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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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verstehe. Aber da sie ihr Testament nicht geändert hat, ist alles, was ich sagen kann, daß Sie hier wohnen dürfen, bis das Haus verkauft ist. Als Treuhänder kann ich es vermutlich arrangieren, Sie als Verwalterin einzusetzen, bis der Verkauf abgeschlossen ist. Danach, fürchte ich, sind Sie juristisch gesehen auf sich selbst gestellt.«
    Auf sich selbst gestellt! Stephanie wußte, falls sie nicht ein Einwanderungsvisum und einen Job auftreiben konnte, würde es unmöglich für sie sein, im Land zu bleiben.
    Einer der Polizeibeamten fragte, ob es irgendeinen Mann gebe, der mit ihrer Tante besonders befreundet gewesen sei.
    »Nein. Eigentlich nicht«, antwortete sie. »Manchmal gingen wir abends auf Partys bei anderen Rumänen.
    Manchmal ist Helene ins Konzert gegangen. Am Samstag oder Sonntag ging sie häufig für drei oder vier Stunden weg. Sie hat mir nie gesagt, wohin.« Aber Stephanie wisse überhaupt nichts von einem Mann im Leben ihrer Tante.
    Sie berichtete aufs neue, wie überrascht sie gewesen sei, als Helene so plötzlich ihre Stellung aufgab. »Sie hatte eigentlich vor, mit der Arbeit aufzuhören, sobald sie ihr Haus verkauft hat. Sie wollte für eine Weile nach Frankreich ziehen.« Stephanie war sich bewußt, daß sie über die Wörter stolperte. Sie hatte solche Angst.
    »Dr. Manning hatte nicht die leiseste Ahnung, daß sie erwog, die Klinik zu verlassen«, sagte der Beamte namens Hugo auf rumänisch.
    Stephanie warf ihm einen kurzen Blick der Dankbarkeit zu und wechselte ebenfalls in ihre Muttersprache über.
    »Sie hat zu mir gesagt, daß Dr. Manning sich bestimmt schrecklich aufregen würde, und sie fürchtete sich davor, ihm die Sache beizubringen.«
    »Schwebte ihr eine andere Stellung vor? Das hätte bedeutet, daß man wieder ihre Unterlagen überprüfen würde.«
    »Sie hat gesagt, daß sie eine Ruhepause einlegen will.«

    Hugo wandte sich an den Rechtsanwalt. »Wie war Helene Petrovics finanzielle Lage?«
    Charles Potters antwortete: »Ziemlich gut, das kann ich Ihnen versichern. Frau Doktor, oder vielmehr Mrs. Petrovic, lebte sehr umsichtig und hat klug investiert.
    Dieses Haus war abbezahlt, und sie hatte achthunderttausend Dollar an Aktien, Wertpapieren und Bargeld.«
    So viel Geld, dachte Stephanie, und jetzt würde sie keinen Heller davon bekommen. Sie rieb sich mit der Hand über die Stirn. Sie hatte Rückenschmerzen. Ihre Füße waren geschwollen. Sie war so müde. Mr. Potters unterstützte sie immerhin bei der Vorbereitung des Trauergottesdienstes. Er würde am Freitag in St. Dominic stattfinden.
    Sie sah sich um. Dieser Raum war so hübsch mit seinen blauen Brokatpolstermöbeln, den polierten Tischen, seinen mit Fransen besetzten Lampen und dem hellblauen Teppich. Das ganze Haus hier war so hübsch. Sie war wirklich gern in solch einer Umgebung gewesen. Helene hatte ihr versprochen, sie könnte sich ein paar Sachen von hier für ihr Apartment in New York nehmen. Was sollte sie jetzt nur machen? Was fragte der Polizist da gerade?
    »Wann erwarten Sie Ihr Baby, Stephanie?«
    Tränen stürzten ihr die Wangen hinunter, als sie antwortete. »In zwei Wochen.« Dann platzte es aus ihr heraus: »Er hat gesagt, das ist mein Problem, und er ist nach Kalifornien gezogen. Der hilft mir nicht. Ich weiß nicht, wo ich ihn finden kann. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«

    29
    Der neuerliche Schock, den Meghan bei dem Anblick der Toten mit ihrem Gesicht empfunden hatte, war wieder abgeflaut, als man ihr ein Reagenzglas voll Blut aus dem Arm abzapfte.
    Sie wußte nicht recht, welche Reaktion sie bei Mac erwartete, als er die Leiche zu Gesicht bekam. Die einzige, die sie entdeckte, war, daß seine Lippen schmaler wurden.
    Sein einziger Kommentar war die Feststellung, er finde die Ähnlichkeit so verblüffend, daß er den DNS-Vergleich für absolut notwendig halte. Dr. Lyons war der gleichen Meinung.
    Weder sie noch Mac hatten zu Mittag gegessen. Sie verließen die Gerichtsmedizin in getrennten Wagen und fuhren zu einem Lieblingslokal von Meg, Neary’s an der Siebenundfünfzigsten Straße. Während sie nebeneinander auf einer Sitzbank in dem gemütlichen Restaurant bei einem Club-Sandwich und einer Tasse Kaffee saßen, erzählte Meghan Mac von Helene Petrovics gefälschten Papieren und der möglichen Verstrickung ihres Vaters in die Sache.
    Jimmy Neary kam an ihren Tisch, um sich nach Meghans Mutter zu erkundigen. Als er erfuhr, daß Catherine im Krankenhaus war, holte er sein drahtloses

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