. Das habe ich dir ja schon auf dem Marktplatz in Nomburgshausen erzählt.« Sie nahm noch einen Schluck Wein und fügte hinzu: »Aber du hast recht. Ich mag ältere Männer, ich weiß nicht genau warum, aber es ist so. Ich denke auch manchmal, dass ich im Grunde das tue, was mein Vater mir beigebracht hat.« Dann bedachte sie mich wieder mit ihrem freundlichen, kühlen Gesichtsausdruck und lachte gleich darauf herzlich. »Manuel Schröder jedenfalls – der wäre mir einfach zu jung.«
    Ich registrierte diesen Themenwechsel als Signal, nicht weiter über Familiengeschichten zu sinnieren. Ich fand Manuel Schröder weder zu jung noch zu alt. Er passte vom Alter für mich hervorragend. Dass Mari mit ihren 28 Jahren einen Mittfünfziger einem schwarz gelockten Zimmermann vorzog, der dazu noch einen gut gehenden Betrieb hatte, und immerhin auch noch 13 Jahre älter war als sie, wie ich herausbekam, konnte ich nur mühsam nachvollziehen.
    »Aber – ich will dich nicht

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