Das Frauenkomplott
gern, dass Sie mich begleiten, wenn ich den Dachstuhl in Lichterfelde begutachte.«
Wieso? War er denn noch nicht da gewesen? Das sollte doch schon in der letzten Woche erledigt worden sein.
»Warum das denn?«, ermunterte ich ihn nun in meiner entgegenkommenden Art weiter.
»Es sei ihr lieber, dass Sie mir … die Gegebenheiten zeigen und mich auch der Partei im Erdgeschoss vorstellen. Sie seien dort bereits bekannt.«
»Versteh’ ich nicht!«
»Es war nur ein Vorschlag oder eine Bitte von Mari, ich kann natürlich auch allein hinfahren.«
»Mari ist doch, soweit ich weiß, schon morgen, spätestens aber Sonnabend wieder zurück!«
Erneut hüllte er sich in Schweigen. »Ja, aber ich kann nur morgen, und sie kann morgen nicht, … sie … sie hat Besuch, und am Wochenende bin ich auf einer Baustelle in Mecklenburg. Aber … es war ja nur eine Frage.« Er zögerte. »Dann fahr ich eben allein.«
Er schien das Gespräch beenden zu wollen.
»Na gut, wann denn?«, rief ich ihm schnell hinterher, damit er nicht auflegte. Und damit er ja nicht auf den Gedanken kommen könnte, dass ich das möglicherweise gern machen würde, fügte ich noch hinzu: »Wenn Mari das wichtig ist!«
Er wollte mich also morgen um 18.00 Uhr bei mir zu Hause abholen. Ich gab ihm die Adresse und erklärte, ich könne auf dem Fahrrad nicht früher vom Museum zurück sein. Das sei in Ordnung, meinte er und ließ mich allein zurück.
Ich stand noch mit dem Telefon in der Hand und es war mir natürlich klar, dass gar nichts in Ordnung war. Es waren noch etwa 23 Stunden, bis er mich abholen wollte. Ich konnte morgen unmöglich sieben Kilometer auf dem Fahrrad zurücklegen und dann duschen. Das war viel zu wenig Zeit! Was hatte ich denn da für eine Verabredung getroffen! Selbst wenn ich um vier gehen würde, blieben mir nach der Rückkehr zu Hause maximal 60 Minuten, unmöglich. Ich müsste mich krankmelden im Museum. Aber das ging nicht, ich hatte noch etwas auf dem Tisch liegen, auf das Beate und Benjamin warteten. Das musste bis Mittag erledigt sein. Also – mittags nach Hause. Dann hätte ich genügend Zeit, mich fertig zu machen.
Ich ging zum Schrank und schaute, was ich wohl anziehen könnte. Meine Lieblingsleinenhose, die so einen schönen Hintern machte, hatte einen Fleck auf dem rechten Bein. Ich warf sie in die Waschmaschine und ging zurück zum Schrank. Vielleicht besser ein Kleid?
Ich tanzte mit den vier Sommerkleidern, die ich besaß, vor dem Spiegel herum und überlegte. Grün steht mir gut, aber der Ausschnitt war mir zu eckig. Vielleicht lieber rund? Das Blaue hatte einen U-Boot-Ausschnitt, kam dennoch nicht in Frage, ein bisschen Dekolleté sollte ich doch wohl zeigen. Ich probierte eine Bluse an und ließ zwei Knöpfe offen stehen. Das sah gut aus, aber ich würde mir selbst immer in den Ausschnitt spinzen, um zu prüfen, ob auch alles in Ordnung war, nicht zu viel und nicht zu wenig. Das ist aber nicht der Sinn der Sache. Schließlich soll ja er gucken. Weil ich also aus leidvoller Erfahrung weiß, dass ich die ganze Zeit an mir herumzupfen würde und mein Dekolleté nicht entspannt zur Besichtigung hinhalten könnte, entschied ich mich dagegen. Also doch das Leinen-Baumwollkleid mit dem runden Ausschnitt und den eingelassenen Taschen. Ich testete es vor dem Spiegel, es war nicht schlecht, ich konnte die Hände in den Taschen lassen und mich damit lässig an die Wand lehnen. Allerdings war es sandfarben, möglicherweise ein bisschen farblos. Also probierte ich sämtliche Hosen, die ich hatte – alle hielten meiner Ansicht nach hinsichtlich des Zimmermanns nicht stand. Wie war ich nur die ganze letzte Zeit herumgelaufen! Ich hatte ja überhaupt nichts!
Vielleicht sollte ich morgen noch mal schauen, ob ich ein ganz einfaches, gut geschnittenes T-Shirt finden würde, in dem ich eine Wohnung besichtigen könnte.
Ja – ich verwarf das Leinenkleid wieder. Es war zu blass und irgendwie auch zu overdressed für eine Wohnungsbesichtigung. Die Waschmaschine war noch nicht durch. Ich würde doch die Hose anziehen. Also machte ich mir erst einmal etwas zu essen. Ich hatte Hunger. Mein Griff ging zur Nudelpackung – aber ich ließ doch die Finger davon und machte mir die Mühe, einen Salat zu schnippeln. Nicht zu viele Kohlehydrate, sagte ich mir – aber bis morgen kannst du auch nicht mehr drei Kilo abnehmen. Also schmierte ich mir doch noch ein Brot zum Grünzeug.
Während ich auf dem Balkon saß und in meinem Salat
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