Das Frauenkomplott
schon aus Rom bei mir anforderte.
Ich überließ Melanie, die ich mittlerweile insgeheim nicht mehr als Praktikantin, sondern als Freundin von Jerôme titulierte, nun mein Büro vollständig. Sie schmollte jedes Mal, wenn sie mich sah, und ich grinste sie freundlich an. Was soll’s, das arme Würstchen, dachte ich und legte Beate ans Herz, sie ein wenig auf Vordermann zu bringen und zur Solidarität zu erziehen. Immerhin war an der Seite von Jerôme doch keine Zukunft für eine Frau – falls sie denn irgendetwas in der Birne hätte.
Man kann sich auch auf die herablassende Tour schadlos halten, schimpfte ich anschließend mit mir, nachdem ich diese Gehässigkeiten bei Beate losgeworden war und ging noch mal zurück zu Melanie. »Schönes Wochenende!«, sagte ich zu ihr in der Tür stehend. »Nächsten Donnerstag mache ich einen kleinen Ausstand! Wenn du willst, also … ab 16.00 Uhr!«
Sie schaute mich völlig überrascht an und strahlte dann so freundlich und erleichtert, dass ich sofort und auf der Stelle vor Scham über meine vielen kleinen Gemeinheiten der letzten Monate innerlich rot wurde bis hinter die Ohren. »Entschuldige bitte!«
»Was?«, fragte sie.
»Alles … also, dann bis zum Umtrunk!« Ich flüchtete, bevor ich noch weicher werden würde.
Am Wochenende tat ich das, was ich schon lange tun wollte und das war in erster Linie, mein Arbeitszimmer umgestalten. Ich kaufte ein neues Telefon und aktivierte die dritte Nummer, über die ich schon seit einiger Zeit verfügte und die ich für meine Geschäfte nutzen wollte. Das klingt einfach. Dafür aber musste ich mir Lukas holen, den Sohn einer Nachbarin aus dem vierten Stock. Er kann alles, was mit Telefonierei, wie ich das nenne, zu tun hat, und dass er das kann, merkt man schon daran, dass er all das Telefonie nennt. Er hatte mir schon oft bei Problemen mit meinem Laptop geholfen. Weil ich nun in Zukunft alles richtig machen wollte, engagierte ich Lukas gleich als meinen persönlichen Computer-Supporter. Hoch motiviert räumte ich vier Meter Bücher aus einem Regal und verstaute sie in großen Kartons. Wegschmeißen ging nicht, aber sie sollten zu Ruth aufs Land, da war genug Platz.
Es gibt schönere Beschäftigungen als Putzen und Umräumen, aber manchmal ist es genau das Richtige. Mir tat es gut, ich war von morgens bis abends beschäftigt, konnte nicht an andere Dinge denken und mich nicht verrückt machen.
Irgendwann am Sonnabend rief Mari an und berichtete mir vom Golfwochenende, an dem ich auf diese Weise teilhaben konnte. Sie war zumindest schon einmal in die Begrifflichkeit eingeführt worden und erzählte was von Driving Range, wo sie Distanzschläge geübt habe, einer Putting Area, für deren Erläuterung sie den Prospekt hinzuziehen musste: »ein onduliertes Übungsgrün, auf dem Sie Ihre Technik verfeinern können!« Dann gab sie noch was von Greenbunkern und von der Pitching Area zum Besten, wo ihr Friedbert Annäherungsschläge gezeigt habe.
»Das hätte ich Friedbert gar nicht zugetraut, aber erzähl weiter!«, ermunterte ich Mari.
Sie befand sich gerade in einem großzügigen Zimmer mit Blick über die große Anlage und die weiten Wälder der malerischen Landschaft um Fulda. Golfen sei doch nicht so langweilig, wie sie gedacht hätte, und Friedbert sei ausgesprochen reizend. Gleich wollten sie gemeinsam noch eine Kleinigkeit essen. Mari schienen diese Kurzferien zu gefallen, wir beließen es dabei.
»Es klappt gut«, meinte Mari, »ich komme durchaus weiter!«
Es war nicht ganz klar, ob sie ihre Versuche auf dem Green meinte oder an Hansen. Wir sprachen nämlich nicht über die Dinge, die wir auf dem Land ausgeheckt hatten. Auch Ruth redete nicht davon bei unserer sonntäglichen Telefonkonferenz. Als hätten wir es vereinbart, brachte keine von uns dreien das Gespräch auf das Thema. Doch es lag in der Luft, es war nicht vergessen. Aber wir hatten ja keine Eile und es sollte eben einfach ein bisschen dauern. Umso besser, wenn Mari die Zeit angenehm verbrachte. Sie würde möglicherweise eine fanatische Golferin werden.
Die letzten Tage im Museum hatten, anders als ich dachte, nichts mehr von Abschied. Der war letztlich schon vorher vollzogen, die meisten Dinge waren übergeben. Ich ordnete lediglich noch meine Bücher, gab zurück, was ich aus der Kunstbibliothek und Stabi ausgeliehen hatte, löschte sinnlose Dateien von meinem Computer, kopierte sinnvolle Adressen und übergab Beate alles, was unter Umständen für sie noch
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