Das fremde Gesicht
Unwetter hierhergefahren. So sehr lag ihr die Sache am Herzen.«
»Sie erzählen mir genau dasselbe, was ich bei dem Interview mit ihr gefühlt habe«, bemerkte Meghan. »Sie schien ein sehr anteilnehmender Mensch zu sein. Ich konnte das an der Art sehen, wie sie mit den Kindern bei den Fernsehaufnahmen am Sonntag umging.«
»Da war ich nicht da. Ich mußte an dem Tag zu einer Hochzeit in unserer Verwandtschaft. Können Sie jetzt die Kamera abstellen?«
»Aber ja.« Meghan nickte Steve zu.
Walters schüttelte den Kopf. »Ich wollte eigentlich hier sein. Aber meine Kusine Dodie hat endlich ihren Freund geheiratet. Sie leben ja bloß seit acht Jahren zusammen.
Sie hätten meine Tante hören sollen. Es war grade so, als wäre eine Neunzehnjährige frisch aus der Klosterschule die Braut gewesen. Ich schwöre bei Gott, daß sie Dodie noch am Abend vor der Hochzeit – was wollen wir wetten! – erzählt hat, wie eigentlich Babys entstehen.«
Walters schnitt eine Grimasse, als ihr auffiel, wie ungereimt ihre Bemerkung innerhalb der Klinik hier wirkte.
»Wie die meisten von ihnen entstehen, meine ich.«
»Gibt es irgendeine Chance, daß ich Dr. Manning sehen kann?« Meghan war sich klar darüber, daß, falls überhaupt, die Chance nur über diese Frau bestand.
Walters schüttelte den Kopf. »Mal ganz unter uns: Jemand von der Staatsanwaltschaft und ein paar Ermittlungsbeamte sind jetzt bei ihm.«
Das war nicht überraschend. Zweifellos erkundigten sie sich wegen Helene Petrovics überstürztem Weggang von der Klinik und stellten Fragen nach ihrem Privatleben.
»Hatte Helene irgendwelche besonders vertrauten Freunde hier?«
»Nein. Eigentlich nicht. Sie war sehr nett, aber ein bißchen förmlich – Sie wissen schon, was ich meine. Ich hab’ gedacht, es kam vielleicht daher, weil sie aus Rumänien stammte. Obwohl, wenn man’s bedenkt, die Gabor-Frauen sind auch von da gekommen, und die haben mehr als genug enge Freunde gefunden, besonders Zsa Zsa.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, daß die Gabors ungarisch sind, nicht rumänisch. Dann hatte Helene Petrovic also keine besonderen Freunde oder eine enge Beziehung, wovon Sie wüßten?«
»Dr. Williams kam dem vielleicht am nächsten. Er war früher der Assistent von Dr. Manning, und ich hab’ mir damals gedacht, ob da nicht irgendwas lief zwischen ihm und Helene. Ich hab’ sie einmal beim Abendessen zusammen gesehen, als ich mit meinem Mann ausgegangen bin, zu einem kleinen Restaurant ganz weit draußen. Sie sahen nicht gerade glücklich aus, als ich zu ihrem Tisch bin, um hallo zu sagen. Aber das war bloß ein einzigesmal vor sechs Jahren, gleich, nachdem sie hier zu arbeiten anfing. Ich muß zugeben, daß ich die beiden danach im Auge behalten hab’, und sie sind nie irgendwie besonders miteinander umgegangen.«
»Ist Dr. Williams noch hier?«
»Nein. Er bekam das Angebot, eine neue Einrichtung zu eröffnen und zu leiten, und das hat er angenommen. Es ist das Franklin Center in Philadelphia. Es hat einen wunderbaren Ruf. Unter uns gesagt, Dr. Williams war Spitze als Manager. Er hat das ganze Ärzteteam hier zusammengestellt, und, glauben Sie mir, er hat phantastische Arbeit geleistet.«
»Dann war er es also, der Mrs. Petrovic eingestellt hat?«
»Eigentlich ja, aber sie heuern immer ihre Spitzenkräfte über eine von diesen Headhunter-Firmen an, die für uns die Leute sucht und aussiebt. Aber trotzdem –
Dr. Williams hat hier noch ungefähr ein halbes Jahr gearbeitet, nachdem Helene dazukam, und, glauben Sie mir, er hätte es gemerkt, wenn sie nicht kompetent erschienen wär’.«
»Ich würde gern mit ihm sprechen, Mrs. Walters.«
»Bitte sagen Sie doch Marge zu mir. Ich wünschte, Sie würden mit ihm reden. Er würde Ihnen bestimmt sagen, wie wundervoll Helene hier im Labor war.«
Meghan hörte die Eingangstür aufgehen. Walters blickte auf. »Noch mehr Kameras! Meghan, ich sag’ jetzt lieber nichts mehr.«
Meghan erhob sich. »Sie waren mir eine große Hilfe.«
Auf der Heimfahrt legte sich Meghan zurecht, daß sie Dr. Williams gar nicht erst die Chance geben würde, sie am Telefon abzuwimmeln. Sie würde zum Franklin Center in Philadelphia fahren und dort versuchen, ihn zu treffen.
Mit ein bißchen Glück konnte sie ihn zu einem Interview für die Sendung über künstliche Befruchtung überreden.
Was er wohl zu Helene Petrovic zu sagen hatte? Ob er sie auch in Schutz nehmen würde, wie Marge Walters?
Oder würde er außer sich sein, daß
Weitere Kostenlose Bücher