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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mrs. Petrovic es fertiggebracht hatte, ihn zu täuschen, so wie sie all ihre übrigen Kollegen getäuscht hatte?
    Und was, so fragte sich Meghan, würde sie wohl an ihrem anderen Zielort in der Gegend von Philadelphia herausfinden? Dem Haus in Chestnut Hill, von wo aus jemand ihren Vater vom Tod seiner Mutter benachrichtigt hatte.

    25
    Victor Orsini und Phillip Carter leisteten sich nie beim Mittagessen Gesellschaft. Orsini wußte, daß Carter ihn als Edwin Collins’ Schützling betrachtete. Als vor mittlerweile fast sieben Jahren die Stellung bei Collins and Carter in Frage stand, ging es um ihn und einen weiteren Kandidaten. Ed Collins hatte sich für Orsini entschieden.
    Von Anfang an war sein Verhältnis zu Carter freundlich, aber nie herzlich.
    Heute dagegen, nachdem sie sich beide die überbackene Seezunge mit dem Spezialsalat bestellt hatten, nahm Orsini uneingeschränkt Anteil an Carters offensichtlicher Notlage. Reporter waren im Büro erschienen, dazu hatten ständig Medienleute angerufen, und alle wollten wissen, wie es möglich gewesen sei, daß die Firma Collins and Carter die falschen Angaben im Lebenslauf von Helene Petrovic nicht entdeckt hätte.
    »Ich hab’ ihnen einfach die Wahrheit gesagt«, stellte Phillip Carter fest, während er nervös auf der Tischdecke herumtrommelte. »Ed hat potentielle Kandidaten immer genauestens unter die Lupe genommen, und es war sein Fall. Es macht die Sache nur noch brenzliger, daß Ed vermißt ist und die Leute von der Polizei ganz offen erklären, sie glauben nicht, daß er bei dem Brückenunglück ums Leben gekommen ist.«
    »Kann Jackie sich noch an irgendwas von dem Fall Petrovic erinnern?« fragte Orsini.
    »Sie hat damals grade erst angefangen, bei uns zu arbeiten. Ihre Initialen sind auf dem Brief, aber sie weiß nichts mehr davon. Wie sollte sie auch? Es war wie üblich eine glänzende Empfehlung, die an den Lebenslauf angeheftet war. Nachdem er die Papiere in der Hand hatte, hat Dr. Manning sich mit Petrovic getroffen und sie eingestellt.«
    Orsini sagte: »Von allen Branchen, in denen man dabei ertappt werden könnte, daß man gefälschte Unterlagen abgesegnet hat, ist die medizinische Forschung so ziemlich die schlimmste.«
    »Ja, das stimmt«, gab Phillip ihm recht. »Falls Helene Petrovic irgendwelche Fehler begangen hat und die Manning Clinic verklagt wird, ist es verdammt wahrscheinlich, daß die Klinik dann uns verklagt.«
    »Und gewinnt?«
    Carter nickte grimmig. »Und gewinnt.« Er schwieg eine Weile. »Victor, Sie haben enger mit Ed als mit mir zusammengearbeitet. Als er Sie damals abends per Autotelefon angerufen hat, sprach er doch davon, daß er Sie am nächsten Morgen sehen wollte. War das alles, was er gesagt hat?«
    »Ja, das war alles. Wieso?«
    »Verdammt, Victor«, sagte Phillip Carter erregt,

»machen wir uns doch nichts vor! Falls Ed es geschafft hat, heil über die Brücke zu kommen, fällt Ihnen denn irgendein Hinweis von dem Gespräch damals ein, ob er den Unfall möglicherweise ausnutzen wollte, um von der Bildfläche zu verschwinden?«
    »Hören Sie, Phillip, er hat gesagt, er wollte sicherstellen, daß ich am nächsten Morgen im Büro bin«, entgegnete Orsini mit einiger Schärfe. »Es war eine miserable Verbindung. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.«
    »Tut mir leid. Ich suche ständig nach irgendwas, was vielleicht einen Sinn ergeben würde.« Carter seufzte.
    »Victor, ich wollte sowieso mit Ihnen reden. Meghan räumt am Samstag Eds private Sachen aus seinem Büro aus. Ich möchte, daß Sie ab Montag das Büro übernehmen.
    Wir hatten nicht gerade ein großartiges Jahr, aber wir können es sicherlich in vernünftigem Rahmen neu ausstaffieren.«
    »Machen Sie sich darüber jetzt keine Sorgen.«
    Sie hatten sich weiter nicht viel zu sagen.
    Orsini fiel auf, daß Phillip Carter keinerlei Andeutungen machte, er werde, sobald die Angelegenheit von Ed Collins’ rechtlicher Lage geklärt war, Orsini eine Partnerschaft anbieten. Er wußte, daß es nie zu diesem Angebot kommen würde. Was ihn betraf, so konnte es sich nur um ein paar Wochen handeln, bis die Position an der Westküste, die er im Vorjahr fast bekommen hatte, wieder verfügbar sein würde. Der Mann, den sie dafür angestellt hatten, hatte sich nicht bewährt. Diesmal bot man Orsini mehr Gehalt, den Posten eines stellvertretenden Direktors und Aktienoptionen.
    Am liebsten würde er noch heute weggehen. Alles zusammenpacken und jetzt sofort dorthin fliegen. Doch

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