Das Frauenkomplott
Tag, weil er nichts zu tun hatte, und deshalb wollte er unbedingt bei Ruth mitmachen. Da er alle möglichen Maschinen hatte und das sozusagen als nachbarschaftliche Beschäftigungstherapie ansah, hatte sie nichts dagegen und freute sich schon darauf. Dass ein Kräutergarten Geld abwerfen würde, war meiner Ansicht nach zwar ein bisschen blauäugig, aber das behielt ich für mich. Es ging Ruth um die Freude und das war ja das Entscheidende. Ich dagegen hing viel mehr an dem Geld, das mir gar nicht gehörte. Deshalb kam ich abermals auf mein Thema zurück.
»Hättest du denn – angesichts deiner Pläne – was dagegen, das Geld, das dir zusteht, vielleicht doch noch zu bekommen?«
»Karoline, lass mich in Ruhe, ich versuche mich davon zu verabschieden, und du sprichst die ganze Zeit von nichts anderem. Der Prozess ist gewesen, die Sache gelaufen. Und dass ich das Geld von Friedbert angenommen habe, hast du doch gesehen.« Sie schwieg einen Moment. »Was ist denn eigentlich daraus geworden? Hat sich seine Ausgabe gelohnt?«
In den letzten Wochen hatten wir beide telefonisch darüber sinniert, was wohl aus den Kontaktversuchen Friedberts mit der Freundin von Schmerbusch, wie Ruth sie immer nannte, geworden war. »Also, weißt du jetzt was Näheres?«, fragte sie noch einmal.
»Das ist es ja, ich weiß selbst erst seit dem letzten Wochenende, dass sie sich getroffen haben.«
Ruth dachte kurz nach und fragte: »Was ist das eigentlich für eine Frau?«
Das konnte ich ihr nicht in wenigen Worten erläutern. Wer war sie schon, ich wusste es selbst nicht so genau. Mari auf der sachlichen Ebene zu beschreiben, war mir unmöglich, Ruth hätte einen falschen Eindruck gewinnen können. Am Telefon konnte ich Ruth die Lebenskonstruktion von Mari nicht recht darlegen, ohne dass alles eine Schieflage bekommen hätte. Zudem, wo Mari mir doch im Park der von Mautzenbach indirekt ein eindeutig zweideutiges Angebot unterbreitet hatte.
Oder wie sollte ich das verstehen? Sie hatte mir gesagt, dass sie auf unserer Seite sei. Sie hatte bei Friedbert offenbar solch einen Eindruck hinterlassen, dass sie ihm nah kommen konnte, hatte aber nicht vor, ihre eigene Haut zu verlieren. Und sie wollte mit mir darüber sprechen. Im Park hatte sie nicht gesagt, worauf es hinauslaufen sollte, aber ich hatte das übersetzt in meinem Traum. Sie müsste Friedbert von seinem Goldhaufen ziehen, damit wir graben konnten. Sie war auf unserer Seite. Und, so schien mir, sie wollte ihre Haut teuer verkaufen.
»Karoline, bist du noch da?«, fragte Ruth und riss mich aus meinen Gedanken.
»Ja, ja. Mari ist recht ungewöhnlich, und sie ist gerissen, sieht toll aus und kann jeden Mann«, – nicht jeden, korrigierte meine verinnerlichte Martha Baum –, »fast jeden Mann um den Finger wickeln.«
»Eine richtige Sirene.«
»Ja, eine gefährliche Sirene, aber sie sitzt nicht einfach da und betört die Männer, dass sie völlig haltlos werden und sich ins Verderben stürzen.« Ich dachte an Adrian Weber und Rudolf Schmerbusch. »Ich würde eher sagen, sie lockt sie an, und zieht sie auf ihren Felsen.«
»Aha!« Ruth machte unmissverständlich deutlich, dass ihr meine Beschreibung nicht weiterhalf, sich ein Bild von Mari zu machen. »Es geht mich ja auch nichts an, wer sie ist. Ich hoffe nur, dass Friedbert in ihren Strudeln absäuft, das sei mir ja erlaubt!«
Das war der Punkt. Ruth hatte es erfasst, ich hatte also die griechische Mythologie nicht umsonst bemüht, ihr meinen Plan zu verdeutlichen. »Ja, das hast du schön ausgedrückt. Im Grunde geht es darum.«
Alles, was mir vorschwebte, fußte darauf, dass Ruth ihr Einverständnis gab. Und natürlich darauf, dass Mari mitspielte. Und auf der gegenseitigen Sympathie von Ruth und Mari. Die beiden mussten bereit sein, gemeinsame Sache zu machen. Deshalb musste ich unbedingt mit Mari sprechen und klarstellen, dass ich nicht in die falsche Richtung geträumt hatte, und herauskriegen, ob mir Mari als Sirene diesen Traum geschickt hatte. Friedbert war weder optisch noch intellektuell ein Odysseus. Es würde doch ein Kinderspiel sein für Mari, ihn an der Leine zu führen.
Ruth verstand mich nicht richtig, aber viel deutlicher wollte ich nicht werden. Ich nahm ihr das Versprechen ab, den Schlüssel gut aufzubewahren, und – damit Tobias auch später nicht herausbekommen würde, was ich vorhatte – ihrem Sohn gegenüber nicht zu erwähnen, dass sie ihn überhaupt gefunden hatte.
»Sag mal, was hast du denn
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