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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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von Nutzen sein konnte.
    Alle machten das weiter, was sie immer gemacht hatten. Sie kümmerten sich um ihre Dinge, und ich kam nicht mehr vor. Alles war, wie es immer gewesen ist. Ich war schon fremd geworden, manche warfen mir Blicke zu, als wunderten sie sich, dass ich noch da war. Andere Kolleginnen aus Abteilungen, mit denen wir weniger zu tun hatten, registrierten mich nicht, da sie überhaupt nie bemerkt hatten, dass ich überhaupt da gewesen war. Drei Jahre sind eine kurze Zeit, eine Episode für die, die bleiben.
    Mein Ausstand fand in Beates Büro statt, in meinem wohnte schon Melanie, die dort bereits ein Poster aus dem Musée Fabre in Montpellier aufgehängt hatte, das sie von ihrem Urlaub auf Amrum mitgebracht hatte. So passte es, dass ich mich bei Beate als der Gast, der ich hier nur noch war, verabschiedete. Benjamin kam aus seinem Keller, die zwei Kollegen aus der Abteilung Alte Malerei und auch Melanie waren pünktlich und höflich. Und so saßen wir in einer überschaubaren Runde von sechs Menschen.
    Ich war in großartiger und versöhnlicher Stimmung – immerhin hatte ich seit Anfang der Woche eine Reise zu von Mautzenbach in der Tasche und meine Picassoprovision auf dem Konto. Beim Blick auf meine Umsätze vor zwei Tagen hatte ich fast geglaubt, ich sei versehentlich auf dem Konto eines anderen gelandet, weil das entschiedene und erkennbare Plus ein so unvertrautes Bild war. Aber es war mein Konto und das Gefühl, etwas Neues zu haben, auf das man sich freut, kann mit dem Alten nicht nur versöhnen, sondern man kann ihm plötzlich auch die guten Seiten abgewinnen. Jedenfalls konnte ich das und tat es dann auch gleich, indem ich aufstand und Jerôme, der überraschend im Türrahmen stand, mit Handschlag begrüßte: »Hallo, Jerôme, das ist ja eine Überraschung!«
    »Ja, isch abe mich ziemlisch beeilt!«, strahlte er.
    »Setz dich, Jerôme, ich freue mich, dass du da bist!«, sagte ich und geleitete ihn am Ellenbogen auf den Schreibtischstuhl von Beate, der noch frei war und etwas außerhalb unserer Runde stand. Alle schauten mich fragend an, und damit niemand auf den Gedanken käme, ich könnte Jerôme nicht leiden, wiederholte ich es für alle. »Es freut mich wirklich, Jerôme, dass du es noch geschafft hast!«
    Beate hielt das wahrscheinlich für Hohn, es war aber nicht so gemeint. Wer geht, kann verzeihen. Das hätte Tante Hedwig sagen können.
    Jerôme war aber überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, dass ich das nicht ernst meinen könnte, oder er war doch nachsichtig und langmütig – und hatte mir alles verziehen, was ich an kleinen Gemeinheiten je zu ihm gesagt hatte. Wahrscheinlich aber hatte ich mich mit meinem Ärger über ihn in der Vergangenheit viel mehr aufgehalten als nötig, und er hatte das, was meinen Alltag belastet hatte, selbst gar nicht wahrgenommen. Es war für ihn nicht wichtig, wie nicht geschehen, und mit meinem Weggehen übernahm ich diese Sicht. Es sollte für mich auch nicht geschehen sein. Jerôme war mittags aus Rom zurückgeflogen und tatsächlich – wie er sagte – nur meinetwegen ins Haus gekommen. Ich war ein wenig gerührt.
    Unsere Runde war lustig. Benjamin, der mittlerweile zu seinem neuen Glück stand und jedem, auch wenn er es nicht wissen wollte, mitteilte, sein Outing habe sein Leben zum Guten zurechtgerückt, hatte Kuchen mitgebracht, den sein Freund gestern extra für mich gebacken hatte – auch das rührte mich –, und der Kanister Wein, den ich schon gestern in den Kühlschrank gestellt hatte, schmeckte super. Jerôme erzählte laut und munter von seiner Konferenz, Beate und Benjamin sprachen schon wieder über den Adel und zogen die beiden Kollegen der Alten Malerei mit in das Gespräch. Ich konnte schweigen, was nicht so oft vorkam.
    Dann beugte sich Beate zu Jerôme und flüsterte ihm etwas ins Ohr, der ging daraufhin in sein Büro und rollte mit einer ziemlich großen Palme zurück.
    Beate stand auf und stellte sich neben Jerôme. »Diese Palme schenken wir dir zum Abschied, damit du auch zu Hause eine hast, auf die du dich bringen kannst.«
    Und Jerôme, der möglicherweise fürchtete, ich könnte das übel nehmen, ergänzte: »Du ast gesagt, wenn du mähr Zeit zu Hause ättest, würrrdest du dir auch einen Gummibaum kaufen und ihn dursch die ganze Wohnung treiben!«
    »Die Palme ist genau das Richtige für mich!« Wo sollte ich damit nur hin, fragte ich mich kurz, schob es aber weit von mir und war erneut gerührt und froh, dass ich

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