Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
nicht nur kündigte, sondern gestand, daß ihr womöglich ein wirklich schlimmer Fehler unterlaufen war?«
    »Es war niederschmetternd.«
    »Doch selbst nachdem man sie ermordet aufgefunden hatte, enthielten Sie uns den entscheidenden Kündigungsgrund vor, den sie Ihnen genannt hatte.«
    Dwyer beugte sich über seinen Schreibtisch. »Was hat Ihnen Mrs. Petrovic sonst noch bei dieser Besprechung letzten Montag erzählt, Dr. Manning?«
    Manning faltete seine Hände. »Sie hat gesagt, sie hätte vor, ihr Haus in Lawrenceville zu verkaufen und wegzuziehen, und daß sie vielleicht auf Dauer nach Frankreich gehen wollte.«
    »Und was haben Sie von diesem Plan gehalten?«
    »Ich war bestürzt«, flüsterte er. »Ich war überzeugt, daß sie wegläuft.«
    »Wovor wegläuft, Herr Doktor?«
    George Manning wußte, daß alles vorbei war. Er konnte die Klinik nicht länger in Schutz nehmen. »Ich hatte das Gefühl, daß sie Angst hatte, falls das Anderson-Baby nicht Jonathans Zwillingsbruder war, könnte es zu einem Ermittlungsverfahren kommen, das vielleicht viele Fehler im Labor ans Tageslicht bringen würde.«
    »Das Testament, Dr. Manning. Haben Sie auch gedacht, Helene Petrovic könnte ihr Testament ändern?«
    »Sie hat mir gesagt, es täte ihr leid, aber es sei nötig. Sie wolle für lange Zeit ihren Beruf an den Nagel hängen und hätte jetzt Verwandte zu berücksichtigen.«

    John Dwyer war auf die Antwort gestoßen, deren Existenz er schon vermutet hatte. »Dr. Manning, wann haben Sie zum letztenmal mit Edwin Collins gesprochen?«
    »Er hat mich an dem Tag, bevor er verschwunden ist, angerufen.« Dr. George Manning mochte nicht, was er in Dwyers Augen wahrnahm. »Es war der erste Kontakt, den ich überhaupt mit ihm hatte, ob telefonisch oder schriftlich, seit er mir Helene Petrovic für die Stelle vermittelt hatte«, sagte er mit abgewandtem Blick, unfähig, sich dem Ausdruck von Unglauben und Mißtrauen auszusetzen, den er aus der Miene des Staatsanwalts herauslas.

    44
    Meg beschloß, sich den Besuch im Büro zu sparen, und kam um vier Uhr bei ihrem Apartmentgebäude an. Ihr Briefkasten quoll über. Sie zog all die Kuverts und Anzeigen und Wurfsendungen heraus und nahm dann den Aufzug zu ihrer Wohnung im dreizehnten Stock.
    Sie öffnete sofort die Fenster, um den warmen abgestandenen Mief zu vertreiben, stand dann eine Weile da und blickte über das Wasser zur Freiheitsstatue hinüber. Heute kam ihr die Dame fremd und furchterregend vor, mit ihren von der späten Nachmittagssonne herrührenden Schatten.
    Beim Anblick der Statue mußte sie oft an ihren Großvater Pat Kelly denken, der als Teenager mit leeren Händen in dieses Land gekommen war und so geschuftet hatte, um sein Glück zu machen.
    Was würde ihr Großvater wohl denken, wenn er wüßte, daß seine Tochter Catherine womöglich alles, wofür sie gearbeitet hatte, verlieren würde, weil ihr Mann sie jahrelang hintergangen hatte?
    Scottsdale, Arizona. Meg blickte auf die Gewässer des New Yorker Hafens und begriff plötzlich, was ihr ständig im Kopf herumgegangen war. Arizona war im Südwesten.
    Palomino klang nach Südwesten.
    Sie ging zum Telefon, verlangte nach der Vermittlung und erkundigte sich nach der Vorwahl für Scottsdale, Arizona.
    Anschließend rief sie die Auskunftsstelle von Arizona an.
    Als sich jemand meldete, fragte sie: »Haben Sie eine Nummer für einen Edwin Collins oder einen E.
    R.
    Collins?«
    Es lag kein Eintrag vor.
    Meg stellte eine weitere Frage. »Haben Sie eine Nummer für Palomino Lederwaren?«
    Es blieb eine Weile still, dann sagte die Stimme: »Einen Moment, hier ist die Nummer.«

    TEIL III

    45
    Am Montag abend, als Mac von der Arbeit nach Hause kam, war Kyle so fröhlich wie sonst auch. Er berichtete seinem Vater, er habe all den Kindern in der Schule von dem Kerl im Wald erzählt.
    »Die haben alle gesagt, was für eine Angst sie dann haben würden«, erklärte er mit Befriedigung. »Ich hab’
    ihnen gesagt, wie unheimlich schnell ich gerannt bin und ihm entkommen bin. Hast du deinen Freunden davon erzählt?«
    »Nein, hab’ ich nicht.«
    »Kannst du aber, wenn du möchtest«, sagte Kyle großmütig.
    Als Kyle sich umdrehte, hielt Mac ihn am Arm fest.
    »Kyle, warte einen Moment.«
    »Was ist denn?«
    »Laß mich mal sehen!«
    Kyle trug ein Flanellhemd, das lose am Hals saß. Mac schob es zurück und legte gelbliche und lilafarbene Druckstellen am Halsansatz seines Sohnes bloß. »Hast du die gestern abend

Weitere Kostenlose Bücher