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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Polizei zu benachrichtigen.
    Sie zeigte ihrer Mutter, was sie mit den Unterlagen machte. »Mom, gib auf Hotelquittungen acht, auf denen drei oder vier Tage lang keine Sonderposten aufgeführt sind. Ich möchte gern sehen, ob das nur passiert ist, wenn Dad in Kalifornien war.« Sie erwähnte nicht, daß Los Angeles eine halbe Flugstunde von Scottsdale entfernt war.
    »Und was diese Palomino Lederwaren angeht«, sagte Catherine, »so weiß ich zwar nicht, wieso, aber dieser Name geht mir nicht aus dem Kopf. Es kommt mir so vor, als hätte ich ihn schon mal gehört, aber vor langer Zeit.«
    Meghan hatte noch nicht entschieden, ob sie auf dem Weg zu ihrer Wohnung bei PCD vorbeischauen würde.
    Sie hatte bequeme, alte lange Hosen und einen Lieblingspullover an. Das ist gut genug, dachte sie. Es war einer der Aspekte, die sie so an dem Job gemocht hatte, die lässige Kleidung hinter den Kulissen.
    Sie bürstete sich rasch die Haare und stellte fest, daß sie zu lang wurden. Sie mochte sie etwa bis zum Kinn. Jetzt berührten sie schon die Schultern. Die Tote hatte Haare bis auf die Schultern gehabt. Mit plötzlich kühlen Händen langte Meghan nach hinten, wand ihr Haar in einen losen Knoten und steckte es fest.
    Als sie aufbrach, sagte ihre Mutter: »Meg, warum gehst du nicht mit Freunden zum Essen aus? Es tut dir bestimmt gut, von allem ein bißchen wegzukommen.«
    »Mir ist nicht sehr nach Gesellschaft zumute«, erwiderte Meg, »aber ich ruf dich an und sag’ dir Bescheid. Bist du dann im Gasthof?«
    »Ja.«
    »Also, wenn du später am Abend hier bist, vergiß nicht, die Vorhänge zuzumachen.« Sie hob die Hand mit der Fläche nach oben und außen, die Finger ausgestreckt.
    »Hand drauf, oder wie Kyle sagen würde, ›gib mir eine high five ‹ ! «
    Ihre Mutter hob ebenfalls die Hand und berührte die ihrer Tochter zur Antwort. »Da hast du sie.«
    Sie schauten sich eine ganze Weile an, dann erklärte Catherine energisch: »Fahr vorsichtig!«
    Es war die übliche Ermahnung, schon seit Meg mit sechzehn ihren Führerschein gemacht hatte.
    Ihre Antwort war immer vom gleichen Kaliber. Heute erklärte sie: »Also eigentlich hatte ich ja vor, einen Sattelschlepper zu rammen.« Doch dann hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Der Unfall auf der Tappan Zee Bridge war von einem Tanklaster verursacht worden, der einen Sattelschlepper gerammt hatte.
    Sie wußte, daß ihre Mutter genau das gleiche dachte, als sie sagte: »Mein Gott, Meg, es ist wirklich, als ob man durch ein Minenfeld geht, findest du nicht? Sogar diese Art Witze, die immer zu unserem Leben gehört hat, ist jetzt zweideutig und verdreht. Ob das je wieder aufhört?«

    Am gleichen Montag morgen wurde Dr. George Manning abermals im Büro von Staatsanwalt John Dwyer verhört.
    Die Fragen wurden immer schärfer und hatten jetzt einen sarkastischen Unterton. Die zwei dem Fall zugeordneten Polizeibeamten saßen ruhig dabei, während ihr Chef die Befragung durchführte.
    »Dr. Manning«, fragte Dwyer, »können Sie mir erklären, weshalb Sie uns nicht umgehend mitgeteilt haben, daß Helene Petrovic befürchtete, die Anderson-Embryos verwechselt zu haben?«
    »Weil sie sich nicht sicher war.« George Mannings Schultern waren vornübergebeugt. Seine Gesichtsfarbe, normalerweise von gesundem Rosa, war aschfahl. Sogar der bewundernswerte silberweiße Haarschopf erschien jetzt mattgrau und verblichen. Seit der Geburt des jüngsten Anderson-Kindes war Manning sichtbar gealtert.
    »Dr. Manning, Sie haben wiederholt gesagt, daß die Gründung und Leitung des Instituts für künstliche Fortpflanzung die Hauptleistung ihres Lebens darstellt.
    War Ihnen bewußt, daß Helene Petrovic die Absicht hatte, ihr recht beträchtliches Vermögen der Forschung an der Klinik zu vermachen?«
    »Wir hatten darüber geredet. Sehen Sie, der bisherige Erfolg auf unserem Gebiet ist noch nicht annähernd so, wie wir es uns wünschen würden. Es ist sehr teuer für eine Frau, eine künstliche Befruchtung zu bekommen, irgendwo von zehn- bis zwanzigtausend Dollar. Wenn dann keine Schwangerschaft erfolgt, fängt die ganze Prozedur von vorne an. Obwohl manche Kliniken eine Erfolgsquote von eins zu fünf angeben, liegen die tatsächlichen Zahlen eher bei eins zu zehn.«
    »Herr Doktor, Sie sind sehr darauf bedacht, daß die Rate erfolgreicher Schwangerschaften an Ihrer Klinik steigt?«
    »Ja, natürlich.«
    »War es nicht ein ziemlich harter Schlag für Sie letzten Montag, als Helene Petrovic

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