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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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vor, Karoline, willst du bei ihm einbrechen?«
    »Nein, so kann man das doch nicht nennen, wenn man mit dem Schlüssel in eine Wohnung geht. Ich möchte nur einmal gucken!«
    Ruth lachte. Ich solle mich nicht lächerlich machen, ob ich ihm seine Boxen klauen wollte oder sein Bett besudeln.
    »Igitt.« Bei der Vorstellung konnte einem ja speiübel werden. »Nein«, wies ich das mit Empörung zurück, »ich will an seinen Rechner!«
    Das verschlug Ruth die Sprache. Sie schwieg und wiederholte nur, ich sei verrückt. Außerdem sei das verboten.
    »Wahrscheinlich hast du recht! Aber Frauen um ihr Vermögen zu betrügen, ist auch verboten, jedenfalls bei mir. Ach, Ruth, es ist eine Spinnerei von mir. Aber«, beschwor ich sie, »lass uns einfach mal darüber nachdenken.« Es sei ja auch noch lange nicht ausgemacht, dass wir den Schlüssel benutzen würden, aber sie solle sich das in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und den Schlüssel einfach gut verwahren. Und um auch das Thema Mari wieder aufzunehmen, schloss ich: »Mari ist nicht nur eine Sirene, sondern auch eine Circe, und vielleicht kann sie uns ja ein bisschen was zaubern.« Ich sah den verzauberten Friedbert schon als Schwein bösartig und dumm grunzen.
    Ruth fand die Brocken, die ich ihr da reichte, reichlich unausgegoren und meinte, ich hätte einen Hau. So sagte sie das zwar nicht, aber sie hielt mich für besessen, was dem ja in etwa entspricht. Es hatte ohnehin keinen Zweck, wenn wir beide allein über eine Sache sprachen, für die wir Mari brauchten. Wann das gehen würde, wusste ich nicht, aber dass wir uns zusammensetzen mussten, war klar.
    »Ruth, wir müssen uns treffen. Das Beste wäre doch, ich komme mit Mari zu dir, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Dann lernt ihr euch kennen, und wir können ein bisschen vor uns hinspinnen.«
    *
    Als ich am nächsten Abend vom Museum nach Hause kam, informierte mich der Antwortbeantworter: »Sie haben vier neue Nachrichten. Nachricht eins, empfangen heute um 10.30: ›Was hast du denn mit dem armen Manuel gemacht? (Räuspern und Schnarren.) Hier ist Mari. Ich bin in München. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du Lust hast auf ein Spät-Sommer-Hoffest bei mir, wenn ich zurück bin.‹«
    Ich war etwas außer Atem, denn ich hatte gerade mein Fahrrad in den Keller gebracht, nachdem ich durch halb Berlin gefahren war, denn ich wollte übermorgen zum Picasso-Mann nach Süddeutschland reisen und mein Rad nicht in Gefahr bringen. Morgen würde ich den Bus nehmen. Jetzt drückte ich den Pausen-Knopf, um erst einmal meine Einkäufe zu verstauen. Was sollte ich denn mit dem »armen« Manuel gemacht haben? Ein kühler Hauch aus dem Kühlschrank wehte mir ins Gesicht. Arm war ich doch! Ich nahm mir einen Orangensaft, ging mit meinem Glas zurück ins Wohnzimmer und drückte auf »Play«.
    Nachricht zwei war von der Hausverwaltung, die anmeldete, endlich die gebrochene Schwelle zum Badezimmer reparieren zu wollen, ob der Termin 7.00 Uhr übermorgen passen würde? Wunderbar, seit Monaten lag ich ihnen in den Ohren, und plötzlich sollte es ein Termin am übernächsten Tag sein. Nachricht drei war von Ruth, die mir mitteilte, dass sie ziemlich aufgeregt sei nach unserem Gespräch gestern, und ich solle sie doch bitte anrufen, wenn ich aus dem Museum zurück sei. Der letzte war Adrian Weber, der um meinen Rückruf bat.
    Das erledigte ich zuallererst, in Sorge, dass er den Picasso nun doch nicht haben wolle. Aber – entgegen meiner ersten Befürchtung – ermunterte er mich lediglich dranzubleiben. Manche Menschen klingen so förmlich und sachlich auf den ABs, dass ich immer das Schlimmste annehme. Dabei wollte er nur Kontakt, mehr war es nicht.
    Die Dame von der Hausverwaltung zeigte sich ganz und gar von ihrer undamenhaften Seite, als ich den Termin absagen wollte, und drohte mir, dass es in diesem Fall eventuell Spätherbst werden könne mit der Reparatur. Aber wenn es nicht so dringend sei, würde sie den Termin mit dem Handwerker eben verschieben. Das sei schließlich meine Entscheidung. Weil ich so grundlegend gute Laune hatte und keine Lust, mir ein weiteres Jahr die Strümpfe zu zerreißen, wenn ich ohne Schuhe ins Bad huschte, verabredeten wir eine komplizierte Schlüsselübergabe mit meinem Nachbarn.
    Mari erreichte ich natürlich nicht. Wenn sie unterwegs war, hatte sie ihr Handy häufig abgestellt. Ich verspürte aber keinen Drang, mit ihrem Berliner Anrufbeantworter zu kommunizieren, den sie regelmäßig abhörte,

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