Das Frauenkomplott
mich zu diesem Ausstand entschieden hatte. Ich ging auf die beiden zu und umarmte erst Beate, und wegen der Gerechtigkeit auch noch Jerôme, der sehr gerade neben der Palme stand. Jerôme hielt mich doch tatsächlich an den Schultern fest und sah mir – lag es am Weißwein? – bekümmert in die Augen. »Es tut mirr wirklisch leid, dass wir nun ohne disch weitermachen müssen!«
Da klingelte Beates Handy und sie ging an ihren Schreibtischstuhl, um dem Triumphmarsch aus Carmen den Garaus zu machen. »Hallo, Beate hier!«
Die anderen prosteten mir zu, Jerôme drückte mich noch einmal an sich und versicherte, dass natürlich alle an der Palme beteiligt gewesen seien, und dass Benjamin sich angeboten hätte, sie in seinem Wagen bei mir zu Hause abzuliefern.
»Nein, ich habe nicht angerufen!« Beate stand an ihrem Schreibtisch und schüttelte den Kopf. »Schröder?«
Ich machte große Ohren, und wahrscheinlich wurden sie auch rot.
»Ja, ja, das kommt vor. Macht nichts!«
Beate legte ihr Handy zurück in ihre Tasche. Jerôme nahm seinen Arm von meiner Schulter, denn ich war augenblicklich erstarrt, als Beate mit meinem verhinderten Liebhaber telefonierte, ohne es zu wissen. Mein Ex-Boss sah mich noch einmal an, was mich wieder zu mir brachte und so wickelte ich mich etwas unwirsch aus seiner Umarmung.
»Wer war das denn?«, versuchte ich es ganz arglos bei Beate, die sich ihr Glas geschnappt und das Gespräch mit den beiden Kollegen wieder aufgenommen hatte.
»Ach, irgend ein Handwerker.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn man mal einen braucht, sind sie nicht da, und plötzlich rufen sie einen an, wenn niemand was von ihnen will!«
Mir war das zwar noch nie passiert, dass mich Handwerker einfach so anrufen, aber diesen Anruf hätte ich doch ganz gern gehabt. Das hatte ich nun mit meinem blödsinnigen Versuch angerichtet, die Stimme des tanzenden Zimmertraummannes zu hören. Beate kam in den Genuss, und sie konnte es gar nicht würdigen.
Die restliche Zeit war ich ein bisschen in mich versunken und grummelte mit mir herum, dass ich mich weiter wie eine pubertierende 13-Jährige verhielt, anstatt als erwachsene Frau das zu tun, was naheliegend war: Diesen Mann einfach anzurufen und mich mit ihm zu verabreden. Mit diesen albernen Versuchen hatte ich mich selbst aber schon so verfangen und blockiert, dass ich zu einem normalen Gespräch wahrscheinlich nicht mehr in der Lage sein würde.
»Bist du traurig, dass du uns verlässt?«, stupste mich Benjamin an und ich nickte, es stimmte ja. Ich war bekümmert, dass ich sie verlassen musste, aber ich freute mich auf die nächste Zeit und war gespannt, wie ich mich in der Selbstständigkeit zurechtfinden würde.
»Na klar, es macht mich traurig, ich werde den Alltag mit euch vermissen!«, sagte ich und prostete ihnen zu. Alle stießen fröhlich auf meine Zukunft an und beglückwünschten mich dazu, dass ich die ersten Schritte in freier Wildbahn bereits erfolgreich hinter mich gebracht hatte. Ich dankte ihnen laut und aus vollem Herzen, leise entschied ich mich, auch in Sachen Liebe etwas selbstbewusster zu sein und mich von dem schönen Manuel nicht nur am Telefon verwirren zu lassen.
18. Kapitel
Der erste Morgen in meiner Zukunft hatte sich gut angelassen.
Ich lag in meiner Badewanne und plätscherte. Das Telefon lag in Reichweite, denn wenn ich eins hasse, ist es, aus der Wanne zu müssen, weil die moderne Elektronik ruft. Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, dass ich es nicht einfach klingeln lassen kann, sondern immer versuche, es zu erreichen, aber meist zu spät, und dann stehe ich nackt und nass am blinkenden Apparat.
*eute wollte ich mich langsam in den Tag finden, Abschied und Neuanfang genießen und zelebrieren. Darum lag ich in der Wanne. Mit Telefon und Milchkaffee. Ich hatte nichts vor, außer am Nachmittag von Benjamin meine Palme in Empfang zu nehmen. Sie würde hier in das Bad kommen. Zum Glück ist das Bad nicht eines dieser Berliner Nasszellenschläuche, in denen man sich vorn am Waschbecken vorbeizwängen muss, um zur Toilette zu gelangen, über die man wiederum weitersteigen muss, um in die Dusche zu kommen. Mein Bad ist der Luxus pur, fast quadratisch, mit Dusche und Badewanne und Platz für einen Sessel und einen Schrank. Irgendein intelligenter Wohnungssanierer hatte einst nicht nur eine nebenan liegende Kammer diesem Bad zugeschlagen, sondern auch ein großes Fenster eingebaut, sodass es Tageslicht und frische Luft gibt.
Kurz bevor ich
Weitere Kostenlose Bücher